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Knapp einen Monat nach Regierungsantritt hat Präsident Jacob Zuma in Kapstadt seine erste Rede an die Nation gehalten. Bis Ende 2009 versprach er eine halbe Million neue Arbeitsplätze, bis 2014 vier Millionen. 80% der Aids Infizierten sollen mit antiretrovalen Medikamenten versorgt werden. Gewaltverbrechen sollen drastisch reduziert werden. Auch versprach er eine super Weltmeisterschaft, die „beste aller Zeiten“. Zu Ehren von Nelson Mandela wird am 18. Juli ein Feiertag eingelegt. Trotz der Rezession, der ersten seit 1992, will Zuma die Armutsbekämpfung als „Eckpfeiler“ seiner Politik beibehalten.
In der unwegsamen Provinz KwaZulu Natal fliegen nun Orthopäden zu kleinen entlegenen Zentren, um Menschen mit Behinderungen Hilfe zu bringen. Sogar Prothesen können angepasst und angefertigt werden. Für viele, besonders Kinder, bedeutet dies eine neue Lebensqualität.
In einer stillgelegten Goldmine starben über 60 Menschen bei verbotenen Grabungen. Ein Brand oder Giftgase könnten die Todesursache sein. Immer wieder werden illegale Kumpel an der gefährlichen Mine gefasst. Die so genannten „Gold-Piraten“ werden von verbrecherischen Banden angeheuert, die sich so jährlich um Millionen bereichern.
Der 79jährige Mariannhiller Missionar Ernst Plöchl aus Oberösterreich wurde am Samstag auf der Missionsstation Mariazell ermordet. Einzelheiten sind noch unklar. Pater Plöchl wirkte seit 40 Jahren mit großem Engagement als Missionar in Südafrika.
Einen Tag nach seiner Amtseinführung stellte Präsident Zuma seine neue Regierung vor. Trevor Manuel, für 13 Jahre beliebter und erfolgreicher Finanzminister, wird Chef des einflussreichen Planungsstabes, der das Land durch die Folgen der Wirtschaftskrise steuern soll. Sein Nachfolger als Finanzminister wird Pravin Gordhan. Neben fallender Wirtschaftsleistung und steigender Inflation und Arbeitslosigkeit, wird Zuma mit Korruption, dem HIV/Aids Problem und hohen Gewaltverbrechenquoten konfrontiert. Nach Polizeiangaben gab es zwischen 2007 und 2008 über 18.000 Morde und 36.000 Vergewaltigungen.
Kurz vor seiner Wahl erhielt Jacob Zuma einen Brief der Bischofskonferenz, unterzeichnet vom Vorsitzenden Erzbischof Buti Tihagale, in dem der neue Präsident an eine „Kultur des Rechts“ und „der Verantwortung“ erinnert wurde, die Südafrika im Hinblick auf die vielfältigen Probleme nötig brauche. Die „Aufmerksamkeit für die Schwächsten und Verletzlichsten“ sei das Kriterium für eine gesunde Gesellschaft.
Zwei Wochen nach der Wahl wird heute das neue Parlament vereidigt und wählt dann, wie erwartet, Zuma als Staatspräsident Seine feierliche Einführung wird unter großer Beteiligung am Samstag in Pretoria stattfinden. Die Frage bleibt: wer wird First Lady, Ehefrau Nummer eins oder zwei?
Mit 65.9% der Stimmen hat die Regierungspartei einen klaren Sieg errungen, aber nicht die absolute Zweidrittel – Mehrheit erreicht, die dem ANC fast uneingeschränkte Macht, auch bei Verfassungsänderungen, gegeben hätte. Zuma, der voraussichtliche neue Präsident, zeigte sich trotzdem zufrieden. Er will das Volk einen und sich besonders für das Wohl der schwarzen Bevölkerung einsetzen.
So nannte Kardinal Wilfried Napier, der Vorsitzende der südafrikanischen Bischofskonferenz, den Urnengang. Die Wahl sei „wahrlich demokratisch“ gewesen. Zum ersten Mal wurden Bürger aufgefordert, innezuhalten und ihre Entscheidung nach ihrem Gewissen zu treffen, aber dann auch abweichende Meinungen zu respektieren.
Bei der spannendsten Wahl seit Erlangung der Demokratie in 1994 werden heute 23 Millionen registrierte Wähler an 20.000 Wahllokalen erwartet. Das Resultat steht schon fest: Zuma wird der nächste Präsident. Die Frage ist, ob der ANC seine Zweidrittel – Mehrheit behalten kann. Zuma ist wegen seiner Volksnähe so beliebt wie er wegen Korruption und andern Vergehen umstritten ist. Die Partei selbst hat nach ihrem Sieg über die Apartheid viel Ansehen verloren und ist in Nepotismus, Korruption und Machtkämpfen verstrickt. Ziel der Opposition ist, die Übermacht der ANC zu verhindern.
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