Die ländliche Bevölkerung hat ihre Nahrungsvorräte erschöpft. Wer kann, zieht in die Stadt; die Zurückgebliebenen sammeln wilde Früchte und graben Wurzeln aus, die sie sonst nicht essen würden. Mütter brechen Ameisenhügel auseinander, um an die Getreidekörner zu kommen, die die Ameisen dort gelagert haben. Hilfsgüter sind unterwegs in die Hauptstadt N’Djamena, doch Eile ist geboten, denn wenn die Regenzeit beginnt, sind die am schlimmsten Betroffenen wegen der schlechten Straßen nicht mehr erreichbar.
Jacqueline Moudeina erhält den Alternativen Nobelpreis für ihren furchtlosen Einsatz für die Opfer von Gewalt, besonders unter der Schreckensherrschaft des früheren Präsidenten Habre. Noch sind seine Gräueltaten nicht geahndet, aber Jacqueline kämpft weiter und will, dass alle Menschen ihre Rechte „kennen, fordern und verteidigen“ können.
Zu Beginn seiner vierten Amtsperiode stellte Präsident Idriss Deby sein neues 40-mann starkes Kabinett vor, das auch Mitglieder ehemaliger Oppositionsparteien einschließt. Emmanuel Nadingar bleibt Ministerpräsident.
Etwa 2000 Migranten vom Tschad, die vor den Kämpfen in Libyen flüchten wollten, sind nach IOM Berichten in Ödland gestrandet. Die meisten sind Frauen mit Kindern und ältere Menschen, die nun ohne Schutz vor Sonne, Wind und Sand und ohne Zugang zu Wasser und Nahrung im Grenzland campen. Die Gegend ist auch bevorzugtes Rückzugsgebiet von Banditen. IOM plant eine Luftbrücke. Trotz des harschen Terrains haben es schon 40,000 Flüchtlinge geschafft, auf diesem Weg in den Süden zu gelangen.
Die Armee und Rebellengruppen aus Tschad und dem Sudan rekrutieren wieder Kindersoldaten, viele erst 13 Jahre alt. Die Kinder werden durch Geschenke gelockt, zu einer Pflichterfüllung überredet oder einfach entführt. Sie kommen, nach Amnesty International Berichten, meist aus Lagern im östlichen Tschad, wo auch Darfur Flüchtlinge Schutz und Bleibe suchen.
In der Hälfte aller Regionen haben schwere Regenfälle Felder zerstört und 70.000 Menschen obdachlos gemacht. UN-Organisationen warnen vor einer Lebensmittelknappheit.
Präsident Déby verlangt Zahlungen für die Stationierung der rund 1.000 französischen Soldaten und hätte auch nichts gegen einen Abzug. Frankreich hat Déby und andere befreundete Regierungen in der Region gegen Putschversuche geschützt. Unter Präsident Sarkozy sollen die unter De Gaulle abgeschlossenen Verträge revidiert und die französische Militärpräsenz in Afrika auf zwei Stützpunkte konzentriert werden: Gabun und Dschibuti.
In N’Jameni haben sechs afrikanische Staaten den Einsatz von Kindern in bewaffneten Konflikten verboten Neben dem Gastgeberland Tschad verpflichten sich auch Kamerun, die Zentralafrikanische Republik, Niger, Nigeria und Sudan, jegliche Rekrutierung von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren zu beenden Nichtbeobachtung soll selbst im Fall von Amnestien strafbar sein.
Am 11 August begeht Tschad 50 Jahre Unabhängigkeit. Seit 2003 fließen die Ölquellen. Per Gesetz sollten 80% der Öleinnahmen in die Armutsbekämpfung gehen. Die Wirklichkeit ist, dass entlang der 1000 km Pipeline, die das Öl zur Atlantikküste bringt, die Menschen in bitterer Armut leben, in Dörfern ohne Strom und Wasser. Entschädigungszahlungen für Acker – und Weideland führten zu vielen Konflikten. Es braucht mehr Demokratie und Transparenz, damit der Ölreichtum zum Wohl der Bevölkerung genutzt werden kann.
Auf Wunsch der Tschad Regierung hat der UN Sicherheitsrat beschlossen, bis Jahresende alle Truppen vom Tschad und der benachbarten Zentralafrikanischen Republik zurück zu ziehen. Amnesty International schätzt die Entscheidung als bedenklich ein, da der Schutz von Tausenden Flüchtlingen in der Region gefährdet ist. Tschad beherbergt 260,000 Darfur Flüchtlinge.