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Zum ersten Mal in der Geschichte der UNO-Missionen überfliegen unbemannte Überwachungs-Drohnen das Kriegsgebiet im Osten des Landes. Sie sollen Rebellen aufspüren und auch deren Nachschub aus Nachbarländern untersuchen. Von ihrer Basis in Goma haben die Drohnen eine Reichweite von 250 km. Die gesammelte Information soll, auch nach dem Sieg über die M23, den kongolesischen Regierungstruppen helfen, die andern Rebellen zu entwaffnen.
Gestern erhielt der Gynäkologe Denis Mukwege in Stockholm den Alternativ Nobelpreis, „Right Livelihood Award“ für seinen Einsatz für Tausende Frauen, Opfer sexueller Gewalt. In dem von ihm gegründeten Panzi Krankenhaus in Bukavu, am Südufer des Kivu Sees hat er bereits 40,000 Frauen geholfen. Zugleich protestiert er weltweit gegen diese Kriegsstrategie. Er benennt Verantwortliche und Ursache, besonders den Kampf um die Bodenschätze. Deshalb ist auch sein Leben bedroht. Letztes Jahr entkam er nur knapp einem Bombenanschlag. Als Teil der Behandlung erhalten die Frauen auch psycho-soziale Betreuung und Hilfe zu einem Neueinstieg ins Leben.
39 Mitglieder der Regierungsarmee, die beim Rückzug vor den Rebellen im November 2012 Massenvergewaltigungen und andere Verbrechen begingen, stehen in Goma (Kivu) vor Gericht. In der Stadt Minova sollen über tausend Opfer identifiziert worden sein. Anwälte wundern sich, dass kaum hochrangige Offiziere unter den Angeklagten sind.
Dass es noch nicht zur Unterzeichnung eines Vertrages mit den besiegten M23 Milizen kam, liegt an der Regierung in Kinshasa. Das in Kampala vorbereitete Dokument solle „Erklärung“, nicht „Abkommen“ heißen. Letztere Bezeichnung gäbe den Kriminellen zu viel Glaubwürdigkeit. Die Regierung will nicht mit den Rebellen gleichgestellt werden. So geht die Angst vor neuen Kämpfen weiter.
Kurz nachdem Regierungstruppen den „vollständigen Sieg“ über die M23 bekannt gaben, sahen sich auch die Milizen gezwungen, zu kapitulieren. 20 Monate hatte der Aufstand gegen die Regierung in den Kivu Provinzen gedauert und endloses Leid verursacht. 750,000 Menschen sind vor den Kämpfen geflohen. Nun ist der Anführer Bertrand Bisimwa bereit für Entwaffnung und Friedensgespräche. In Pretoria findet zurzeit ein Gipfel der Staatschefs von SADC und der Region der Großen Seen statt. Zusammen mit der UNO Interventionstruppe wollen sie sich um Sicherheit, Versöhnung, Stabilität und Wiederaufbau bemühen.
Mit dem umjubelten Einmarsch der kongolesischen Truppen in Rumangabo waren in einer Woche fünf Städte von den M23 Rebellen zurückerobert worden. Dies könnte als Wendepunkt in dem langen und blutigen Konflikt gesehen werden. Doch gibt es allein in der Nord-Kivu Provinz 27 weitere Rebellengruppen. Und solange die Kinshasa Regierung keine Rechtsordnung schaffen kann, wird es immer wieder neue Gruppen geben, die wieder von Ruanda finanziert werden.
In einer Geste der Versöhnung will Präsident Joseph Kabila, nach Absprache mit der Familie des Toten, den Leichnam seines Vorgängers Mobutu Sese Seko zur Republik Kongo zurückbringen. Mobutu wurde in 1997 von Kabilas Vater Laurent gestürzt und starb im Exil in Marokko. Er herrschte 30 Jahre, wurde der Korruption, Verschwendung und Rücksichtslosigkeit beschuldigt, aber er hat es geschafft das große Land zusammen zu halten. Kabila, der ständig gegen Rebellen ankämpfen muss, plant eine Einheitsregierung, an der die Opposition und Zivilgesellschaft beteiligt sein sollen.
Die UNO will, um die M23 Rebellen aufzuspüren, von Ende November an Drohnen einsetzen. Da alle Versuche, Frieden zu schaffen gescheitert sind, soll die Truppe, die immer wieder Angst und Schrecken verbreitet, gefasst werden. Sollte die Testphase erfolgreich sein, könnte Drohnen auch in anderen UN-Missionen eingesetzt werden.
Der Gynäkologe Denis Mukwege hat Tausende verletzte Vergewaltigungsopfer behandelt. Voriges Jahr hat er einen Anschlag überlebt, versteckte sich zwei Monate im Ausland und kehrte zu seinen Patienten zurück. Das Preisgeld von 57,000 Euro kommt seiner Arbeit zugute. Trotz vieler Drohungen wird er nicht müde, die sexuelle Gewalt in seinem Land anzuprangern. In seinem Panzi-Krankenhaus in Bukavu finden die geschundenen Frauen weiterhin Zuflucht und Hoffnung.
Die 21-jährige Studentin Mbenga Sebo aus Nord Kivu wurde von Rebellen nach Tansania verschleppt, gefoltert und missbraucht. Doch ihr gelang die Flucht zum nächsten Hafen und die Verstecksuche in der Müll-Ecke eines Frachtschiffs. Zwei Wochen später landete sie in Santos, Brasilien, wo ihre Sprachkenntnisse ihr Arbeit verschafften. Durch Facebook erfuhr sie, dass auch ihre Eltern und Geschwister noch lebten und über Senegal in die die USA gelangt waren. Eine laufende Spendenaktion soll die Wiedervereinigung mit ihrer Familie ermöglichen. Demnächst soll ihre Biografie erscheinen.
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