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Präsident Bashir hat eine Einladung der AU abgelehnt, den südsudanesischen Präsidenten heute Kiir zu treffen, um die gestockten Friedensgespräche wieder in Gang zu bringen. Es geht immer noch um die Grenzmarkierung und die Transitkosten für südsudanesisches Öl. Beiden Ländern drohen Sanktionen des Weltsicherheitsrats, wenn ihre Streitigkeiten bis zum 2. August nicht beigelegt sind. Und es ist kaum anzunehmen, dass Juba die Unterstützung der Rebellen in den Provinzen Südkordofan und Blauer Nil aufgibt, eine Hauptforderung von Khartum.
Über zehn Jahre verbrachte Ibrahim al-Qosi in dem berüchtigten Guantanamo Gefangenenlager auf Kuba. Als früherer Koch, Leibwächter und Chauffeur des al-Qaida Chefs Osama Bin Laden wurde er bei der US-Invasion in Afghanistan gefangen genommen. Ein US Militärflugzeug brachte den nun 50-Jährigen in sein Heimatland Sudan zu Frau und zwei Kindern zurück.
Geld wurde knapp in Khartum, als mit der Trennung des Südsudans drei Viertel der Edrölreserven wegfielen. Wachsende Unzufriedenheit machte sich breit. Obwohl die kürzlich von Studenten angefangenen Proteste gewaltsam aufgelöst wurden, gehen die Wellen des Unmuts weiter. Auch werden Stimmen laut, die Präsident Bashirs Rücktritt fordern. Er glaubt nicht an einen "arabischen Frühling" in seinem Land, obwohl in den vergangenen 50 Jahren zwei Mal eine Regierung durch einen Aufstand gestürzt wurde.
Weil sie sich nicht auf eine demilitarisierte Zone entlang der umstrittenen 1,800 km langen Grenze zwischen Sudan und Südsudan einigen konnten, trennten sich die beiden Gruppen gestern nach zehn Tagen, aber nicht ohne ihre Zusage zu erneuern, die Feindseligkeiten zu beenden. Khartum hat die AU gebeten, den Gipfel im Juli von Malawi nach Äthiopien zu verlegen, weil die neue Präsidentin von Malawi Sudans Bashir nicht in ihrem Land duldet.
Sudan hat seine Truppen aus dem ölreichen, umstrittenen Gebiet Abyei abgezogen, eine Bedingung des UN-Sicherheitsrats für die Aufnahme von Verhandlungen. Die südsudanesischen Sicherheitskräfte hatten sich schon vorher zurückgezogen. Doch während die Verhandlung in Addis Abeba anlief, fielen weitere Bomben auf Südsudan. Seit der Abspaltung des Südens hat der Sudan drei Viertel seiner Ölreserven verloren. Ohne sichere Abmachungen kam es immer wieder zu Grenzstreitigkeiten, die Ende März eskalierten. Erst internationaler Druck führte zu neuen Gesprächen.
Die Regierung in Khartum gibt Israel die Verantwortung für einen Raketenangriff auf ein Auto in Port Sudan, bei dem einer der reichsten Geschäftsleute der Stadt ums Leben kam. Wie schon bei ähnlichen Angriffen in der Vergangenheit, wurde die Rakete von einem Flugzeug abgeschossen. Israel hat nicht auf die Beschuldigungen reagiert. Es wird vermutet, dass die Angriffe mit dem Schmuggel von Waffen für die Hamas entlang der sudanischen Küste zusammenhängen.  
Südafrikas Thabo Mkeki wird in Khartum erwartet, um die Verhandlungen zwischen Sudan und Südsudan wieder in Gang zu bringen. Sie waren durch wochenlange Kämpfe unterbrochen worden. Die Bischöfe der katholischen und anglikanischen Kirche im Südsudan haben in einer gemeinsamen Erklärung gefordert, dass die internationale Gemeinschaft eine „ausgewogenere Haltung“ zu dem Konflikt zwischen den beiden Staaten annimmt, die Lage gründlich studiert und den nötigen Druck ausübt, um den Frieden zu erreichen. Dass die Menschen im Südsudan das Vertrauen in die Völkergemeinschaft verlieren, sei „besorgniserregend“.
Nachdem der südsudanesische Regierungschef internationalem Druck nachgegeben hat und das besetzte Heglig Ölfeld geräumt hatte und somit einen bevorstehenden Krieg verhinderte, hat Khartum acht Bomben über dem Grenzgebiet abgeworfen. Der UN-Generalsekretär und China – wo Kiir gerade Unterstützung sucht – forderten von beiden Seiten Zurückhaltung. Nur unter stabilen Bedingungen könne ihr Öl auf den Markt gelangen.
Nachdem sich die Grenzgefechte ausgeweitet haben, droht jetzt Bashir, die Regierung in Juba zu stürzen. Die „Bürger des Südsudan“ müssten von der Herrschaft der SPLM befreit werden. Sie seien „Insekten“, die man vertilgen müsse. Bashir will das vom Süden eingenommene Heglig Ölfeld zurückerobern und bis Juba weiterziehen. Man könne nicht innerhalb der alten Grenzen friedlich beisammen leben. Ban Ki Moon forderte den Südsudan vergeblich auf, Heglig zurückzugeben. Die internationale Gemeinschaft ist besorgt, weil Bashir jede Vermittlung durch die AU ablehnt.
Beide Länder machen mobil. Im Moment geht der Kampf hauptsächlich um das Heglig Ölfeld, doch gibt es noch mehr Streitpunkte, die vor und nach der Trennung nicht geklärt wurden: der genaue Verlauf der 1,800 km langen Grenze, die Verteilung der Einkünfte aus dem Ölexport, die Nutzung von Pipeline und Öldepot und die Zugehörigkeit einiger Grenzgebiete.
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