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Allein in einem der drei Krankenhäuser Mogadischus haben seit Beginn der neuen Kämpfe 650 Menschen, viele davon mit entsetzlichen Verletzungen, Behandlung gesucht. Sie mussten zum Teil in Zelten und auf Matratzen unter Bäumen versorgt werden, berichtet das Rote Kreuz. Seitdem der radikale Kleriker Sheik Hassan Dahir Aweys, erst vor einem Monat aus dem Exil zurückgekehrt, die Führung übernommen hat, werden die Kämpfe heftiger.
Reporter ohne Grenzen berichtet vom Tod des Journalisten Nur Muse Hussein, der an Schussverletzungen vom 20. April in einem Gefecht starb. Er war der vierte getötete Journalist dieses Jahr und der 13. seit 2007. So ist Somalia das unsicherste afrikanische Land für Medienarbeiter.
Ein Selbstmord Attentäter fuhr ein mit Sprengstoff geladenes Auto in einen Militärstützpunkt in Mogadischu. Es gab sieben Tote. In den andauernden Kämpfen zwischen islamistischen Rebellen und Regierungstruppen starben seit Anfang Mai 200 Menschen, 50 davon am vergangenen Wochenende.
Das Dorf Mahdav sei ohne Kampfhandlungen in die Kontrolle der radikalislamistischen Rebellen geraten. Der gemäßigte Islamist, Scheich Ahmed hat bis zu seiner Wahl als Präsident mit den Aufständigen zusammengearbeitet, wird aber nun heftig von ihnen angegriffen.
Der Weltsicherheitsrat fragt um mehr internationale Unterstützung für das zerrüttete Land, damit sich die Anarchie nicht noch weiter ausbreitet. In den Kämpfen in Mogadischu sind in den letzten Tagen etwa 100 Menschen gestorben; 27.000 sollen auf der Flucht sein. Die macht – und mittellose Übergangsregierung kann sich kaum gegen die radikalislamistische Gruppen wehren. In dem allgemeinen Chaos können die Piraten entlang der Küste ungehindert agieren.
Tagelange Kämpfe in der Hauptstadt Mogadischu haben mehrere Duzend Todesopfer gefordert. Allein bei einem Granatenangriff auf die Moschee starben 18 Menschen. Die Islamisten sehen die im Januar gewählte Übergangsregierung als ein Werkzeug des Westens. Obwohl diese kürzlich das islamische Recht (Scharia) eingeführt hat und den Dialog sucht, geben die radikalislamischen Gruppen den Kampf gegen die Regierung nicht auf.
Südlich von Jemen haben Piraten einen weiteren deutschen Frachter, die MV Victoria, gekapert, obwohl er im Schutzkonvoi fuhr. Trotz der Präsenz einer internationalen Flotte, hat sich die Piraterie intensiviert. Inzwischen befinden sich 19 Schiffe in der Hand der Piraten, drei davon deutsche.
Das Parlament hat sich einstimmig für das islamische Gesetz entschieden. Der Premierminister hat den Schritt verteidigt. „Korrekt interpretiert“ stelle die die Scharia kein Problem dar. Sie bekämpfe Gewalt und schaffe Gerechtigkeit. Auch seien Teile der Opposition zufrieden gestellt. Am Sonntag gab es im Stadion von Mogadischu eine Dank-Demonstration.
Die Entführung von Schiffen entlang der ostafrikanischen Küste macht die Versorgung von Millionen hungernder Menschen immer schwieriger, berichtet das World Food Programme (WFP), weil immer weniger Reeder bereit sind, die humanitären Transporte zu unternehmen. Das letzte Woche gekaperte Schiff sollte 7.327 Tonnen Nahrungsmittel nach Somalia bringen. Ein US Frachter mit 27.000 Tonnen Getreide wurde angegriffen. WFP ist die größte humanitäre Organisation, die 100 Millionen Hungernde in 77 Ländern mit Nahrungsmitteln unterstützt.
Nach der Befreiungsaktion durch die US Marine, in der vier Piraten getötet wurden, haben die Seeräuber mit Vergeltungsaktionen gedroht. Die Gewalt könnte eskalieren. Zurzeit befinden sich über ein Dutzend Schiffe mit 220 Menschen in Piraten-Hand, darunter der Frachter „Hansa Stavanger“ mit mehreren Deutschen an Bord.
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