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Libyen sucht nach dem versteckten Vermögen des früheren Diktators. Eine Milliarde Dollar sollen Ermittler in Südafrika aufgespürt haben, angelegt in Gold und Diamanten, in vier Banken und zwei Sicherheitsfirmen. Libysche Gesandte baten Südafrika, bei der Rückgabe des Geldes an die Regierung in Tripolis behilflich zu sein. Experten schätzen, dass im Ganzen 80 Mrd. Dollar vom Vermögen des Gaddafi Clans im Ausland liegt.
Libysche Milizen haben nach dem Außenministerium nun auch das Justizministerium umzingelt und fordern mit massiver Waffengewalt den Rauswurf aller Anhänger des Gaddafi – Regimes. Der Nationalkongress berät über ein Gesetz, mit dem Gaddafis Gefolgsleute aus Regierung und Verwaltung entlassen werden können. Bisher ist es der Regierung nicht gelungen, die verschiedenen Milizen Gruppen zu entwaffnen.
Die Explosion einer Autobombe verletzte zwei französische Wächter, einen davon schwer, und verursachte umfangreiche Schäden an Gebäuden und Autos. Es war der erste große Anschlag auf eine Botschaft in der Hauptstadt Tripolis; die US Botschaft wurde im vergangenen September in Bengasi überfallen.
Laut eines Berichts von IGFM (Internationale Gesellschaft für Menschenrechte) sind in jüngster Zeit rund 100 koptische Christen aus Ägypten wegen angeblicher „Verbreitung des Christentums“ oder „illegaler Einwanderung“ inhaftiert worden. Seit einer von ihnen, der 45-jährige Ezzat Atallah in einem Bengasi Gefängnis an Folterungen starb, werfen Kopten in Kairo Steine und brennen Fahnen vor der libyschen Botschaft. In der Kyrenaika haben salafistische Milizen koptische Händler vorübergehend eingesperrt, weil sie auf ihren Ständen christliche Symbole zeigten. Auch haben Extremisten versucht, mit Säure christliche Symbole aus der Haut zu ätzen.
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen und mit Grenzen zu Ägypten und Tunesien dicht, begeht Libyen den zweiten Jahrestag des Revolutionsbeginns. Während Tripolis ausgiebig feiert, sind die Menschen in Bengasi, der Wiege des Aufstands, nüchterner. Erst wenn das Ziel erreicht ist, gäbe es Grund zum Feiern. Die Stimmen dort für eine größere regionale Autonomie und eine bessere Verteilung des Wohlstands werden immer lauter. Auch müsse die Gefahr von zahlreichen bewaffneten Milizen gebannt werden.
Die Lage im Osten des Landes, besonders um Bengasi, ist kritisch für Ordensgemeinschaften, die von Islamisten Drohungen erhielten, aus dem Land „zu verschwinden“, berichtet Martinelli, der Apostolische Vikar der Hauptstadt Tripolis. Manche sind schon gegangen. Dabei war die Präsenz von Ordensleuten immer „ein wichtiger Bezugspunkt, um das Gespräch mit den libyschen Muslimen am Laufen zu halten“. Dem Bischofsvikar von Bengasi hat man empfohlen, während der für den 20. Februar geplanten Großdemonstration in der Cyrenaika Region sich zum Schutz in ein Krankenhaus einzuquartieren. Islamisten scheinen immer mehr Einfluss auszuüben.
Weil der zweite Versuch des designierten Ministerpräsidenten, eine Regierung zu bilden, gescheitert ist, hat das Parlament Mustafa Abu Shagur das Misstrauen ausgesprochen. In seinen Bemühungen, die Sicherheitsprobleme des Landes zu lösen, geriet der erst im September gewählte Akademiker Shagur unter den Druck von Abgeordneten und Bevölkerung und wurde abgesetzt.
Das libysche Parlament hat nach den schweren Ausschreitungen in den letzten Tagen erklärt, dass alle „illegitimen“ Milizen, die sich nicht dem Innenministerium unterordnen, aufgelöst würden. Die ersten gaben ihren Rückzug bekannt, ohne auf Übergabe ihrer Waffen einzugehen. Für den designierten Premier ist die Auflösung der Rebellengruppen, die beim Sturz von Gaddafi mithalfen, die größte Herausforderung zu Beginn seiner Amtszeit.
Beim Angriff auf das US- Konsulat in Bengasi gab es drei weitere Opfer, darunter der Botschafter selbst, der an einer Rauchvergiftung starb. Die Attacke am 11. Jahrestag des Terrorangriffs auf die USA könnte eine gezielte Aktion gewesen sein. Um die US-Militärpräsenz zu stärken, kreuzte schon ein Kriegsschiff vor der libyschen Küste auf; ein zweites ist unterwegs.
Ein in den USA produzierter Film, der angeblich den Propheten Mohammed beleidigt hat, löste in Libyen und Ägypten heftige Unruhen aus und brachte Tausende wütende Menschen auf die Straße. In Ägypten zerrissen sie die Fahne; in Bengasi zündeten sie die Botschaft an. Ein Mitarbeiter des US-Außenministeriums kam ums Leben.
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