Deshalb bemüht sich ein früherer Anführer der südsudanesischen Freiheitsbewegung (SPLA) in einer Talkshow im Radio Miraya um Verständigung unter den verschiedenen Gruppen und um den Aufbau eines soliden neuen Staates. Hundert lokale Mitarbeiter, fast alle durch den Krieg gezeichnet, decken eine Vielfalt von Aspekten 24 Stunden am Tag. Radio Miraya wurde 2006 von einer UNO Mission im Sudan und der Schweizer NGO Hirondelle gegründet.
Nach dem Massaker letzten Monat, das 200 Opfer forderte, haben sich die Streitkräfte des Südsudan und die Rebellen unter ihrem Anführer George Athor im Grenzgebiet Jonglei wieder bekriegt. Noch kurz vor dem Referendum im Januar hatte Athor einen Waffenstillstand unterzeichnet, den er bald wieder brach. Die Gewalttätigkeit stellt die Stabilität des neuen Staates in Frage.
Ein Parlamentssprecher für die südsudanesische Regierung, selbst im Rollstuhl, erklärte, dass die Interimsregierung keine Rechte für Menschen mit Behinderung einräume. Das freie Land Südsudan müsse nun die Probleme Kinderlähmung, HIV/Aids und Korruption bewältigen und Behinderten eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermöglichen.
Nach ständigen Luftangriffen und Kämpfen zwischen Rebellengruppen, Milizen und sudanesischer Armee flüchten die Menschen in Scharen in die Flüchtlingslager von Darfur, die meisten nach ZamZam. UN Blauhelmsoldaten patrouillieren die Lager, doch die Konflikte erschweren ihre Arbeit und die Versorgung durch die Hilfsorganisationen. In der Krisenregion leben etwa 2,3 Millionen Menschen in Lagern. 300,000 sollen seit 2004 ums Leben gekommen sein.
Das ist die Entscheidung des Komitees über den Namen des neuen Landes. Doch der Friede ist zerbrechlich. In der bevölkerungsreichsten Provinz Jonglei kamen vergangene Woche etwa 250 Menschen ums Leben, darunter Frauen und Kinder. Die Zivilisten ertranken in einem Fluss, als sie vor dem Gefecht flohen, oder wurden erschossen.
Kurz nach der offiziellen Bekanntgabe der Referendum Ergebnisse wurde ein Minister der südsudanesischen Regierung in seinem Büro in Juba erschossen. Der Schock und der Bericht von 50 Toten bei Kämpfen in der Grenzregion bringen ins Bewusstsein, wie prekär die Sicherheitslage ist. Inzwischen wurden die ersten Satellitenbilder von der Grenzregion veröffentlicht. 750,000 Quadratkilometer wurden in 30 Tagen fotografiert. Eine Präsenz der sudanesischen Armee wurde in Süd Kordofan gesichtet. Die kleineren Konflikte konnten nicht registriert werden.
Mit 98,83% der etwa vier Millionen Wählerstimmen für eine Abspaltung vom Norden des Sudan, können die nächsten Schritte auf dem Weg zum Frieden folgen. Die Zusage von Präsident Al.Bashir, dass er die Entscheidung der Südsudanesen respektiert und eine gute Zusammenarbeit wünscht, wurde von der EU und den USA begrüßt.
Seit Anfang der Proteste am Sonntag sollen es 100 sein, die in Khartum und anderen Städten festgenommen wurden, die meisten von ihnen Studenten. Den Tod eines Studenten verneint die Polizei. Steigende Lebenskosten, Ablehnung von Bashirs Regime und das Beispiel des Nachbarlandes Ägypten beflügeln die jugendlichen Demonstranten. Auch wissen sie, dass die Position von Präsident Bashir nach dem Referendum im Südsudan und der bevorstehenden Teilung des Landes geschwächt ist.
99% der Südsudanesen haben gewählt und, nach vorläufigen Angaben, haben sich 98,8% für die Unabhängigkeit vom Norden entschieden. Wenn am 9. Juli die Unabhängigkeit offiziell ausgerufen wird, ist der 54. Staat Afrikas und der 193. auf der Erde geboren. Im Norden des Sudan soll es zu Massenprotesten im Stil von Tunesien und Ägypten gekommen sein, um den Rücktritt von Präsident Bashir zu fordern und eventuell eine Teilung des Landes zu verhindern. Noch ist nicht klar, wie das Verhältnis der beiden Staaten wegen Grenzverlauf und Verteilung der Erdöleinkommen sein wird.
Die Preise für Grundnahrungsmittel sind seit dem Referendum um etwa 50% gestiegen. Grund dafür sind die schrumpfenden Importe aus dem Norden, verminderte Getreidelieferungen von umliegenden Ländern, reduzierte Subventionen und Hunderttausende Südsudanesen, die in ihre Heimat zurück kehrten.