Hunderte Familien hausen auf dem Kinsuka Friedhof der Hauptstadt Kinshasa trotz erheblicher Gesundheitsrisiken von Gerüchen, Gasen und Fliegen, besonders für die unzähligen Kinder. Dazu kommt, dass mangels Festigung des Geländes Erdrutsche eine reale Gefahr sind. Die städtischen Behörden sind bis jetzt machtlos.
War die geschätzte Zahl im April noch 500,000, haben die neueren Kämpfe zwischen Armee und M23 Rebellen in Nordkivu die Zahl auf über 800,000 anschwellen lassen. Laut „Ärzte ohne Grenzen“ fehlt den meisten das Lebensnotwendige. Die kriegerischen Parteien beraten zurzeit im benachbarten Uganda, doch es gibt keine Garantie, dass der Konflikt endet.
Die Stadt Weimar verleiht am 10. Dezember den Menschenrechtspreis an den katholischen Erzbischof von Bukavu, Francois-Xavier Maroy Rusengo. Seine Diözese liegt im Krisengebiet im Osten des Landes, das unter den kriegerischen Aktivitäten mehrerer Rebellengruppen zu leiden hat. Unter Einsatz seines eigenen Lebens müht sich der Erzbischof seit Jahren um Frieden und Versöhnung und hat für die Opfer von Massakern und Vergewaltigung Trauma-Zentren geschaffen. Es wurden schon mehrere Anschläge auf ihn verübt, aber er gibt nicht auf. Die Laudatio hält Professor Bernhard Vogel CDU, der frühere Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen und ehemals Präsident des ZdK. Erzbischof Rusengo wird bei seinem Deutschlandaufenthalt auch über die Lage im Kongo und die Verstrickungen der westlichen Welt in dem Konflikt berichten.
Lastwagen mit M23 Kämpfern patrouillieren die leeren Straßen von Goma. Sie wollen die Provinzhauptstadt zu ihrem Stützpunkt machen, statt, wie die Vermittler (die Chefs der Großen Seen Staaten) fordern, die Stadt zu räumen. Für die Regierung in Kinshasa, die neue Annäherungen versucht, ist die Einnahme der Städte im Osten eine demütigende Niederlage. Bei geschlossenem Flughafen sind Hilfsflüge unmöglich; die humanitäre Lage, besonders der Kinder, ist verheerend.
Während die Staatschefs vom Kongo, von Ruanda und Uganda (Kabila, Kagame und Museveni) in Kampala eine Lösung des Konfliktes suchen, konsolidieren die M23 Rebellen ihre Macht in Goma. Sie haben auch die Kleinstadt Sake am nordwest Ufer des Kivu Sees erobert und sind unterwegs nach Bukavu, Hauptstadt der Süd-Kivu Provinz. Ihr Ziel ist die „Befreiung“ der 1,600 km entfernten Hauptstadt Kinshasa. Von der kongolesischen Armee ist kaum Widerstand zu erwarten; viele sind schon übergelaufen. Der letzte Rebellenführer, der in Kinshasa einmarschierte, war Laurent Kabila, Vater des jetzigen Präsidenten.
Der Kongo und China haben ein Abkommen unterzeichnet, dass China innerhalb der nächsten drei Jahre einen Kommunikationssatellit „CongoSat-01“ ins All startet, der ganz Zentral- und Südafrika versorgen kann. Vor acht Jahren hat China schon Nigeria mit einem Satelliten versehen.
Nach tagelangen Kämpfen im Großraum der Provinzhauptstadt Goma und einem unannehmbaren Ultimatum an die Regierung in Kinshasa, sollen die M23 Rebellen jetzt die Stadt und den Flughafen eingenommen haben. Die kongolesische Armee und die MONUSCO Posten konnten kaum Widerstand leisten. In der panikartigen Flucht tausender Einwohner wurden viele Kinder von ihren Eltern getrennt. Die ruandische Regierung dementiert immer noch, dass die M23 Milizen im Kongo kämpfen, um Ruanda Zugang zu den reichen Rohstoffen in Kivu, besonders Gold, Kupfer, Diamanten und Coltan, zu kommen. Ein neuer Kongokrieg ist nicht auszuschließen.
Weil die Behörden der Hauptstadt untätig oder überfordert sind, und Kinshasa im Müll zu ersticken droht, haben Bürger, mit internationaler Unterstützung, eine Recyclinganlage errichtet, die Plastikmüll zu Steckdosen und Plastikrohren für Elektrokabel verarbeitet. Die Straßen werden sauberer und es entstehen Jobs für Sammler und Mitarbeiter im Werk.
Im Virunga Nationalpark töteten Rebellen bei einem Angriff aus dem Hinterhalt zwei Wildhüter und einen Soldaten. Seit 1996 sind schon 196 Park Ranger so umgekommen. In der Stadt Bukavu am Kivusee attackierten unbekannte Bewaffnete den Gynäkologen Denis Mukwege in seinem Haus. Grund ist wahrscheinlich sein mutiger Einsatz für vergewaltigte Frauen im Ostkongo. Das von ihm gegründete Panzi Krankenhaus in Bukavu ist eine Spezialklinik für die Opfer sexueller Gewalt. Hunderte geschundener Frauen finden hier medizinische Hilfe. Mukwege wurde mehrfach geehrt, darunter als „Afrikaner des Jahres“ in 2008.
Zehn Bewaffnete haben letzte Woche drei katholische Priester in ihrem Kloster in Mbau bei Beni, Nord-Kivu, gefesselt und abgeführt. Die Entführer, vermutlich ugandische Rebellen, sprachen Swahili. Der Bischof der Diözese Butembo-Beni bat die Behörden um schnelles Eingreifen. Von dem vor einem Jahr vom Oicha Krankenhaus im selben Gebiet entführten Arzt fehlt noch jede Spur.