Bei der jüngsten Vollversammlung haben die sudanesischen Bischöfe entschieden, die Bischofskonferenz nicht in Sudan und Südsudan zu spalten. In beiden Ländern habe die Kirche eine ähnliche Rolle zu spielen: Regierungen und Bürger an die Werte des Evangeliums zu erinnern. Da beide Länder arm sind, ist Entwicklung, Gerechtigkeit und Frieden besondere Schwerpunkte der kirchlichen Arbeit.
Beim ersten Staatsbesuch des südsudanesischen Präsidenten in Khartum, haben sich die beiden Chefs, Bashir und Kiir, geeinigt, die noch bestehenden Probleme zwischen den beiden Staaten, besonders die Grenze und die größtenteils im Süden liegenden Ölfelder anzugehen. In Wirklichkeit könnte es zu einem neuen Bürgerkrieg kommen. Laut der vatikanischen Nachrichtenagentur „Fides“ planen Rebellengruppen einen Angriff auf Bashirs Regierung. Er solle zurücktreten, da er das Land geteilt hat. Seit der Trennung häufen sich die Konflikte in den Grenzgebieten Abyei, Südkordofan und Blauer Nil. Unzählige Menschen sind geflohen und die Lebensbedingungen verschlechtern sich täglich.
Sicherheitskräfte haben heute in Khartum die unabhängige Zeitung „Al-Jarida“ gebannt. Nachdem sie das Personal entlassen hatten, riegelten sie das Gebäude ab. Politische und Presse Freiheit werden ständig mehr beschnitten
Die Verteidigungsminister der beiden Länder, Sudan und Südsudan, haben ein Grenzabkommen unterzeichnet, das vom früheren südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki vermittelt wurde. Es sollen zehn Grenzübergänge eingerichtet werden, die Reisemöglichkeiten und Warenaustausch verbessern und Konflikte um die Grenzregionen vermindern sollen.
Im Blue Nile State, in Nordsudan gelegen, aber bevölkert von ethnischen Südsudanesen dauern die Auseinandersetzungen an. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) teilte mit, dass mittlerweile 20.000 Menschen geflohen sind und die Grenze nach Äthiopien überquert haben.
Politische Beobachter sehen in Khartum eine immer größere Machtübernahme durch das Militär. Bei der fortschreitenden ethnischen Säuberung im Südkordofan hat die Armee eine freie Hand, erleidet aber militärische Niederlagen durch die Widerstandsbewegung SPLA/N. Der Konflikt droht auf die Nachbarprovinz Blue Nile überzugreifen. Eine Militärregierung im Sudan würde die Gefahr eines neuen Krieges verstärken.
Der chinesische Außenminister Yang Jiechi besucht Khartoum und Juba. Die Regierung in Khartoum hatte eine Öllieferung von 600.000 Barrel aus dem Südsudan blockiert, weil sich beide Staaten noch nicht über Transfergebühren und die Aufteilung der Einnahmen geeinigt haben. China ist Hauptabnehmer von sudanesischem Erdöl.
Nur eine Woche nach der Unabhängigkeit des Südsudans starb der Bischof von Rumbek, der Italiener Cesare Mazzolari. Er hatte sich leidenschaftlich für einen freien Staat eingesetzt und war bei den Feierlichkeiten in Juba dabei. 30 Jahre hatte er in der Region gearbeitet und hatte die Südsudanesen aufgerufen „die Mauern (ihres) Jerusalems aufzubauen“ .
Der Präsident des neuen Südsudan, Salva Kiir, hat den Rebellengruppen, die bis jetzt gegen seine Regierung kämpften, eine Amnestie angeboten. Zugleich versprach er den Menschen in den aufgewühlten Grenzregionen von Abyei, Blue Nile und Südkordofan, dass sie nicht vergessen sind. Er werde mit der Regierung in Khartum um einen gerechten und dauernden Frieden ringen.
Der ersehnte Tag der Unabhängigkeit am 9. Juli nach 50 Jahren Bürgerkrieg und zwei Millionen Toten stellt das neue Land vor herkulische Aufgaben: die Klärung der Grenze und der Erdölvorkommen, die Einigung der ethnischen Gruppen, die Schaffung einer Infrastruktur, die Entwicklung der feucht-heißen Sümpfe und Savannen am Weißen Nil, die Integrierung Hunderttausender Rückkehrer und der Aufbau eines funktionierenden Staatsapparats. Finanzen und technische Expertise der Weltgemeinschaft sind noch lange notwendig. Die im AMECEA-Treffen versammelten Bischöfe Ostafrikas ermutigen die südsudanesische Bevölkerung zu einem friedlichen Aufbau ihres Landes, damit es „ein Vorbild in Toleranz und Einheit in der Verschiedenheit “ wird.