Die Tatsache, dass sich Tansanias 375 Parlamentarier über ein Abschiedspaket von je $98,000 geeinigt haben, hat Schock und Empörung ausgelöst. Zusammen wäre das genug Geld, um ein Krankenhaus zu bauen. Das Land brauchte gründliche Reform an Wurzel und Ästen. Die Ideologie des Gründervaters Julius Nyere sei dahin. Diese „Großzügigkeit“ gegen sich selbst, sei ein schlechtes Beispiel für andere Beamte. Schon jetzt beziehen Abgeordnete ein Monatsgehalt von $7,000; dazu kommen weitere $35,000 als Spesen.
Die Diskussion über eine neue Verfassung sorgt weiterhin für Zündstoff. Strittige Fragen sind die Machtbefugnisse des Präsidenten, die Todesstrafe und verschiedene Aspekte der Union mit Sansibar. Die Oppositionspartei Civic United Front (CFU) will eine größere Eigenständigkeit für Sansibar innerhalb der tansanischen Union. Einige radikal-islamistische Gruppen fordern die volle Unabhängigkeit der Inseln.
Während der Fischfang nachlässt, sind 15,000 Frauen auf der Insel Sansibar Mitverdiener geworden. Sie stehen täglich stundenlang im Salzwasser, pflanzen und ernten Rotalgen, die sie dann trocknen und verkaufen. Sansibar produziert jährlich 11,000 Tonnen Seetang. Die darin enthaltenen Stoffe Agar und Carrageen, die in vielen Kosmetikartikeln und Nahrungsmitteln verwendet werden, übersteigen den Wert der Pflanze um ein Vielfaches. Um ihren eigenen Gewinn zu steigern, verarbeiten manche Gruppen, unter Zusatz von Nelken, Zimt und Eukalyptus, einen Teil der Algen in Seife, die sie lokal vermarkten. So können sie den Schulbesuch ihrer Kinder sicherstellen.
Am Pangani Fluss im Nordosten des Landes mit seinem schwindenden Wasser sind Bauern und Viehhirten schon länger im Konflikt. Jetzt kommt ein weiterer Streit dazu: zwischen Bauern und dem Stromproduzenten TANESCO, der mit drei Wasserkraftwerken am Unterlauf des Pangani 17% des Strombedarfs deckt. Die Regierung bemüht sich, die knappen Ressourcen fair zu teilen, aber vier Jahre Dürre haben die Lage gefährlich verschärft. In Küstennähe ist dazu noch das Wasser durch den steigenden Meeresspiegel verseucht, was zu weiterer Knappheit führt.
Trotz Warnungen von Seiten der in Dares Salaam versammelten Fachleute aus fast allen Uranabbau-Ländern der Welt, hat Tansania die baldige Eröffnung der ersten Uranmine angekündigt. Das Mkuju River Projekt, besonders umstritten weil es an den Selous Nationalpark grenzt, könnte 609 Mio. Dollar einbringen und 690 Tansanier beschäftigen. Die Sorge der Bevölkerung wegen Radioaktivität und verseuchtem Wasser und Feldern beruhten auf falschen Informationen. Weitere Uranvorkommen, auch nahe der Hauptstadt Dodoma, sollen noch auf Wirtschaftlichkeit geprüft werden.
Ein älterer kath. Priester musste wegen Verätzungen in Gesicht und Schultern ins Krankenhaus, nachdem er am Freitag in der Hauptstadt Stonetown angegriffen wurde. Im August wurden zwei junge britische Frauen ähnlich attackiert. Es war der 5. Säureangriff seit November. Vorfälle von religiös motivierter Gewalt mehren sich in Sansibar und auf dem Festland, doch Anschuldigungen schüren weiteren Hass.
Im vergangenen Monat wurden etwa 25,000 Burundier mit Gewalt repatriiert. Die meisten der Flüchtlinge, die im Bürgerkrieg in den 90ger Jahren kamen, gingen freiwillig zurück. Tansania, immer noch ein sicherer Hafen für gefährdete Menschen, ist überfordert durch ständig neue Flüchtlingsströme vom östlichen Kongo. Flüchtlinge werden in Tansania als illegale Migranten angesehen.
Nach einem Bericht von Human Rights Watch arbeiten Tausende von Kindern in legalen und illegalen Goldgruben, oft unter extrem gefährlichen Bedingungen. Dies sei ein eklatanter Verstoß gegen die von Tansania unterzeichnete Kinderrechtskonvention. Tansania ist zum viertgrößten Goldproduzenten weltweit aufgestiegen und exportierte im ersten Halbjahr 2013 Gold im Wert von 1.8 Milliarden Dollar.
Nach einem Besuch im Nordwesten des Landes hat Präsident Jakaya Kikwete alle illegalen Migranten aufgefordert, in ihre Heimat zurückzukehren. Betroffen sind etwa 32.000 Menschen, vorwiegend aus Ruanda. Hintergrund könnten politische Spannungen sein zwischen Ruanda, das die M23 Rebellen im Ost-Kongo unterstützt, und Tansania, das den Hauptteil einer neuen UN-Truppe stellt, die diese Rebellen bekämpfen soll.
Auf der Songo Songo Insel, 15km vom Festland entfernt, wurden reiche Gasvorkommen entdeckt. Die Menschen entlang der Küste in der Kilwa Region bis zur Stadt Mtwara im Süden sind enttäuscht, dass sie von den Vorteilen ausgegrenzt sind. Die Wenigsten werden mal Strom bekommen. Sie werden Sesam und Cashew Bauern bleiben. Aus Angst vor Spionen und Informanten klagen sie kaum, sondern schauen den Tankern nach, die ihren Reichtum wegbringen.