Afrika in Raum und Zeit
Mit etwa 30 Millionen Quadratkilometern ist Afrika der zweitgrößte Kontinent der Erde.
703 Millionen Menschen leben in Afrika.
Sie leben in vielen Kulturen nach verschiedensten Traditionen. Es gibt eine unübersehbare Anzahl verschiedener Sprachen.
Afrika und die Außenwelt
Lange Zeit hat Europa nicht viel über Afrika gewusst. Zwar gab es schon bei Herodot Berichte über das Innere Afrikas und viele Geschichtsschreiber und Forscher haben versucht; Informationen zu erhalten und weiterzugeben. Doch waren diese Nachrichten meist eher im Bereich der Fabeln und Horrormärchen anzusiedeln. Kontakte herrschten durch das Christentum in den ersten Jahrhunderten besonders zu Sudan, Äthiopien und den Ländern entlang des Mittelmeerküste. Arabische Eroberer, Sklavenhändler und Kaufleute berichteten später vom Inneren Afrikas, besonders von den alten afrikanischen Reichen Westafrikas.
Erst als sich die Reisemöglichkeiten verbesserten über die Schiffsverbindungen, kam Europa auch in näheren Kontakt mit dem südlicheren Teil Afrikas. Meist aber blieben auch dann die Kontakte beschränkt auf die Küsten und auf einige wenige Kilometer Hinterland. Im allgemeinen blieb Afrika weiterhin "sagenumwoben" und auch unwichtig, solange die einheimischen Händler die Waren an die Küste lieferten, um die es den seefahrenden Händlern ging: Gold, Elfenbein und besonders Sklaven für Amerika. Gründe für ein tieferes Eindringen in den afrikanischen Kontinent hatte man (noch) nicht. Nur die Mittelmeerküste und Südafrika, das wegen seines gemäßigteren Klimas schon früher Siedler angezogen hatte, waren von etwas größerer Bedeutung für die Europäer. Das Innere Afrikas blieb unbekanntes Niemandsland.
Allerdings machten sich in den letzten Jahrhunderten immer wieder auch Forscher auf, das Innere Afrikas zu entdecken. Wüsten, Urwald und Krankheiten waren dabei ihre härtesten Gegner. Doch die Suche nach Schätzen und "neuem Land" ließ die Abenteurer und Forscher nicht ruhen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren fast alle weißen Flecken von den europäischen Afrikakarten verschwunden. Nun verstärkte sich der Wettkampf um territorialen Besitz in Afrika.
Danach ist Afrika für Europa und Amerika lange nur als strategischer Kontinent wichtig gewesen. Besonders in der Zeit der Kolonisation im 19. Jahrhunderten wetteiferten verschiedene europäische Nationen, vorrangig England, Frankreich, Belgien und Portugal, um Territorium in Afrika. Deutschland kam in diesem Wettlauf im Grunde zu spät. Was es dann doch noch an Kolonien erworben hatte (Togo, Kamerun, Südwest und Ostafrika), wurde ihm nach dem ersten Weltkrieg abgenommen.
Unabhängigkeit wurde den Ländern Afrikas meist erst nach 1960 gewährt. Heute finden wir auf dem Kontinent und den Inseln 54 verschiedenen Staaten.
Geographische Größen
Auf dem Äquator gelegen umfasst Afrika fast ein Fünftel der Landfläche der Erde. Der Kontinent erstreckt sich 8050 km von Nord nach Süd, und 7560 km von Ost nach West. Um den Kontinent herum finden wir nur einige wenige kleine Inseln, mit einer Ausnahme: im Südosten die große Insel Madagaskar.
Verschiedenste Landschaftsformen prägen das Gesicht Afrikas. Die Sahara-Wüste auf der nördlichen Hälfte Afrikas ist etwa 8 Millionen Quadratkilometer groß und sie erstreckt sich von der Atlantikküste im Westen bis zum Roten Meer im Osten. Der höchste Berg Afrikas ist der Mt. Kilimanjaro (5895 m hoch) in Tansania. Der niedrigste Punkt Afrikas ist der See Asal bei Djibuti (153 m unter dem Meeresspiegel).
Der Nil, 6671 km lang, ist der längste Fluss Afrikas und der Welt. Andere große Flüsse Afrikas sind der Kongo (4670 km) der Niger (4180 km) und der Sambesi (3540 km). Weltbekannt sind die 120 m hohen Viktoria-Fälle des Sambesi an der Grenze zwischen Simbabwe und Sambia. Eine Anzahl großer Seen finden wir in Afrika, z.B. den Tschad-See, den Tanganika-See, den Malawi-See und den Viktoria-See. Letzterer ist der größte See Afrikas, der drittgrößte der Welt.
Sprachen Afrikas
Man nimmt an, dass es etwa 1700 eigenständige Sprachen in Afrika gibt, das ist ein Drittel aller Sprachen der Welt. Wenn man jedoch die verschiedenen abhängigen Sprachen und Dialekte der verschiedenen ethnischen Gruppen hinzunimmt, dann wird die Zahl um ein Vielfaches größer.
Nicht alle Sprachen sind gleich wichtig. Manche werden eben nur von einigen hundert Menschen gesprochen, andere dagegen von Millionen. Nur wenige Länder haben eine einzige Nationalsprache. Als Amtssprachen dienen also oft die Sprachen der Eroberer und früheren Kolonisatoren: Arabisch, Englisch, Französisch oder Portugiesisch.
