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Obwohl der unterlegene Tshisekedi das Resultat als Fälschung bezeichnete und sich selbst als Präsident ausrief, blieben bis jetzt die ganz großen Zusammenstöße aus, weil er seine Anhänger gebeten hat, „Ruhe zu bewahren“ und auch weil die Polizei pausenlos im Einsatz war. Von der katholischen Kirche, die 30,000 Wahlbeobachter für 64,000 Wahlbüros gestellt hatte, gab es bisher noch keine Äußerung.
Die Wahlkommission hat die Veröffentlichung der Ergebnisse vom 28 November wegen technischen Problemen um 48 Stunden verschoben, weil noch Säcke von ungezählten Stimmzetteln und unbearbeiteten Wahldokumenten in Kinshasa ankamen. Inzwischen musste die Bereitschaftspolizei in mehreren Städten einrücken. Weitere Unruhen werden befürchtet, ganz gleich wer gewinnt.
Die kongolesischen Bischöfe sehen die Situation im Land nach Veröffentlichung von Teilergebnissen als äußert explosiv. Präsident Kabila, der durch vorhergehende Verfassungsänderungen (einfache Mehrheit und nur ein Wahlgang) und durch Manipulation den Weg für einen Sieg geebnet hat, liegt vorne. Die Bischöfe appellieren an das Volk, sich ruhig zu verhalten, an den Sieger, zum Wohl des Volkes sein Amt anzutreten, an die Verlierer, den Ausgang anzunehmen oder nur legal Einspruch zu erheben und an die Sicherheitskräfte, unparteiisch zum Wohl der Menschen zu arbeiten. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz ruft zu „Ruhe und Abwarten“ auf.
Trotz vieler Mängel – Gewalt, Betrug, Verzögerung – ist die zweite demokratische Wahl verhältnismäßig gut gelaufen, besonders wenn man die enormen logistischen Herausforderungen in dem großen Land mit fehlender Infrastruktur bedenkt. Wie die Verlierer und ihre Anhänger bei Veröffentlichung der Resultate reagieren werden, bleibt abzuwarten.
Kein Kandidat und keine Partei hat ein Programm für die Gesellschaft hinter den demagogischen Wahlversprechen, meinte ein Sprecher der Nationalen Union Katholischer Lehrer. 19,000 Kandidaten aus 413 Parteien und elf Anwärter auf das Präsidentenamt erschweren die Vorbereitungen und sorgen für Zusammenstöße. Logistische Probleme könnten nun die für den 28. November geplante Wahl um einige Tage hinausschieben.
Seit dem 6. November schleudert Mt Nyamulagira im Virunga Nationalpark 200m Lava Fontänen in die Luft. Die glühende Lavamasse fließt durch ein unbewohntes Gebiet. Für Touristen wurde ein Camp errichtet. Der Nachbar Vulkan Mt Nyiragongo zerstörte in der Eruption von 2002 einen Großteil der Stadt Goma, so dass 350,000 Menschen fliehen mussten.
In einer Pressekonferenz in Kinshasa hat Kardinal Monsendwo die wachsende Gewalt in der Wahlkampagne angeprangert und die Bevölkerung zu Ruhe und Ordnung aufgerufen. Er verurteilte das „barbarische Verhalten“ von Bürgen eines Landes, die sich „wie Feinde bekriegen“.
Der einflussreichste Oppositionsführer Etienne Tshisekedi sucht in Südafrika Unterstützung für seine Kampagne vor den am 28. November angesagten Wahlen, in denen er, neben neun andern Kandidaten, gegen Präsident Joseph Kabila antritt. Dieser hat trotz Stimmenverlusten wegen seinem Versagen in Korruptionsbekämpfung und Konfliktlösung gute Aussichten auf einen Sieg. Im Land selbst haben die Spannungen zugenommen, und Auseinandersetzungen zwischen den Parteien sind an der Tagesordnung. Tshisekedis Drohung, seine verhafteten Anhänger zu befreien, notfalls durch gewaltsame Stürmung der Gefängnisse, erregt Angst und Wut.
Die Geheimdienste von elf Nationen im Gebiet der Großen Seen sind fest entschlossen, ein gemeinsames Sicherheitssystem einzurichten, um die Rebellen Gruppen, die schon jahrelang „den Frieden und die Stabilität“ der Region bedrohen, auszumerzen. Alle Informationen sollen in Goma im östlichen Kongo koordiniert werden.
Am 28. November finden die zweiten freien Präsidenten- und Parlamentswahlen nach langen Kriegsjahren statt. Die EU unterstützt mit knapp 50 Millionen Euro und 147 Beobachtern die Wahlvorbereitungen und Wahlen, zudem werden zwei Millionen Euro für Sicherheitsmaßnahmen bereitgestellt.
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