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Tausende, die noch vor Tagen von Plünderungen durch bewaffnete Truppen betroffen waren, sollen nach Goma zurückgegangen sein. Die Verhältnisse in der Stadt seien ziemlich stabil, und es bestehe auch eine gewisse Gesprächsbereitschaft zwischen Regierung und Rebellen. In Kitshanga jedoch werden immer noch Jugendliche rekrutiert, und im Rutshuru Gebiet sind 150 000 Kinder ohne Schule.
Zum Tag der Kinderrechte hat JRS, das Flüchtlingswerk der Jesuiten, wieder auf die Auswirkung des Konflikts im Ostkongo aufmerksam gemacht. Die Bildung einer ganzen Generation sei in Frage gestellt, weil zigtausende Kinder nicht zur Schule gehen können. Das Hilfswerk appelliert auch an Regierung, Rebellen und die internationale Staatengemeinschaft um Beendigung der Rekrutierung von Kindersoldaten und um Schutz der Kinder vor direkter Gewalt. Seit August sind 250 000 Menschen auf der Flucht; in der ganzen Region wird die Zahl der Flüchtlinge auf 1,3 bis 2 Millionen geschätzt.
Der Vatikan hat eine Spende für die Flüchtlinge im Osten des Landes zur Verfügung gestellt und sucht weiterhin, die Verantwortlichen zu beeinflussen, den blutigen Konflikt aufzugeben und Frieden in der Region zu schaffen, die schon „seit viel zu langer Zeit ein Martyrium“ erlebe. Der starke päpstliche Appell und die Warnung der kongolesischen Bischöfe vor einem „schleichenden Völkermord“ haben das Gewissen der Weltöffentlichkeit aufgerüttelt.
Nach Verhandlungen mit dem UNO Gesandten Obasanjo, haben sich Rebellen von Laurent Nkunda an zwei Fronten zurück gezogen, um Hilfskorridore zu schaffen, damit den eingeschlossenen Flüchtlingen geholfen werden kann. 44 volksnahe Gruppen aus der Region haben einen leidenschaftlichen Appell an den Sicherheitsrat gerichtet, europäische Truppen zu entsenden, um die Gräueltaten zu beenden. Noch nie in der Geschichte hätten sie ähnliche Szenen gesehen, und die UNO Friedenstruppen seien machtlos.
Es ist dem UNO Welternährungsprogramm erstmals seit Wochen gelungen, Flüchtlinge im Rebellengebiet zu erreichen und an Zehntausende Menschen Lebensmittel zu verteilen. Die Grausamkeiten gegen die Bevölkerung von Nord-Kivu erreichten unerträgliche Ausmaße, hieß es in einer Erklärung der kongolesischen Bischöfe. Sie nennen die Vorgänge einen „stillen Genozid“.
Kongolesische Truppen haben auf ihrem Rückzug ein Zentrum für ehemalige Kindersoldaten geplündert. Die Jugendlichen mussten fliehen. Es gibt immer neue Vorfälle von Raub, Vergewaltigung und Mord an der Zivilbevölkerung sowie an Helfern.
Es gibt immer mehr Beweise, dass ausländische Kämpfer in den Kongo Konflikt hinein gezogen werden. Augenzeugen berichten von Truppen aus Angola und Zimbabwe, und Journalisten wollen wissen, dass ein Teil von Nkundas Rebellen von Ruanda besoldet wird. Auch werden Kinder, manchmal sogar ganze Schulklassen, entführt, um Waffen zu tragen und zu kämpfen. Dies erweckt Angst vor einem neuen Kongo Krieg wie der von 1998 bis 2003, an dem neun Nationen beteiligt waren.
Beim sonntäglichen Angelusgebet rief der Papst nochmals zur Beendigung der Gewalt in Nord-Kivu auf. Kämpfe, Plünderungen, Zerstörung und alle Formen von Grausamkeit forden zahlreiche Opfer unter der Zivilbevölkerung.
Ein Berichterstatter der FAZ soll im Ostkongo zwischen die Fronten geraten und gefangen genommen worden sein. Europäische Botschaften und örtliche Behörden bemühen sich um seine Freilassung. Inzwischen haben Nkundas Rebellen eine weitere Stadt, Kiwanja, eingenommen. Tausende Einwohner seien geflohen. Die zentralafrikanischen Staatschefs treffen sich auf einem Krisengipfel in Nairobi zusammen mit dem UNO Generalsekretär, um eine Lösung zu finden.
Trotz des Waffenstillstands kamen UNO Helfer ins Kreuzfeuer, und Rebellenführer Laurent Nkunda drohte mit einem Marsch auf die 1 500 km entfernte Hauptstadt Kinshasa, wenn Präsident Joseph Kabila nicht mit ihm verhandeln will. Nkunda fordert eine bessere Regierung für sein Land. Sonst sei die Besetzung der Provinzhauptstadt Goma nur ein Zwischenziel.
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