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Die 40-jährige Schweizerin, die nördlich von Timbuktu entführt wurde, ist nach neun Tagen von der Bewegung Ansar Dine freigelassen worden. Eine Bedingung ist, dass sie nicht mehr zurückkehrt.
Hilfswerke sind bemüht, die 233,000 Menschen, die im Norden Malis vor den Tuareg-Rebellen geflüchtet sind, mit Nahrungsmitteln und Medikamenten zu versorgen, denn die Flüchtlingsströme verschlechtern auch die Notlage in den angrenzenden Ländern Um eine mögliche Abhängigkeit zu vermeiden, wurden „cash for work“ und „cash for training“ angeboten, in denen Fähigkeit vermittelt werden, die der langfristigen Bekämpfung von Hungersnot dienen.
Ein Anführer der Tuareg-Rebellen, die im Norden einen autonomen Staat ausgerufen hatten, sagte, dass das erste offizielle Treffen mit einer Regierungsdelegation von Bamako positiv verlaufen sei. Er beteuerte auch, dass seine Organisation alles Möglich tun wolle, um eine in Timbuktu entführte Schweizerin zu befreien. Da auch Kämpfer von Aquim und Ansar Dine im Norden aktiv sind, ist die Lage dort undurchschaubar.
Diouncounda Traore, bisher Parlamentspräsident, soll in 40 Tagen Ordnung schaffen und demokratische Wahlen vorbereiten. Ob das in dem von Tuareg-Rebellen angestifteten Chaos möglich ist, muss bezweifelt werden.
An dem Tag, an dem die Tuareg-Rebellen ihren neuen Staat Azawad ausriefen, entschloss sich die Militärjunta, nach nur zwei Wochen die Macht an eine zivile Regierung zu übergeben. Der von den Putschisten gestürzte Präsident Touré trat offiziell zurück, so dass eine Übergangsregierung durch Wahlen einen Weg aus der Krise finden kann. Während bisher noch kein Land den Rebellenstaat im Norden anerkannt hat, wird der Schritt zur Neuordnung in Bamako weltweit begrüßt. Die Entwicklung im Norden, wo die mit al-Qaida im Islamistischen Maghreb (AQIM) verbündete Bewegung Ansar Dine die Macht hat, ist nicht abzusehen.
Die westafrikanische Staatengemeinschaft will sofort diplomatische und wirtschaftliche Sanktionen gegen Mali verhängen, weil die Führer des Putsches nicht zurückgetreten sind. Die Tuareg-Rebellen haben die unsichere Lage ausgenützt und den ganzen Norden erobert. Mit dem Einzug in die alte Wüstenstadt Timbuktu haben sie erreicht, was sie zur Errichtung ihres neuen Staates Azawad brauchen.
Eine Delegation der westafrikanischen Staatengemeinschaft will sich in Bamako mit den Coup Anführern treffen und darauf drängen, dass die verfassungsgemäße Ordnung wiederhergestellt wird. Befürworter der Junta sind verärgert über fremde Einmischung. Das Rebellenproblem im Norden zu lösen sei wichtiger als Wahlen. Inzwischen haben auch Religionsvertreter mit Hauptmann Amadou Sanogo verhandelt und die inhaftierten Minister sowie den abgesetzten Präsidenten Touré besucht.
Hauptmann Amadou Sanogo, der Führer der Putschisten, versucht nach den heftigen und schnellen Ereignissen, Ruhe und Ordnung zu schaffen, während lokale Politiker und die internationale Gemeinschaft den Putsch weiter verurteilen. Dieser sei nicht geplant, sondern ein „spontanes Überkochen der Wut der Soldaten“ über die Handhabung des Tuareg-Aufstandes gewesen, sagte Sanogo. Jetzt hat er die Grenzen teilweise geöffnet, um gestrandete Personen ausreisen zu lassen und notwendige Güter ins Land zu bringen. Die Tuareg-Rebellen im Norden sind unbeeindruckt von dem Putsch; für sie geht der Kampf weiter bis ihr Gebiet befreit ist.
Meuternde Soldaten haben die Regierung gestürzt, weil diese nicht fähig sei, den Terrorismus im Norden zu kontrollieren, wo Tuareg-Rebellen seit Anfang des Jahres für einen eigenen Staat kämpfen. Einige Minister seien festgenommen worden, aber Präsident Touré sei in Sicherheit. Der Putsch wurde international verurteilt, besonders auch weil Ende April Wahlen für eine neue Staatsführung anstehen. Über allem steht die drohende Hungerkrise.
Tuareg Rebellen haben ein Konvoi des Internationalen Roten Kreuzes auf dem Weg nach Tessalit aufgehalten und nach Gao zurückgeschickt. Tessalit ist erst vor ein paar Tagen von den Rebellen erobert worden. Der Sprecher der Ancar Dine („Verteidiger des Islam“) Gruppe forderte öffentlich die Einführung der Scharia in ganz Mali. Der Jahrzehnte lang andauernde Kampf um Autonomie der Nomadenstämme in der Sahel Zone hat sich nach dem Sturz Gaddafis verschärft, als die Kämpfer gut bewaffnet aus Libyen zurückkehrten.
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