Menschen Afrikas
Afrika hat bei seiner Bevölkerung die höchste Zuwachsrate der Welt: im Durchschnitt 3%. Heute leben dort 703 Millionen Menschen. Im Jahr 2015 können es schon 1,2 Milliarden sein. Während sie Bevölkerung der Städte mehr als durchschnittlich wächst, entvölkern sich die ländlichen Gegenden. In den meisten Ländern Afrikas liegt das Durchschnittsalter unter 15 Jahren.
Zwischen 1960 und 1978 gab es Fortschritte bei der Schulbildung, doch seitdem nur noch Rückschritte. Schulbesuch hat sich um 50% verringert. 1992 waren nur 51,4 % der Kinder eingeschult worden. Die begrenzen Ausgaben für Bildung und Erziehung können nicht Schritt halten mit der Bevölkerungsexplosion. Auch wegen der erdrückenden Staatsschulden werden die Ausgaben für Schulen oft zurückgeschraubt.
Etwas 2% der Jugendlichen haben Zugang zu höhere Schulbildung. Die Anzahl der Wissenschaftler und Ingenieure pro 1000 Einwohner beträgt 0,3 in Nordafrika und 0,1 in Schwarzafrika. Und die Ausgebildeten wandern ab. Etwa 30000 Afrikaner mit Doktortitel arbeiten in den industrialisierten Ländern Europas und Amerikas, dazu 100000 Afrikaner mit anderen hohen Qualifikationen. Die gleiche Zahl qualifizierter Europäer arbeitet im Gegenzug als "Entwicklungsexperten" in Afrika.
In den letzten 30 Jahren hat Afrika bei der Gesundheitsfürsorge große Fortschritte gemacht. Die Lebenserwartung ist gestiegen (allerdings in manchen Ländern auch wieder gesunken wegen AIDS). Kindersterblichkeit ist um 50% zurückgegangen. In vielen Ländern sind Impfungsraten von 20% auf 80% gestiegen.
Die Folgen von Aids sind jedoch überall sichtbar. Die Zahlen sind alarmierend: mehr als 60% aller Aids-Kranken lebt in Afrika (vier Millionen!). Nach Schätzungen von Ärzten leben 1994 von den 13 bis 14 Millionen HIV-infizierten Menschen der Welt wenigsten acht Millionen in Afrika. 80 bis 90% aller infizierten Kinder sind in Afrika.
Afrikas Rohstoffe und Wirtschaft
Afrika ist ein sehr reicher Erdteil, voll von materiellem Reichtum: Landwirtschaft, Tropenwald, Energie, Ozeane und Flüsse und besonders die Bergwerke. Es gibt reiche Kohlevorkommen, Öl und Gas. Man findet dort einige der größten Gold-, Diamanten-, Kupfer-, Kobalt- und Platinvorkommen der Welt.
Aber Afrika trägt weniger als 2% zum Welthandel bei.
Die Exporte beschränken sich meist auf Naturprodukte: Kaffee und Kakao (40%). Diese beiden Produkte hängen stark vom Klima ab und leiden unter den Schwankungen des Weltmarktes.
Noch 1960 hat Afrika Nahrungsmittel exportiert. Heute wird wenigstens 25% der Lebensmittel, die Afrika braucht, importiert. Wenn Afrika sein Überleben selber garantieren will, muss es die Nahrungsmittelproduktion verdoppeln. Afrikaner müssen lernen, immer besser mit den Widrigkeiten der Natur (wiederkehrende Dürre, sich immer weiter ausdehnende Wüsten, pflanzenfressende Insekten) fertig zu werden, aber vielleicht noch wichtiger: mit der Ungerechtigkeit der Menschen.
Das Durchschnittseinkommen eines Afrikaners beträgt im Jahr etwa 1100,- DM (1992). Etwa 220 Millionen müssen mit etwa zwei DM am Tag auskommen. Weil Afrika die Infrastruktur fehlt, entspricht sein Bruttoeinkommen in keiner Weise seinem natürlichen Reichtum.
Religion
Das Christentum findet man in den meisten afrikanischen Ländern. Im ersten Jahrhunderts verbreitete es sich in Nordafrika, dann im Sudan und bis hin nach Äthiopien (4. Jh.) Es hat in Äthiopien als koptische Christenheit überlebt, aber auch in Eritrea und Ägypten (als Minderheit). An allen anderen Orten hat der Islam des Christentum im 7. + 8. Jahrhundert ausgerottet.
Im tropischen Teil Afrikas kam das Christentum im 15 Jahrhundert an. Heute leben mehr als 341 Millionen Christen in Afrika, etwa eine Hälfte katholisch, die andere protestantisch.
Der Islam ist die zweit verbreitetste Religion in Afrika. Er kam im siebten Jahrhundert auf den Kontinent über Ägypten und die Mittelmeerküste. In den folgenden Jahrhunderten verbreitete er sich entlang der Ostküste und über die Sahara bis hin nach Westafrika. Heute ist der Islam in fast allen Teilen Afrikas präsent. Die Zahl seiner Anhänger beträgt etwa 285 Millionen.
Zur Traditionellen Religion, manchmal Animismus genannt, bekennen sich heute noch etwa 15% der Afrikaner.