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Der 68-jährige Ibrahim Boubacar Keita ist klarer Gewinner der friedlich verlaufenen Präsidentschaftswahlen. Sein Gegenkandidat Soumaila Cisse akzeptierte seine Niederlage und beglückwünschte Keita zu seinem Sieg. Der unter seinen Initialen IBK bekannte Präsident bringt eine lange politische Erfahrung als Ministerpräsident und Parlamentspräsident mit. Nach einer Rebellion von Tuareg und radikalen Islamisten im Norden des Landes und einem Militärputsch vor 14 Monaten muss er jetzt mit der Unterstützung der UN-Friedensmission MINUSMA das Land befrieden und die massive Korruption bekämpfen.  
Da keiner der 25 Präsidentschaftskandidaten eine absolute Mehrheit erhielt, wird am 11. August eine Stichwahl zwischen dem ehemaligen Premierminister Ibrahim Boubacar Keita (39%) and ex-Finanzminister Soumaila Cisse (19%) stattfinden. Trotz Drohungen von militanten Islamisten im Norden des Landes und einiger Unregelmäßigkeiten verliefen die Wahlen mit Unterstützung der UN-Friedenstruppen relativ ruhig.  
Wenn Mali am kommenden Sonntag zur Wahl geht, soll der Kreis vom Putsch im März 2012 zurück zur Demokratie geschlossen werden. Experten drängen, dass trotz des sozialen und wirtschaftlichen Notstands eine nachhaltige Entwicklung angestrebt werden muss. Die zur Wahl stehenden Kandidaten haben den Umweltpakt bereits unterzeichnet, der ihnen aufträgt, die durch den Klimawandel entstehenden Umweltprobleme anzugehen. Auch ohne Krieg und Flucht leiden Hunderttausende unter Dürre und Hunger.
Der Bundeswehreinsatz im Rahmen der UN-geführten Mission MINUSMA von bis zu 150 Soldatinnen und Soldaten bis 30. Juni 2014 wird durch deutsche Polizeikräfte ergänzt. Der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit liegt auf der Beobachtung, Beratung und Ausbildung malischer Polizisten. Die Bundesregierung sieht in dieser Beteiligung einen wichtigen Beitrag zur friedlichen Entwicklung Malis. Das hat das Bundeskabinett beschlossen.
Der UN-Sicherheitsrat hat einstimmig bestätigt, eine 12,600 starke Friedenstruppe zum 1. Juli einzusetzen. Die neue Gruppe, Minusma genannt, wird ernste Sicherheitsprobleme und politische Hindernisse bewältigen müssen und dazu noch für eine friedliche Wahl am 28. Juli sorgen. Das Kontingent wird anfänglich aus Soldaten der afrikanischen Mission vor Ort bestehen, doch soll die Truppe vom Tschad genau untersucht werden. Sie wird nämlich verdächtigt, Jugendliche in ihre Reihen aufgenommen zu haben.
Als Vorbedingung zu den im Juli geplanten Wahlen wurde in Burkina Fasos Hauptstadt ein Vertrag zwischen den Behörden Malis und den beiden Tuareg-Rebellengruppen ausgehandelt. Skeptiker, darunter Kirchenvertreter, sehen noch viele Hindernisse. Auch müssen vor den Wahlen Hunderttausende Flüchtlinge im Süden und in den Nachbarländern zurückgeführt werden. Die Zukunft der Regionen Nord-Malis, von Tuaregs als Azawad bezeichnet, soll erst nach der Wahl entschieden werden.
Im Norden Malis wurde eine Werkstatt entdeckt, in der einheimische Frauen an 18 Nähmaschinen die Westen für die Bomber herstellten. Chemikalien für den Zündstoff wurden in der Nähe gefunden. Französische Truppen, unterstützt von westafrikanischen Soldaten, haben die Städte Timbuktu, Gao und Kidal befreit, müssen sich jetzt aber auf spontane Angriffe in dem Wüstengebiet einstellen.
Neben der Dem. Rep. Kongo und Zentralafrika ist jetzt auch Mali bloßgestellt für die Gewalt, die Kindern durch Krieg angetan wurde. Über die Hälfte der 15,8 Mio. Malier sind Kinder, und, laut dem neuesten UN-Bericht, wurden besonders im Norden viele von ihnen rekrutiert, sexuell missbraucht, verstümmelt und getötet.
Ban Ki Moon will bis 1. Juli eine Friedenstruppe von 11,200 Soldaten und 1,140 internationalen Polizisten vor Ort haben, obwohl die Sicherheitslage noch „komplex und explosiv“ ist. Größere Kampfhandlungen werden seltener, aber sporadische Zusammenstöße mehren sich.
Bei der Geberkonferenz in Brüssel, mit Vertretern von 100 Staaten und großen Organisationen, hat Mali finanzielle Zusage von 3,25 Mrd. Euro erhalten. Die internationale Gemeinschaft will Mali im Kampf gegen Terrorismus, Zerstörung, Gewalt und Intoleranz unterstützen. Neuwahlen, Grundversorgung der Bevölkerung und Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur sind dringend. Auch müssen 400,000 Flüchtlinge, meist Binnenvertriebene, vor den Wahlen nach Hause zurück und Gespräche mit den Konfliktparteien aufgenommen werden. Noch ist der Krieg nicht ganz gewonnen, aber das neue Mali muss sich um Frieden mühen.
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