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Mohamed Ibrahim, der am katholischen Newman College im Norden Londons unterrichtete, wurde während der Sommerferien nach Somalia zurückgerufen, als er zum Vize Premier und Außenminister ernannt wurde. Er bringt Erfahrungen mit FAO und anderen Organisationen mit, die ihm in dem durch Bürgerkrieg, Dürre und Hunger zerrütteten Land zugutekommen.
Die verschiedenen politischen Kräfte im Land haben ein Abkommen unterzeichnet, das eine Waffenruhe und eine neue Verfassung anstrebt, unter der im August 2012 freie Wahlen stattfinden sollen. Nach dem Apostolischen Administrator von Mogadischu sei die Road-Map „mit hoffnungsvoller Vorsicht zu genießen“. Es habe schon 15 solche Abkommen gegeben, die aber nie umgesetzt wurden. Auch jetzt gibt es zu viele Fraktionen im Land, die eine Zusammenarbeit mit der Zentralregierung ablehnen.
Auf der lange aufgeschobenen AU-Geberkonferenz, zu der nur vier Staatschef angereist waren, gab es Zusagen in Höhe von 350 Millionen Dollar für die Hungersnot am Horn von Afrika. Die Afrikanische Entwicklungsbank gab 356 Millionen. Die großzügigsten Geberländer waren Algerien, Ägypten, Angola und Südafrika. Der gerade unabhängig gewordene Südsudan versprach eine Million.  
Caritas Somalia meldet, dass die Zahl der Kleinkinder im Land sich alle elf Wochen um ein Zehntel verringert, und will die hygienischen Bedingungen für die 470.000 Flüchtlinge in Mogadischu verbessern. Da sich andere Organisationen um die Nahrungsmittelversorgung kümmern, will der Jesuit Flüchtlingsdienst (JRS) sich für somalische Flüchtlinge in Äthiopien vor allem mit Schulprogrammen und psychologischen Hilfen engagieren. Die Jugendlichen haben in den Wüstengebieten keinerlei Betätigungsmöglichkeiten und bis zu ihrer Rückkehr in die Heimat könnten Jahre vergehen.   
Obwohl sie mitten in einer dramatischen Schuldenkrise stecken, haben die USA ihr Hilfspaket für die Hungernden am Horn von Afrika um 105 Millionen Dollar und die EU um 60 Millionen Euro erhöht. Auf seiner Reise in die Notgebiete hat Entwicklungsminister Niebel eine Aufstockung der deutschen Hilfe auf 151,5 Millionen Euro bekannt gegeben, während 90 Millionen privat gespendet wurden. Die Islamische Konferenz (OIC) schuf einen 350 Mio. Euro Hilfsfonds, von denen 150 Mio. in der Türkei gesammelt wurden. Kritisiert wird China, das trotz riesiger Exportüberschüsse bisher nur 14 Millionen Dollar beigetragen hat. Afrikanische Solidarität hält sich in Grenzen. Tansania spendete 300 Tonnen Mais, in Kenia kamen durch einen Aufruf des Rotes Kreuzes und der Medien 3,7 Millionen Dollar zusammen.   
Die Al-Shabaab Milizen bezeichnen ihr Verlassen der Hauptstadt als 'strategischen Rückzug'. Die Übergangsregierung hat desertierenden Milizionären eine Amnestie zugesagt. Der Rückzug ermöglicht eine bessere humanitäre Versorgung der Einwohner Mogadischus. Der Versorgungslage der Bevölkerung im Süden Somalias wird immer dramatischer. Tansania hat 300 Tonnen Mais für Hungeropfer in Somalia gespendet.  
Ein UN-Bericht schätzt, dass etwa 27.000 somalische Kinder in den letzten drei Monaten verhungert sind. Die Menschen, die vor der schlimmsten Dürre seit 60 Jahren geflohen waren, leiden seit Tagen unter extrem starken Regenfällen, befolgen aber trotz Hunger das Ramadan-Fasten. Kämpfe zwischen Shabaab-Milizen und Regierungs- und UN-Truppen in Mogadischu behindern die Arbeit der Hilfsorganisationen. Die Bundesmarine hat eine zweite Fregatte in die Region entsandt, die Hilfslieferungen schützen soll. Ein von der Afrikanischen Union für den 9. August einberufenes Gebertreffen ist um zwei Wochen verschoben worden.   
Einen Tag nach Einrichtung der Luftbrücke gibt es in Mogadischu heftige Kämpfe. Von der AU unterstützte Regierungstruppen haben eine Hochburg der Shabaab Islamisten angegriffen. Es ist noch nicht klar, ob sie die Rebellen vor Beginn des Ramadan zurücktreiben oder eine bessere Versorgung der hungernden Menschen in den Katastrophengebieten ermöglichen wollen.
Die von der UNO organisierte Luftbrücke stieß beim kenianischen Zoll auf Schwierigkeiten, während Helfer verzweifelt auf energiereiche Nahrung für verhungernde Kinder warteten. Für die nächsten Tage sind mehrere Hilfsflüge von Nairobi nach Somalia und Äthiopien geplant. Neben der Direkthilfe ist es zwingend notwendig, auch über Aufbauhilfen für die Landwirtschaft zu sprechen.
So lautet das Urteil eines britischen Staatssekretärs über die Reaktion mancher Länder auf die verheerende Katastrophe. Zum ersten Mal seit 1992 hat die UNO die kritische Lage in zwei somalischen Gebieten mit dem emotionalen Wort „Hungersnot“ bezeichnet. Laut UNICEF spricht man von Hungersnot, wenn über 30% der Menschen in einem Gebiet an akuter Mangelernährung leiden oder wenn von 10,000 Kindern täglich mehr als vier sterben. Ohne schnelle und massive Hilfe werden sich die Krisengebiete ausweiten.
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