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Mit seiner Aufforderung an Präsident Mugabe, „zum Wohl des Landes“ sein Amt aufzugeben, hat Premier Morgan Tsvangirai wieder Spekulationen um die Gesundheit des 87-jährigen Staatschefs angeheizt. Kurz zuvor hatte die von Mugabe kontrollierte Polizei Tränengas in die Parteizentrale von Tsvangirais MDC gefeuert. Nur unter Druck der Nachbarn teilen sich die beiden Rivalen die Macht, doch die Beziehungen sind und bleiben gespannt.
Robert Mugabe sagte seine Reise nach Genf zum Gipfeltreffen der International Telecommunications Union (ITU) ab, da seiner Frau Grace, dem Außenminister Simbarashe Mumbengegwi und anderen hochstehenden Regierungsbeamten die Einreise in die Schweiz verweigert wurde.
Dr Rowan Williams, Erzbischof von Canterbury und Primas der anglikanischen Weltgemeinschaft, hat die leidgeprüfte Kirche in Simbabwe besucht, wo der abtrünnige, Mugabe-treue frühere Bischof von Harare, Nolbert Kunonga, sein böses Spiel treibt. In seiner Predigt im Sportzentrum vor 15,000 Gläubigen geißelte Williams die Machenschaften des exkommunizierten Bischofs, der Kircheneigentum an sich reißt, Gläubige aus den Kirchen verjagt, Schulen und Kliniken kontrolliert und ruiniert, Verhaftungen von Priestern anzettelt und Mugabes Schlägertrupps anheuert, um ganze Gemeinden zu prügeln. Bei einem Treffen mit Mugabe überreichte Erzbischof Williams dem Präsidenten ein Dossier über die Verfolgung von Anglikanern und forderte ein sofortiges Ende der Gewalt.
Nachdem die Afrikanische Union schon letzte Woche Libyens Nationalen Übergangsrat als rechtmäßige Regierung anerkannt hat, setzt Mugabe noch Bedingungen. Erst wenn die neue Regierung mit dem gestürzten Gaddafi und seinen Getreuen verhandelt hat, würden Simbabwe und „die anderen afrikanischen Länder“ diese akzeptieren. Voreiliges Handeln sei „ein Verrat an den Prinzipien der Gründerväter der AU“.
Weil er sich von Gaddafi lossagte, libysche Demonstranten an der Botschaft unterstützte und die neue Flagge hissen ließ, muss Taher Elmagrahi das Land verlassen. Simbabwe, wie bis jetzt die meisten Länder Afrikas, erkennt den Nationalen Übergangsrat nicht an. Mugabe, ein enger Verbündeter Gaddafis, steht hoch in dessen Schuld; das Eingreifen der NATO bezeichnet er als einen Konflikt ums Öl. Noch letzte Woche hat Südafrika einen UN Beschluss blockiert, der den Rebellen Zugriff zu libyschen Geldern gewähren sollte.
Zentralbankdirektor Gideon Gono versuchte Drohungen von Regierungsminister Saviour Kusakawere zu entschärfen, der 13 ausländischen Banken und Unternehmen mit Nationalisierung drohte, wenn sie nicht die Gesetze umsetzen, die eine 51% Beteiligung durch simbabiwische Bürger an ausländischen Firmen vorschreiben.  
BBCs Panorama Programm berichtete über zwei Lager in den Marange Minen, in denen meist zwangsrekrutierte Arbeiter gefoltert werden, wenn sie bessere Arbeitsbedingungen fordern oder illegal nach Diamanten graben. Marange ist einer der reichsten Diamantenfunde der Welt und wird von der Armee betrieben. Der 'Kimberley Prozess', der den Export von 'Blutdiamanten' verhindern sollte, hat den Export aus zwei Diamantenfeldern freigegeben. Trotz heftiger Kritik der Zivilgesellschaft will auch die EU nach erstweiligem Widerstand jetzt den Diamantenimport aus Marange genehmigen.  
15,000 Stellen an Simbabwes Regierungsschulen sind unbesetzt. Viele Lehrer haben sich im Ausland um besser bezahlte Stellen beworben, und Schulabgänger sind nicht mehr bereit, den früher so begehrten Lehrberuf zu ergreifen. Der Brain Drain hat sich verheerend auf das Erziehungswesen ausgewirkt. Mit steigenden Schülerzahlen kann der Mangel noch spürbarer werden.
Willkürliche Verhaftungen, die Oppositionelle, Minister, Regierungsmitglieder und Journalisten ständig bedrohen, kommen immer näher an Kirchenvertreter heran. Wohltätige Dienste und ökumenische Treffen könnten dem Regime gefährlich werden und sind verboten. Am vergangenen Sonntag hat die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden Politiker und Sicherheitskräfte aufgerufen, die Gewalt in den Vororten der Hauptstadt zu stoppen, wo es bereits no-go Zonen gibt und Menschen Angst haben, nach Hause zu gehen.
Nachdem Premierminister Morgan Tsvangirai von den Militärchefs forderte, sich aus der Politik rauszuhalten, wurde er von einem ranghohen Offizier als Sicherheitsrisiko bezeichnet. Tsvangirai würde sich von Fremden beeinflussen lassen, die einen illegalen Regime-Wechsel in Simbabwe anstreben. Im Fall von Neuwahlen wird das Militär, wie immer, dem alten Machthaber Mugabe starke Rückendeckung geben, notwendigerweise auch mit Gewalt.
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