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Weil Juba behauptet, Millionen an Öleinkommen verloren zu haben, will die Regierung in zwei Wochen die Ölförderung einstellen und kein Öl durch den Norden nach Port Sudan fließen lassen. Der Druck, eine alternative Pipeline durch Kenia zum Hafen von Lamu zu bauen, wächst. Inzwischen befürchten die Länder Ostafrikas, dass die Spannungen zwischen den beiden Sudans zum offenen Kampf führen könnten.
Ein Jahr nach dem Unabhängigkeitsreferendum (9. Januar 2011) ist die anfängliche Euphorie verflogen. Nicht nur Konflikte mit Khartum über Grenze und Erdöl, sondern auch Stammeskämpfe innerhalb des Landes erschüttern den jungen Staat. Der schlimmste kriegerische Zwischenfall seit der Unabhängigkeit war kürzlich der Ansturm auf Pibor in der Jonglei Provinz, wo es um Viehdiebstähle und Racheakte ging. Es wird von tausenden Toten berichtet. 50,000 Menschen seien auf der Flucht. UN-Blauhelme sind im Einsatz und der Flüchtlingskommissar hat zu umfassenden Hilfsaktionen aufgerufen.
Bein Angriff auf ein Dorf in der Jonglei Provinz starben 41 Menschen, die meisten von ihnen Frauen und Kinder, die in den Hütten verbrannt wurden, in die sie sich geflüchtet hatten. Jonglei ist berüchtigt für ethnische Kämpfe und Rinderdiebstahl.
Der Südsudan beschuldigt den Norden, Öl beim Transport zum Hafen am Roten Meer „zurückzuhalten“. Khartum versicherte einen reibungslosen Transit. Das Missverständnis sei aufgekommen, weil angeblich der Süden Transitkosten in Millionenhöhe nicht bezahlt haben soll.
In den vier Monaten seit der Unabhängigkeit ist die Ölförderung um 25% gefallen. Mangelnde Fachkräfte und nicht ausgeführte Reparaturen sowie die aktiven Rebellengruppen in den Grenzgebieten beeinträchtigen die Arbeit. Dazu kommt, dass die beiden Staaten sich noch nicht darauf geeinigt haben, wie sie den Ölreichtum teilen wollen. 75% der Reserven liegen im Südsudan, doch Pipeline, Raffinerien und Export-Terminal sind im Norden.
Ein mit Zivilisten besetzter Bus detonierte eine wahrscheinliche Anti-Panzer Mine. Es ist noch nicht klar, ob die Mine von alten Kampfhandlungen herrührt oder neu gelegt wurde. Nicht alle Rebellengruppen haben das Amnestie Angebot von Präsident Salva Kiir angenommen.
Der Auswärtige Ausschuss hat dem Plan der Bundesregierung zugestimmet, 50 Bundeswehrsoldaten bis 15. November 2012 im Südsudan einzusetzen. Die Mission soll 1,88 Mill Euro kosten und die Konsolidierung des Friedens, den Aufbau des Staates und die wirtschaftliche Entwicklung zum Ziel haben. Die Regierung in Juba hatte schon vor der Unabhängigkeit um solche Hilfe angehalten.
Das von Präsident Silva Kiir vorgestellte Kabinett wird nicht kritiklos angenommen. Die Gruppe der Dinka Bor fühlt sich angesichts ihrer Rolle im Unabhängigkeitskampf mit zwei Ministern nicht genügend repräsentiert. Die Oppositionsparteien im Parlament halten eine Regierung mit 29 Ministern und 27 Vize-Ministern für überproportioniert in einem Land mit etwa 10 Millionen Einwohnern. Erzbischof Lokudu Loro von Juba appellierte an alle, "die Logik des Stammesdenkens zu überwinden".  
Das Bildungsministerium will in allen Sekundarschulen in den nächsten drei Jahren den Unterricht von Arabisch auf Englisch umstellen. Ein Pädagogenteam wählt dafür aus dem Angebot in Kenia geeignete Textbücher aus.  
Mit Hilfe des amerikanischen Oakland Institutes konnten Vertreter von Zivilgesellschaft und Kirchen Präsident Silva Kiir überzeugen, ein 2008 abgeschlossenes Landabkommen rückgängig zu machen. Darin waren dem texanischen Investment-fonds Nile Trading & Development 600.000 Hektar Land in Mukaya Payam für den Preis von 25.000 Dollar für 49 Jahre übereignet worden.  
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