Experten haben am Eingang einer Kirche in Owerri im Südosten des Landes am Sonntagmorgen zwei Bomben entschärft. Sie hätten vermutlich während des Gottesdienstes explodieren sollen. Ein Beobachter fand die in Säcke gewickelten Objekte ungewöhnlich und informierte noch in der Nacht die Polizei.
Von einer Nomadensiedlung unweit von Chibok, wo im April fast 300 Schülerinnen entführt wurden, haben mutmaßliche Boko Haram Mitglieder 22 Frauen in Autos gezwungen. Drei junge Männer, die sie verteidigen wollten, wurden ebenfalls gekidnappt. Trotz intensiver Suche mit internationaler Unterstützung fehlt auch von den Mädchen noch jede Spur.
Boko Haram versetzt das Land weiter in Angst und Schrecken. Hunderte Menschen wurden in den letzten Wochen im Nordosten ermordet und Häuser, Moscheen und Kirchen niedergebrannt. Besonders tückisch ist, dass die Angreifer getarnt kommen, manchmal in Militäruniform und, vor zwei Tagen im Dorf Bardari unweit von Maiduguri, sogar als Prediger verkleidet. Als die Leute sich versammelt hatten, sie zu hören, feuerten sie in die Menge. Die Regierung steht im In- und Ausland unter wachsendem Druck, besonders seit der Entführung der über 200 Schülerinnen.
In dem Ort Mubi, im Nordosten des Landes, sind am Sonntag beim Verlassen eines Fußballstadions dutzende Menschen, meist Fans, umgekommen. Die Bombenexplosion soll sich inmitten der Menschenmenge ereignet haben. Zuvor wurden in einer Bar unzählige Menschen getötet. Und einen Tag danach erschossen Bewaffnete in einer Kirche neun Menschen. Wie bei den meisten Anschlägen waren die Ziele wieder „westlich geprägte Einrichtungen“.
Präsident Jonathan lehnt bis jetzt jegliche direkte Verhandlung mit Boko Haram ab, doch Erzbischof Ignatius Kaigama, in dessen Bischofsstadt Jos eines der letzten schweren Attentate mit 120 Toten stattfand, glaubt, dass „letztlich nur Reden gegen den Terror hilft“. Auch die verschleppten Mädchen könnten nur durch Kontaktaufnahme gerettet werden. Präsident Obama hat neben der Luftaufklärung auch Bodentruppen für die Suche zur Verfügung gestellt. Der Dialog sei aber immer noch „die stärkste Waffe“.
Beim Krisengipfel in Paris vereinbarten Nigeria und die Nachbarstaaten Tschad, Niger, Kamerun und Benin, unterstützt von Frankreich, Großbritannien, den USA und der EU, ihre Kräfte zu bündeln, nicht nur um die Schülerinnen zu befreien, sondern um Boko Haram zu besiegen. Der Aktionsplan umfasst: eine strenge Grenzüberwachung, den Austausch von Geheimdienstinformationen und eine Unterbindung der Geld-und Waffenzufuhr an die islamistische Sekte. Eine westliche Militäraktion soll es nicht geben, aber gut ausgestattete Expertengruppen sind bereits in der Region. Während der Konferenz gab es neue Überfälle in Nigeria und Kamerun.
Die USA fliegen bemannte Flugzeuge und Aufklärungsdrohnen und versuchen Handy Kommunikation aufzuspüren. Die Eltern der Mädchen sehen ihre Kinder auf Video, sind aber machtlos. Präsident Jonathan will nicht auf die Forderung des Boko Haram Anführers, Abukakar Shekau, eingehen, die Entführten gegen Islamisten in Gefängnissen auszutauschen. Ein positiver Schritt ist, laut Erzbischof Onaiyekan von Abuja, dass die Islamistengruppe jetzt für Gespräche mit der Regierung bereit ist. Frankreichs Präsident setzt sich für ein Gipfeltreffen mit Nigeria ein.
Während mit internationaler Hilfe fiebrig nach den gekidnappten Mädchen gesucht wird, setzte Boko Haram den blutigen Kampf für einen Gottesstaat im Nordosten des Landes fort. Hunderte Zivilisten wurden im Dorf Gamboru ermordet. Nigeria begrüßt die ausländische Hilfe zur Rettung der Mädchen und zum Ende des Boko Haram Terrors. Malala, das pakistanische Mädchen, das den Taliban Angriff überlebte, plädiert für die Freilassung ihrer „nigerianischen Schwestern“.
Boko Haram hat sich endlich zu der Tat bekannt und mit dem Verkauf, der Versklavung oder Zwangsverheiratung gedroht. Wut und Frustration über das Versagen der Regierung, die Mädchen zu finden, eskalieren in Nigeria. Der Rest der Welt, darunter England und die USA, will Hilfestellung geben. Manche schlagen den Einsatz von Drohnen vor, um die Verstecke in Steppen und Wäldern, auch im Grenzgebiet zu Kamerun und Tschad, aufzuspüren.
Unweit des Busbahnhofs in Abuja, wo vor zwei Wochen Explosionen viele Opfer forderten, ging am Abend des 1. Mai wieder eine Autobombe los, nur eine Woche vor dem Weltwirtschaftsforum, zu dem der chinesische Regierungschef als Ehrengast geladen war. Die Spur führt wieder zu Boko Haram. Die Zahl der Toten schwankt. Die Hauptstadt in der Mitte des Landes blieb bis vor kurzem verschont von den im Nord-Osten üblichen Attacken und Entführungen, aber jetzt geht die Angst umher. In Abuja protestieren wütende Eltern der entführten Mädchen gegen die Untätigkeit der Behörden. Für neun Euro sollen viele von ihnen als Bräute an Islamisten verkauft worden sein.