Ein Sprecher der Aufständischen gab bekannt, dass Brega, Sawija und anderer Ortschaften im Küstengebiet erobert worden seien. Auf der tunesischen Insel Djerba sollen Vertreter der Aufständischen und anderer Länder mit Vertrauten Gaddafis zu Geheimverhandlungen zusammengekommen sein.
Die Regierung in Tripolis ist empört, dass nach anderen wichtigen Ländern nun auch Großbritannien den Nationalen Übergangsrat als einzige legitime Regierung Libyens anerkannt und Gaddafis Diplomaten ausgewiesen hat. Gaddafi wütet über das ihm gemachte Angebot, dass er im Land bleiben kann, wenn er alle Macht abgibt. Er werde alles „opfern“, um die Rebellen zu besiegen. Obwohl er eine Schutzhülle nach der andern verliert, gibt er sich weiter undurchdringbar.
Die libysche Kontaktgruppe, der 40 Staaten angehören, trifft sich am 15. Juli auf Einladung der Türkei in Istanbul, um über einen „Friedensfahrplan“ zu beraten. Man erstrebt Waffenruhe, Schutz für Zivilisten und demokratische Reformen. Inzwischen hat Gaddafi zum Marsch auf Misrata und die Rebellenhochburg Bengasi aufgerufen. Sollte es jedoch den Aufständischen gelingen, Tripolis zu erobern, würde er die Stadt zerstören lassen.
Von der Wüstenstadt Sabha, 800 km südlich von Tripolis, drohte Gaddafi in einer vom Staatsfernsehen übertragenen Audiobotschaft erneut, Hunderte Libyer nach Europa zu schicken, um Rache zu üben für die NATO Angriffe gegen sein Land. Da die Kanarischen Inseln, Sizilien und Andalusien arabische Gebiete seien, müsse Libyen auch diese befreien.
Frankreich hat angefangen, mit Fallschirmen Waffen an die Berber Rebellen zu verteilen, die im Bergland südlich von Tripolis einen Angriff auf die Hauptstadt vorbereiten. Sollten sie bis zum Stadtrand vordringen können, wäre das eine Chance für die Bevölkerung, gegen Gaddafi aufzustehen.
Der Internationale Strafgerichtshof hat Haftbefehl gegen den libyschen Machthaber Gaddafi erlassen. Ihm werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Folter und Organisation von Massenvergewaltigungen vorgeworfen. Seinen Sohn Seif al-Islam und den Leiter des Geheimdienstes trifft dasselbe Los.
17 Fußballer, darunter vier aus der Nationalmannschaft, sind zu den Aufständischen übergelaufen – ein harter Propagandaschlag für den Machthaber. In den letzten Wochen haben sich schon mehrere hohe Beamte von ihm abgesetzt. Als Vorbereitung auf einen AU Gipfel über Libyen nächste Woche, will Präsident Zuma am 26. Juni einen Ausschuss nach Pretoria einladen. Man will ein Ende aller Kampfhandlungen erreichen, sowie die humanitäre Versorgung der leidenden Bevölkerung, Schutz für Migranten und politische Reformen. Dass Gaddafi sich nicht an den Gesprächen beteiligen will, wird als Zeichen gedeutet, dass er aufgeben könnte.
Der italienische Friedhof in Tripolis wurde am Wochenende mit Graffiti gegen die NATO verschandelt, ein “Akt der Wut”, wie der Bischofsvikar Giovanni Martinelli sagte. Angst, Zorn, Spannung, Trauer und etwas Hoffnung auf ein Ende der Schrecken liegen über der Stadt. Gaddafi selbst sagte gestern in einer Ton Botschaft, dass er im Land bleiben würde, „tot oder lebendig“. Ein Martyrium sei „millionen Mal besser“ als Kapitulation. Zurzeit arbeiten Russland und China getrennt an einer diplomatischen Lösung.
Gaddafi sei zu einem Waffenstillstand bereit, weigere sich aber, trotz aller Gefahr, sein Land zu verlassen, berichtete Zuma nach seiner Rückkehr aus Tripolis. Der südafrikanische Präsident sah die Zerstörung und die humanitäre Krise und rief erneut zum Dialog auf. Eine südafrikanische Anwaltskanzlei ist an einem Ausstiegsplan für Gaddafi beteiligt und bereit, ihn zu verteidigen, sollte er vor den Internationalen Strafgerichtshof gestellt werden. Nachdem fünf Generäle und viele Soldaten desertierten, haben jetzt acht hohe Offiziere Fahnenflucht nach Rom begangen, ein Zeichen für das nahende Ende des Gaddafi Regimes.
Afrikanische Führer fühlen sich vom Westen in dem Libyen Konflikt übergangen. Sie fordern ein Ende der NATO-Angriffe, so dass sie selbst das Problem angehen können. Am Montag will der südafrikanische Präsident Zuma eine AU-Vermittlungsmission nach Tripolis anführen und versuchen, Gaddafi zu einem Machtverzicht zu bewegen. Inzwischen gibt es Gerüchte, dass Gaddafi sich versteckt halte. Auch erschwere die Bombardierung der Telekommunikationsanlagen den Kontakt. Aufständische berichten, dass Gaddafi Truppen Krankenwagen benutzen, um sich unbemerkt in den Straßen bewegen zu können.