Südafrikas Thabo Mkeki wird in Khartum erwartet, um die Verhandlungen zwischen Sudan und Südsudan wieder in Gang zu bringen. Sie waren durch wochenlange Kämpfe unterbrochen worden. Die Bischöfe der katholischen und anglikanischen Kirche im Südsudan haben in einer gemeinsamen Erklärung gefordert, dass die internationale Gemeinschaft eine „ausgewogenere Haltung“ zu dem Konflikt zwischen den beiden Staaten annimmt, die Lage gründlich studiert und den nötigen Druck ausübt, um den Frieden zu erreichen. Dass die Menschen im Südsudan das Vertrauen in die Völkergemeinschaft verlieren, sei „besorgniserregend“.
Nachdem der südsudanesische Regierungschef internationalem Druck nachgegeben hat und das besetzte Heglig Ölfeld geräumt hatte und somit einen bevorstehenden Krieg verhinderte, hat Khartum acht Bomben über dem Grenzgebiet abgeworfen. Der UN-Generalsekretär und China – wo Kiir gerade Unterstützung sucht – forderten von beiden Seiten Zurückhaltung. Nur unter stabilen Bedingungen könne ihr Öl auf den Markt gelangen.
Nachdem sich die Grenzgefechte ausgeweitet haben, droht jetzt Bashir, die Regierung in Juba zu stürzen. Die „Bürger des Südsudan“ müssten von der Herrschaft der SPLM befreit werden. Sie seien „Insekten“, die man vertilgen müsse. Bashir will das vom Süden eingenommene Heglig Ölfeld zurückerobern und bis Juba weiterziehen. Man könne nicht innerhalb der alten Grenzen friedlich beisammen leben. Ban Ki Moon forderte den Südsudan vergeblich auf, Heglig zurückzugeben. Die internationale Gemeinschaft ist besorgt, weil Bashir jede Vermittlung durch die AU ablehnt.
Beide Länder machen mobil. Im Moment geht der Kampf hauptsächlich um das Heglig Ölfeld, doch gibt es noch mehr Streitpunkte, die vor und nach der Trennung nicht geklärt wurden: der genaue Verlauf der 1,800 km langen Grenze, die Verteilung der Einkünfte aus dem Ölexport, die Nutzung von Pipeline und Öldepot und die Zugehörigkeit einiger Grenzgebiete.
Der UNO Sicherheitsrat fordert ein bedingungsloses, sofortiges Ende der Kampfhandlungen entlang der Grenze zum Südsudan. Der Süden weigert sich, die kürzlich eroberte Ölregion Heglig wieder zu räumen, solange der Norden noch Bomben auf Ziele im Südsudan abwirft. Die Angst vor einem Krieg wächst.
Obwohl das Präsidententreffen nach den Bombenangriffen im Grenzgebiet gestrichen wurde, kamen Vertreter beider Länder in Addis Abeba zusammen, um die Spannungen abzubauen. Die Verteidigungsminister sprachen von einem „guten Treffen“. Sie wollen auf keinen Fall einen Krieg. Die neuesten Kämpfe drehten sich um die erdölreiche Heglig Region.
An mehreren Stellen entlang der Grenze, besonders in Unity State, Abyei und Südkordofan, wüten die Kämpfe. Präsident Bashir hat seinen Besuch in Südsudan abgesagt; Präsident Kiir warnt vor Krieg. Hauptpunkt des Streites sind die Erdölvorkommen im Grenzgebiet. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon rief beide Staaten auf, an dem für Anfang April in der südsudanesischen Hauptstadt Juba geplanten Gipfeltreffen teilzunehmen und die schon getroffenen Vereinbarungen zu beachten.
Bei seinem Besuch in Doha erhielt Präsident Bashir das Versprechen, dass Katar zwei Milliarden Dollar im Sudan investieren will, zum großen Teil in Bergbau, Ölindustrie, Landwirtschaft und Dienstleistungen. Nach der Unabhängigkeit des Südsudan verlor Khartum seine Haupteinnahmequelle, die meisten Ölreserven.
Der UN-Sicherheitsrat ist höchst besorgt über die zunehmenden Spannungen zwischen den beiden Sudans, die grausamen Kämpfe und das unvorstellbare Elend der Bevölkerung. Ein früherer Mitarbeiter sieht in den Gewalttaten in der Nuba Region Parallelen zu Darfur. Inzwischen verhandeln Vertreter von Khartum und Juba in Addis Abeba unter Vorsitz von Thabo Mbeki über die Verteilung der Ölvorkommen, die Grenzverläufe und Nationalitätsfragen.
Unter Vermittlung der AU und dem Vorsitz von Thabo Mbeki wurde in Addis Abeba das Abkommen unterzeichnet, das den Sudan und Südsudan verpflichtet, die gegenseitige Souveränität zu achten und jegliche Kampfhandlung zu vermeiden. Für die auch nach der Trennung noch bestehenden Grenzstreitigkeiten, besonders Förderung und Transport von Erdöl, soll eine gemeinsame Kommission zuständig sein.