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Die Polizei hat in einer Razzia auf ein Heim in der südöstlichen Stadt Aba 32 schwangere Mädchen befreit. Diese, zwischen 15 und 17 Jahre alt, wurden angeblich gegen ihren Willen schwanger, und die Kinder, wenn geboren, sollten von den Menschenhändlern für Adoption oder rituelle Zwecke verkauft werden. Trotz Verbot ist Menschenhandel das dritthäufigste Verbrechen in der Gegend, wird aber selten strafrechtlich verfolgt. Nach UNICEF Angaben werden täglich bis zu zehn Babys verkauft. Der Durchschnittspreis liegt bei 6,400 Euro; Knaben sind gewöhnlich etwas teurer als Mädchen.
Am Tag der Amtseinführung des neuen Präsidenten Goodluck Jonathan sind bei drei Bombenexplosionen im Norden des Landes 10 Menschen getötet und mindestens 20 verletzt worden. Eine kleinere Explosion gab es auch außerhalb der Hauptstadt Abuja. Obwohl die Wahl allgemein als friedlich und fair beurteilt wurde, sind nach der Veröffentlichung der Resultate hunderte umgekommen. Präsident Jonathans Hauptaufgabe ist, die christlich-muslimischen Konflikte im Norden und die schwelenden Spannungen im ölreichen Niger Delta anzugehen.
Ban Ki Moons Sonderberater warnte, dass Nigerias Bevölkerung von heute 158 Millionen bis Ende des Jahrhunderts auf 730 Millionen gestiegen sein könnte. Er sagte voraus, dass bei guter Regierungsführung und gezielter sozialer und wirtschaftlicher Entwicklung Nigeria eines der wichtigsten Länder im 21. Jahrhundert werden könnte. Am kommenden Sonntag wird Goodluck Jonathan als Präsident vereidigt. Seine erste Amtshandlung: ein Treffen mit seinem Wirtschaftsteam.
In der Hauptstadt Abuja startete der erste katholische Sender die Ausstrahlung seiner Programme. Neben der Glaubensverkündigung steht der interreligiöse Dialog an oberster Stelle. Die Christen werden zu Respekt vor dem Islam und anderen Religionen aufgerufen. Man will so der Gewalt entgegen arbeiten, die in der letzten Zeit so viel Leid über die Menschen in der Grenzregion zwischen dem islamischen Norden und dem christlichen Süden gebracht hat.
In den meisten der 36 Provinzen ging die Gouverneurswahl weiter, jedoch mit geringerer Beteiligung als bei den ersten beiden Wahlgängen, besonders im Norden, wo die Muslime die Niederlage ihres Kandidaten noch nicht verkraftet hatten. Dort sind auch jetzt die Sprengsätze explodiert. Der mehrwöchige Wahlprozess, von internationalen Beobachtern als einer der fairsten in der Geschichte des Landes beurteilt, wurde überschattet von mindestens 1000 Toten, 500 davon allein in drei Dörfern in der nördlichen Kaduna Provinz.
Nach einer weitgehend friedlich verlaufenen Präsidentschaftswahl lösten die Ergebnisse im Norden des Landes gewalttätige Proteste aus. Gotteshäuser und Wohnungen gingen in Flammen auf. Es soll viele Tote gegeben haben, besonders in der Stadt Kaduna. Tausende Christen flohen; viele suchten Schutz in Polizeistationen. Die Hauptkandidaten, der Christ Jonathan aus dem Süden mit 57% der Stimmen, und sein Kontrahent Buhari, der Muslime aus den Norden mit nur der Hälfte davon, riefen zur Ruhe und Besonnenheit auf.
Die Wahl zur Nationalversammlung wurde im letzten Moment um zwei Tage verschoben, weil die nötigen Unterlagen nicht in allen Wahlbezirken angekommen waren. Inzwischen gab es eine zweite Verschiebung – auf kommenden Samstag. Es soll ein Lieferungsproblem sein, doch, ernüchtert durch die lange Geschichte von Wahlbetrug, glauben manche Nigerianer an ein „politisches Komplott“.
Um friedliche Wahlen zu erzielen, will die Polizei in der bevölkerungsreichsten Nation Afrikas Tausende mehr Kräfte einsetzen, besonders in den nördlichen Krisenprovinzen Kano und Niger, sowie in Lagos. Auch die Armee will ihren Beitrag leisten. Vom 2. April an wählen 70 Millionen Nigerianer an drei aufeinanderfolgenden Samstagen: Parlament, Präsidenten und Gouverneure. Frühere Wahlen waren wiederholt von Wahlbetrug, Gewalt und politischem Gangstertum überschattet.
Nach einer ersten Gruppe von neun Experten hat die EU weitere 52 Wahlbeobachter nach Nigeria geschickt, um die Vorbereitungen und die am 2. 9. Und 16. April stattfindenden Wahlen zu beobachten. Im Ganzen sollen 120 EU Beobachter präsent sein. Nigerias Wahlen waren oft fehlerhaft, und Politiker bitten um internationale Hilfe, um freie, gewaltlose und glaubwürdige Wahlprozesse zu erzielen.
So verurteilte Präsident Jonathan den Bombenanschlag auf eine Wahlversammlung der regierenden Partei nicht weit von Abuja. Der Sprengsatz wurde aus einem fahrenden Auto geworfen und verursachte Tote und Verletzte, besonders unter den Händlerinnen am Rand der Menge. In den vergangenen Monaten starben etwa 200 Menschen bei Anschlägen. Bei schätzungsweise 70 Millionen Stimmberechtigten für die Wahl im April haben sich bereits 73,5 Mio. registriert. 870,000 Doppelregistrierungen wurden schon entdeckt.
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