Während die Familien noch suchen, weinen und trauern, berichtete ein örtlicher Führer von Chibok, dass Bewaffnete gesichtet wurden, die Gruppen von Mädchen nach Kamerun und über den See nach Tschad brachten. Noch immer werden 230 Mädchen vermisst; nur 43 konnten sich retten. Laut einem weiteren Bericht sollen die Entführer Mädchen versteigert und den Brautpreis eingesteckt haben. Dabei sollten die 16 – 18 Jährigen jetzt ihr Abschlussexamen schreiben.
Die zweitägige Marine-Übung zur Piraterie-Bekämpfung vor der westafrikanischen Küste involvierte 20 Staaten, 36 Schiffe und 47 Übungen. Was allgemein als Erfolg gewertet wurde, zeigte im Rollenspiel manche Mängel auf. Kommunikation, Ausbildung und Ausrüstung müssen verbessert werden. Um die Sicherheit auf See zu gewährleisten, muss Piraten, Schmugglern und illegalen Fischern das Handwerk gelegt werden. Der Golf von Guinea ist zurzeit am meisten von Piraterie betroffen.
Dass die verschleppten Mädchen in einem Armee-Einsatz befreit wurden, ist eine Fehlmeldung. Nur wenige von ihnen konnten sich selbst in Sicherheit bringen. Über 80 der Entführten sind noch in den Händen der Kidnapper, wo sie sexuell und als militärische Schutzschilde missbraucht werden. Ban Ki Moon und Catherine Ashton haben sich für die Mädchen eingesetzt. Vier schreckliche Terrorakte in drei Tagen spalten die Politiker statt sie zu vereinen. Sie schieben sich gegenseitig die Schuld zu.
Nur einen Tag nach dem verheerenden Doppelanschlag auf den Busbahnhof der Hauptstadt Abuja, dem nach verschiedenen Schätzungen zwischen 70 und 200 Menschen zum Opfer fielen, haben militante Islamisten über 100 Schülerinnen eines Mädchengymnasiums in Chibok (Bundesstaat Borno) entführt und auf vier Lastwagen weggefahren. Die Eltern der Mädchen sind verzweifelt. Die ganze Stadt trauert. Das Schicksal der Verschleppten ist, dass sie wahrscheinlich als Sexsklavinnen missbraucht werden.
Nach neuesten Berechnungen ist Nigeria nicht nur das bevölkerungsreichste Land Afrikas sondern auch die stärkste Volkswirtschaft. Der steile Anstieg des Bruttoinlandprodukts (BIP) ist teils durch die unerwarteten Umsätze im Internet und Handy-Sektor und in der wachsenden Filmindustrie „Nollywood“ zu erklären. Auf dem Boden sieht es anders aus: ineffektive Telekommunikation, schlecht in Stand gehaltene Straßen, Häfen und Flughäfen und chronische Stromknappheit. Der meiste Strom kommt von Dieselgeneratoren. Dazu lebt ein Großteil der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. So wird Südafrika wohl noch länger das wichtigere Wirtschaftszentrum bleiben.
Mutmaßliche Fulani Viehhirten stürmten eine Versammlung von Gemeindeleitern und Selbstverteidigungs-Gruppen und töteten über 70 Menschen. Der Konflikt zwischen Hirten und sesshaften Bauern, die die Herden der Fulani von ihrem Land fernhalten, ist nicht neu. Jetzt wollten die Bauern in Zamfara beraten, wie sie den Viehdieben das Handwerk legen könnten. Obwohl es keinen Zusammenhang zwischen Fulani und Boko Haram gibt, verschlimmert jeder Waffeneinsatz die prekäre Sicherheitslage im nördlichen Nigeria.
In der Hauptstadt Abuja sollen am Sonntag bei dem Versuch, aus der Zentrale der Geheimpolizei zu entkommen, 21 Menschen getötet worden sein, viele von ihnen mutmaßliche Mitglieder der Islamisten Gruppe Boko Haram. Seit Beginn ihrer Kampagne, den Norden des Landes unter Scharia zu bringen, sind Tausende umgekommen, seit Anfang des Jahres 1,500. Ob alle Toten in Abuja Häftlinge waren, ist noch nicht sicher.
Die Polizei entdeckte in einem maroden Haus bei Ibadan, Nigerias drittgrößter Stadt, menschliche Schädel, Skelette und verwesende Leichen und dazwischen abgemagerte, zum Teil gefesselte, Gefangene. Den Anstoß zu dem Fund gaben Motorrad-Taxifahrer, die sich um plötzlich verschwundene Kollegen sorgten. Man vermutet, dass es sich um Entführungsopfer handelt, die dort gefoltert oder der Magie geopfert werden. Die Überlebenden wurden sofort medizinisch betreut. Die Nachricht von dem grausigen Fund hat eine wütende Protestaktion ausgelöst.
Zehntausende hatten sich in einem Stadion in Abuja zu einer von der Regierung organisierten Rekrutierungsveranstaltung versammelt, als eine Massenpanik ausbrach und die Bewerber auf das zentrale Podium zustürmten. Die schier unkontrollierbare Menschenmasse ist ein Zeichen für die Perspektivlosigkeit von Millionen, besonders junger Menschen, die unbedingt Arbeit finden wollen.
Nigeria hat, nach dem letzten sinnlosen Massaker an einer Schule im Yobe Bundesstaat, Hilfe von Frankreich und den frankophonen Nachbarn Westafrikas, besonders von Kamerun, gefragt, um sich gegen die islamistischen Angriffe zu wehren. Viele verängstigte Schüler und Studenten in der Region haben ihre Internate und Wohnheime fluchtartig verlassen. Bis jetzt wurden im Nordosten über 200 Schulen zerstört. Noch größer als der materielle Schaden von etwa 15,6 Mio. Dollar ist der Verlust einer Ausbildung für viele Jugendliche.