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Französische Truppen, inzwischen 750 Mann, kämpfen schon vier Tage, um den Vormarsch der Islamisten auf Bamako zu stoppen, haben Konna und Mopti zurückerobert und Gao und Kidal angegriffen. Unterdessen haben die Rebellen die Garnisonstadt Diabali, nur 400 km von Bamako entfernt, eingenommen, weil die dort stationierte malische Armee zu schwach war. Die Franzosen sind erstaunt über die gute Ausbildung und Bewaffnung der Rebellen und müssen sich auf einen langen, zähen Kampf einstellen. Logistische Hilfe vom Westen und Eingriffstruppen der afrikanischen Staaten sind versprochen aber noch nicht vor Ort.
Während die Verhandlungen in Burkina Faso nur stockend vorangehen und ein geplanter Militäreinsatz afrikanischer Truppen in Vorbereitung ist, haben malische Truppen die strategische Stadt Douentza umzingelt, um sie von den islamistischen Rebellen zurück zu erobern. Zuvor hatten die Rebellen durch einen Vorstoß gegen Süden die malische Armee konfrontiert. Da 1,200 Rebellen sich jetzt auf die Hauptstadt Bamako zu bewegen, drängt der UN-Sicherheitsrat auf eine rasche Entsendung von Truppen.
Einige Stunden nach dem erzwungenen Rücktritt von Premier Diarra ernannte Übergangspräsident Traoré einen neuen Regierungschef, Django Cissoko, der das Land aus der Krise ziehen soll. Welche Auswirkung die Ereignisse der letzten Tage auf die UN-Mission zur Rückeroberung des von Islamisten besetzten Nordens haben wird, ist völlig unklar. Inzwischen fürchten die Stammesbrüder im benachbarten Niger, dass die Islamisten, nachdem sie Malis Tuaregs überrumpelt haben, nun auch in ihr Land eindringen.
Malis Ministerpräsident Diarra wurde in der Nacht zum Dienstag angeblich auf Befehl von Hauptmann Sanogo festgenommen. Am Morgen trat er mit seiner Regierung zurück. Möglicher Grund könnte die wachsende Spannung zwischen seiner zivilen Regierung und dem Militär sein. Während Diarra, als Premier der Übergangsregierung, eine militärische Eingreiftruppe befürwortet, glaubt Sanogo, es mit finanzieller und logistischer Unterstützung von draußen allein zu schaffen, den Norden Malis zurückzugewinnen. Diarra ist ein bekannter Astrophysiker, der schon mit NASA und Microsoft gearbeitet hat.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat ein Vorrücken der AU Truppen gegen die Extremisten im Norden Malis mit Vorbehalt empfohlen. Wichtige Fragen über Finanzierung, Führung und Ausbildung sind noch nicht geklärt. Die 3,300 starke UN-Mission Westafrikas, unter dem Akronym „Afisma“, soll anfänglich für ein Jahr eingesetzt werden, um die „territoriale Integrität“ Malis wiederherstellen und transnationale Verbrechen zu reduzieren.
Die Islamistengruppe MUJAO behauptet, dass die Tuaregs sich nach blutigen Kämpfen von der letzten Basis Menaka zurückziehen mussten. Fliehende Bewohner der Stadt bestätigten dies. Der Verlust von Menaka ist ein harter Schlag für die Tuareggruppe MNLA (Azawad National Liberation Movement), nachdem sie im Juni von MUJAO Milizen aus Gao vertrieben wurden.
Ansar Dine Vertreter trafen sich mit Vermittlern aus Burkina Faso, während Pläne für eine militärische Aktion liefen. Ecowas verlangt, dass Ansar Dine den Terror beendet, sich von AQIM und MUJAO trennt und den Dialog über ein vereintes Mali beginnt. Ein Sprecher erklärte sich vor der Presse dazu bereit, doch der Schritt könnte sehr fragwürdig sein. Militärische Vorbereitungen gehen weiter.
Nach dem Militärputsch Anfang des Jahres wurde Mali zeitweise suspendiert. Nun hat die AU Mali wieder aufgenommen und verhandelt über militärische Hilfe. Alle involvierten Gruppen zeigen „einzigartige Einigkeit in der gemeinsamen Sache“. Alle ersehnen eine „gesetzliche Ordnung und nationale Einheit“ für den Norden Malis.
Im Hinblick auf den geplanten Militäreinsatz von Ecowas, der von der UNO und der EU logistisch unterstützt wird, sollen Hunderte Dschihadisten in Mali eingereist sein. Die aus dem Sudan und Westsahara stammenden Kämpfer wurden hauptsächlich in Timbuktu und Gao gesichtet. Sie wollen an der Seite von Ansar Dine den islamistischen Norden gegen die Ungläubigen verteidigen.
Die EU-Außenminister haben am Montag in Luxemburg beschlossen, eine Ausbildungsmission für die malische Armee vorzubereiten. Eine europäische Kampftruppe käme nicht in Frage. Der UNO-Sicherheitsrat hat Unterstützung für eine afrikanische Friedenstruppe zugesagt und will selbst die Planungen übernehmen. Der Konflikt in Mali bedroht die Stabilität Afrikas und ist eine Gefahr für Europa, weil der große „rechts-und staatsfreie Raum“ ideales Rückzugsgebiet für terroristische Gruppen ist. Die Bischöfe Malis hoffen, dass eine internationale Intervention Wirklichkeit wird, um das Leid und die Angst der Bevölkerung zu mindern.
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