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Weder die Afrikanische Union (AU) noch eine Reihe afrikanischer Regierungen haben bisher die neue Rebellenregierung anerkannt. Auf einem Sondergipfel wollen Afrikas Staatschefs ihre Position klären. Gaddafi soll etwa die Hälfte des AU-Budget über Spenden beglichen haben und viele Länder haben von großzügigen Zuwendungen und Investitionen aus Tripolis profitiert.  
Die Rebellen haben Tripolis erobert und den Präsidentenpalast gestürmt. Kämpfen gehen in einigen Stadtteilen weiter. Ein Sohn Gaddafis wurde gefangen genommen, konnte aber später entkommen. Gaddafis ruft von einem unbekannten Ort zum weiteren Kampf auf. Nach Rebellenangaben sollen bis zu 1.300 Menschen bei den Kämpfen umgekommen und 5.000 verwundet worden sein.  
Ein Sprecher der Aufständischen gab bekannt, dass Brega, Sawija und anderer Ortschaften im Küstengebiet erobert worden seien. Auf der tunesischen Insel Djerba sollen Vertreter der Aufständischen und anderer Länder mit Vertrauten Gaddafis zu Geheimverhandlungen zusammengekommen sein.   
Die Regierung in Tripolis ist empört, dass nach anderen wichtigen Ländern nun auch Großbritannien den Nationalen Übergangsrat als einzige legitime Regierung Libyens anerkannt und Gaddafis Diplomaten ausgewiesen hat. Gaddafi wütet über das ihm gemachte Angebot, dass er im Land bleiben kann, wenn er alle Macht abgibt. Er werde alles „opfern“, um die Rebellen zu besiegen. Obwohl er eine Schutzhülle nach der andern verliert, gibt er sich weiter undurchdringbar.
Die libysche Kontaktgruppe, der 40 Staaten angehören, trifft sich am 15. Juli auf Einladung der Türkei in Istanbul, um über einen „Friedensfahrplan“ zu beraten. Man erstrebt Waffenruhe, Schutz für Zivilisten und demokratische Reformen. Inzwischen hat Gaddafi zum Marsch auf Misrata und die Rebellenhochburg Bengasi aufgerufen. Sollte es jedoch den Aufständischen gelingen, Tripolis zu erobern, würde er die Stadt zerstören lassen.
Von der Wüstenstadt Sabha, 800 km südlich von Tripolis, drohte Gaddafi in einer vom Staatsfernsehen übertragenen Audiobotschaft erneut, Hunderte Libyer nach Europa zu schicken, um Rache zu üben für die NATO Angriffe gegen sein Land. Da die Kanarischen Inseln, Sizilien und Andalusien arabische Gebiete seien, müsse Libyen auch diese befreien.
Frankreich hat angefangen, mit Fallschirmen Waffen an die Berber Rebellen zu verteilen, die im Bergland südlich von Tripolis einen Angriff auf die Hauptstadt vorbereiten. Sollten sie bis zum Stadtrand vordringen können, wäre das eine Chance für die Bevölkerung, gegen Gaddafi aufzustehen.
Der Internationale Strafgerichtshof hat Haftbefehl gegen den libyschen Machthaber Gaddafi erlassen. Ihm werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Folter und Organisation von Massenvergewaltigungen vorgeworfen. Seinen Sohn Seif al-Islam und den Leiter des Geheimdienstes trifft dasselbe Los.
17 Fußballer, darunter vier aus der Nationalmannschaft, sind zu den Aufständischen übergelaufen – ein harter Propagandaschlag für den Machthaber. In den letzten Wochen haben sich schon mehrere hohe Beamte von ihm abgesetzt. Als Vorbereitung auf einen AU Gipfel über Libyen nächste Woche, will Präsident Zuma am 26. Juni einen Ausschuss nach Pretoria einladen. Man will ein Ende aller Kampfhandlungen erreichen, sowie die humanitäre Versorgung der leidenden Bevölkerung, Schutz für Migranten und politische Reformen. Dass Gaddafi sich nicht an den Gesprächen beteiligen will, wird als Zeichen gedeutet, dass er aufgeben könnte.
Der italienische Friedhof in Tripolis wurde am Wochenende mit Graffiti gegen die NATO verschandelt, ein “Akt der Wut”, wie der Bischofsvikar Giovanni Martinelli sagte. Angst, Zorn, Spannung, Trauer und etwas Hoffnung auf ein Ende der Schrecken liegen über der Stadt. Gaddafi selbst sagte gestern in einer Ton Botschaft, dass er im Land bleiben würde, „tot oder lebendig“. Ein Martyrium sei „millionen Mal besser“ als Kapitulation. Zurzeit arbeiten Russland und China getrennt an einer diplomatischen Lösung.
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