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Weil sie sich nicht auf eine demilitarisierte Zone entlang der umstrittenen 1,800 km langen Grenze zwischen Sudan und Südsudan einigen konnten, trennten sich die beiden Gruppen gestern nach zehn Tagen, aber nicht ohne ihre Zusage zu erneuern, die Feindseligkeiten zu beenden. Khartum hat die AU gebeten, den Gipfel im Juli von Malawi nach Äthiopien zu verlegen, weil die neue Präsidentin von Malawi Sudans Bashir nicht in ihrem Land duldet.
Sudan hat seine Truppen aus dem ölreichen, umstrittenen Gebiet Abyei abgezogen, eine Bedingung des UN-Sicherheitsrats für die Aufnahme von Verhandlungen. Die südsudanesischen Sicherheitskräfte hatten sich schon vorher zurückgezogen. Doch während die Verhandlung in Addis Abeba anlief, fielen weitere Bomben auf Südsudan. Seit der Abspaltung des Südens hat der Sudan drei Viertel seiner Ölreserven verloren. Ohne sichere Abmachungen kam es immer wieder zu Grenzstreitigkeiten, die Ende März eskalierten. Erst internationaler Druck führte zu neuen Gesprächen.
Die Regierung in Khartum gibt Israel die Verantwortung für einen Raketenangriff auf ein Auto in Port Sudan, bei dem einer der reichsten Geschäftsleute der Stadt ums Leben kam. Wie schon bei ähnlichen Angriffen in der Vergangenheit, wurde die Rakete von einem Flugzeug abgeschossen. Israel hat nicht auf die Beschuldigungen reagiert. Es wird vermutet, dass die Angriffe mit dem Schmuggel von Waffen für die Hamas entlang der sudanischen Küste zusammenhängen.  
Südafrikas Thabo Mkeki wird in Khartum erwartet, um die Verhandlungen zwischen Sudan und Südsudan wieder in Gang zu bringen. Sie waren durch wochenlange Kämpfe unterbrochen worden. Die Bischöfe der katholischen und anglikanischen Kirche im Südsudan haben in einer gemeinsamen Erklärung gefordert, dass die internationale Gemeinschaft eine „ausgewogenere Haltung“ zu dem Konflikt zwischen den beiden Staaten annimmt, die Lage gründlich studiert und den nötigen Druck ausübt, um den Frieden zu erreichen. Dass die Menschen im Südsudan das Vertrauen in die Völkergemeinschaft verlieren, sei „besorgniserregend“.
Nachdem der südsudanesische Regierungschef internationalem Druck nachgegeben hat und das besetzte Heglig Ölfeld geräumt hatte und somit einen bevorstehenden Krieg verhinderte, hat Khartum acht Bomben über dem Grenzgebiet abgeworfen. Der UN-Generalsekretär und China – wo Kiir gerade Unterstützung sucht – forderten von beiden Seiten Zurückhaltung. Nur unter stabilen Bedingungen könne ihr Öl auf den Markt gelangen.
Nachdem sich die Grenzgefechte ausgeweitet haben, droht jetzt Bashir, die Regierung in Juba zu stürzen. Die „Bürger des Südsudan“ müssten von der Herrschaft der SPLM befreit werden. Sie seien „Insekten“, die man vertilgen müsse. Bashir will das vom Süden eingenommene Heglig Ölfeld zurückerobern und bis Juba weiterziehen. Man könne nicht innerhalb der alten Grenzen friedlich beisammen leben. Ban Ki Moon forderte den Südsudan vergeblich auf, Heglig zurückzugeben. Die internationale Gemeinschaft ist besorgt, weil Bashir jede Vermittlung durch die AU ablehnt.
Beide Länder machen mobil. Im Moment geht der Kampf hauptsächlich um das Heglig Ölfeld, doch gibt es noch mehr Streitpunkte, die vor und nach der Trennung nicht geklärt wurden: der genaue Verlauf der 1,800 km langen Grenze, die Verteilung der Einkünfte aus dem Ölexport, die Nutzung von Pipeline und Öldepot und die Zugehörigkeit einiger Grenzgebiete.
Der UNO Sicherheitsrat fordert ein bedingungsloses, sofortiges Ende der Kampfhandlungen entlang der Grenze zum Südsudan. Der Süden weigert sich, die kürzlich eroberte Ölregion Heglig wieder zu räumen, solange der Norden noch Bomben auf Ziele im Südsudan abwirft. Die Angst vor einem Krieg wächst.
Obwohl das Präsidententreffen nach den Bombenangriffen im Grenzgebiet gestrichen wurde, kamen Vertreter beider Länder in Addis Abeba zusammen, um die Spannungen abzubauen. Die Verteidigungsminister sprachen von einem „guten Treffen“. Sie wollen auf keinen Fall einen Krieg. Die neuesten Kämpfe drehten sich um die erdölreiche Heglig Region.
An mehreren Stellen entlang der Grenze, besonders in Unity State, Abyei und Südkordofan, wüten die Kämpfe. Präsident Bashir hat seinen Besuch in Südsudan abgesagt; Präsident Kiir warnt vor Krieg. Hauptpunkt des Streites sind die Erdölvorkommen im Grenzgebiet. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon rief beide Staaten auf, an dem für Anfang April in der südsudanesischen Hauptstadt Juba geplanten Gipfeltreffen teilzunehmen und die schon getroffenen Vereinbarungen zu beachten.
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