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In algerischen Flüchtlingslagern und in der von Marokko besetzten Region Westsahara beobachten sie die Revolution im Norden Afrikas mit Jubel und Unbehagen, nicht wissend, ob sie mitkämpfen oder sich besser still verhalten sollen. Algerien, das die Saharawis unterstützt und beherbergt, schlägt Proteste nieder; der Besetzer Marokko will nächste Woche auch demonstrieren.
Während die UNO und andere Organisationen Marokkos Vorgehen beim Räumen der Zeltstadt scharf kritisieren, hat Marokko die Sahrawi beschuldigt, brutale Angriffe auf die Sicherheitstruppen verübt zu haben.
Gerade vor Beginn der neuen Verhandlungsrunde in New York haben Sicherheitskräfte eines der Protestlager mit 20,000 Menschen gewaltsam geräumt. Dreizehn Menschen starben; Hunderte wurden verletzt. Die Gewalt sei auf die nahe gelegene Hauptstadt El Aaiún übergesprungen, wo Häuser in Flammen aufgingen. Die sahrauischen Demonstranten fordern von Marokko ein Ende aller Diskriminierung.
Um auf die erbärmlichen Bedingungen aufmerksam zu machen, unter denen sie leben müssen, sind etwa 20,000 Menschen aus den Städten in Zeltlager außerhalb gezogen. Es ist die größte Protestbewegung seit vielen Jahren. Die Polisario, denen die Schuld an der Demonstration gegeben wird, warnt vor einer Katastrophe, da die marokkanischen Truppen die Lager besetzen und die Versorgung mit Trinkwasser, Lebensmitteln und Medizin verhindern. Dazu versuche Marokko durch ständiges Überfliegen von Hubschraubern die Menschen zu zermürben. Eine von der UNO geforderte Volksabstimmung wurde jahrelang verschleppt, und Gespräche zwischen Rabat und Westsahara scheiterten, aber jetzt soll es in der nächsten Woche in New York eine neue Verhandlungsrunde geben.
Auch nach 35 Jahren Streit zwischen Marokko und der Befreiungsgruppe Polisario gibt es wahrscheinlich wieder nur eine Verlängerung des UNO Mandats, weil die 1991 ausgehandelte Volksabstimmung immer noch nicht stattgefunden hat. Von den etwa 400,000 Bewohnern des Gebiets leben 160,000 in Flüchtlingslagern in Algerien. Marokko ist nicht gewillt, die wirtschaftlich vielversprechende Region aufzugeben.
Die als solche bekannte Menschenrechtlerin Aminatour Haidar kämpft seit Jahren friedlich für die Menschen in Westsahara. Nun ist sie aus Protest gegen ihre Abschiebung in den Hungerstreik getreten. Marokko besetzt die frühere spanische Kolonie seit 1975 und vereitelt alle Bemühungen der Befreiungsfront, einen unabhängigen Staat zu schaffen. Auch der Plan der UNO, die Bevölkerung entscheiden zu lassen, scheitert am Widerstand Marokkos.
Weil sie schon drei Jahrzehnte in vier Lagern in der Wüstenprovinz Tindouf in Westalgerien leben als Opfer eines der ältesten Konflikte der Welt, ist die Sahraoui-Bevölkerung fast vergessen. Nun stellt die EU Kommission, die seit langem der größte Geber in der humanitären Krise ist, 10 Millionen Euro bereit, damit der Grundbedarf an Nahrung, Medizin und sauberem Wasser gedeckt werden kann. Auch sollen Zelte verteilt und sanitäre Anlagen errichtet werden. Bis eine politische Lösung gefunden ist, muss den Bedürftigen geholfen werden.
Der Weltsicherheitsrat drängt auf Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen zwischen Marokko und der Polisario Unabhängigkeitsbewegung. Um Kontaktmöglichkeiten auszuloten, schlägt der neue UN Sonderbeauftragte informelle Gesprächsrunden zwischen den Konfliktparteien vor. Das Mandat der UN Mission für ein Referendum in der Westsahara wurde bis 2010 verlängert.
Zusammen mit Vertretern Algerien und Mauretanien begannen im Rahmen der UN neue Verhandlungen zwischen der Polisario und Marokko. Marokko bietet eine weitgehende Autonomie der Westsahara an, Polisario besteht auf einem Referendum. 1975 annexierte Marokko die Westsahara.
Unter Vermittlung der UNO fand in Mahasset, in der Nähe von New York, eine dritte Runde von Verhandlungen zwischen der Polisario und der marokkanischen Regierung statt. Da sich keine gemeinsame Linie abzeichnete, wurden die Verhandlungen auf März vertagt.
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