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Malis Ministerpräsident Diarra wurde in der Nacht zum Dienstag angeblich auf Befehl von Hauptmann Sanogo festgenommen. Am Morgen trat er mit seiner Regierung zurück. Möglicher Grund könnte die wachsende Spannung zwischen seiner zivilen Regierung und dem Militär sein. Während Diarra, als Premier der Übergangsregierung, eine militärische Eingreiftruppe befürwortet, glaubt Sanogo, es mit finanzieller und logistischer Unterstützung von draußen allein zu schaffen, den Norden Malis zurückzugewinnen. Diarra ist ein bekannter Astrophysiker, der schon mit NASA und Microsoft gearbeitet hat.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat ein Vorrücken der AU Truppen gegen die Extremisten im Norden Malis mit Vorbehalt empfohlen. Wichtige Fragen über Finanzierung, Führung und Ausbildung sind noch nicht geklärt. Die 3,300 starke UN-Mission Westafrikas, unter dem Akronym „Afisma“, soll anfänglich für ein Jahr eingesetzt werden, um die „territoriale Integrität“ Malis wiederherstellen und transnationale Verbrechen zu reduzieren.
Die Islamistengruppe MUJAO behauptet, dass die Tuaregs sich nach blutigen Kämpfen von der letzten Basis Menaka zurückziehen mussten. Fliehende Bewohner der Stadt bestätigten dies. Der Verlust von Menaka ist ein harter Schlag für die Tuareggruppe MNLA (Azawad National Liberation Movement), nachdem sie im Juni von MUJAO Milizen aus Gao vertrieben wurden.
Ansar Dine Vertreter trafen sich mit Vermittlern aus Burkina Faso, während Pläne für eine militärische Aktion liefen. Ecowas verlangt, dass Ansar Dine den Terror beendet, sich von AQIM und MUJAO trennt und den Dialog über ein vereintes Mali beginnt. Ein Sprecher erklärte sich vor der Presse dazu bereit, doch der Schritt könnte sehr fragwürdig sein. Militärische Vorbereitungen gehen weiter.
Nach dem Militärputsch Anfang des Jahres wurde Mali zeitweise suspendiert. Nun hat die AU Mali wieder aufgenommen und verhandelt über militärische Hilfe. Alle involvierten Gruppen zeigen „einzigartige Einigkeit in der gemeinsamen Sache“. Alle ersehnen eine „gesetzliche Ordnung und nationale Einheit“ für den Norden Malis.
Im Hinblick auf den geplanten Militäreinsatz von Ecowas, der von der UNO und der EU logistisch unterstützt wird, sollen Hunderte Dschihadisten in Mali eingereist sein. Die aus dem Sudan und Westsahara stammenden Kämpfer wurden hauptsächlich in Timbuktu und Gao gesichtet. Sie wollen an der Seite von Ansar Dine den islamistischen Norden gegen die Ungläubigen verteidigen.
Die EU-Außenminister haben am Montag in Luxemburg beschlossen, eine Ausbildungsmission für die malische Armee vorzubereiten. Eine europäische Kampftruppe käme nicht in Frage. Der UNO-Sicherheitsrat hat Unterstützung für eine afrikanische Friedenstruppe zugesagt und will selbst die Planungen übernehmen. Der Konflikt in Mali bedroht die Stabilität Afrikas und ist eine Gefahr für Europa, weil der große „rechts-und staatsfreie Raum“ ideales Rückzugsgebiet für terroristische Gruppen ist. Die Bischöfe Malis hoffen, dass eine internationale Intervention Wirklichkeit wird, um das Leid und die Angst der Bevölkerung zu mindern.
Die Islamisten, die zwei-Drittel des Landes unter ihre Kontrolle brachten und mit aller Gewalt die Scharia einführen wolle, kaufen jetzt mit Geldern von Drogenhandel und Lösegeldforderungen Kinder - $600 pro Kind - um sie als Kämpfer auszubilden. Das fand ein ranghoher Mitarbeiter der UNO heraus. Auch soll es furchterregende Listen von unverheirateten Frauen geben, die schwanger sind oder ein Kind geboren haben. Sie leben in ständiger Angst vor der zu erwartenden Scharia-Strafe.
Islamisten haben in Timbuktu einen angeblichen Mörder öffentlich hingerichtet. Nach Steinigungen und Amputationen ist es der neueste Beweis, dass sie entschlossen sind, auch gegen den Willen der muslimischen Bevölkerung, überall im Norden Malis die Scharia zu verhängen. Die Bischöfe haben in einer im Fernsehen verlesenen Erklärung alle Katholiken um Solidarität mit den im besetzten Norden leidenden Menschen aufgerufen. Mali brauche „eine Kultur des Friedens…und eine Rückkehr zur Stabilität“. Inzwischen beschäftigt sich der UNO-Sicherheitsrat mit dem offiziellen Antrag Malis für einen internationalen Militäreinsatz. Manche Länder setzen auf Mediation, andere sind zu non-militärischer Hilfe bereit, die USA und Frankreich würden aktiv, unter malischer Leitung und mit Konsens der Nachbarstaaten.
Nach langem Zögern hat die malische Regierung in Bamako nun in einem Schreiben an Ban Ki Moon die UNO gebeten, einen internationalen Militäreinsatz im Norden des Landes zu billigen, um die Islamisten zu vertreiben. Der Sicherheitsrat, zurzeit unter deutschem Vorsitz, muss sich jetzt mit dem Antrag befassen. Die Nachbarländer sind besorgt, aber man will auf jeden Fall eine Wiederholung des somalischen Chaos vermeiden.
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