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Der italienische Friedhof in Tripolis wurde am Wochenende mit Graffiti gegen die NATO verschandelt, ein “Akt der Wut”, wie der Bischofsvikar Giovanni Martinelli sagte. Angst, Zorn, Spannung, Trauer und etwas Hoffnung auf ein Ende der Schrecken liegen über der Stadt. Gaddafi selbst sagte gestern in einer Ton Botschaft, dass er im Land bleiben würde, „tot oder lebendig“. Ein Martyrium sei „millionen Mal besser“ als Kapitulation. Zurzeit arbeiten Russland und China getrennt an einer diplomatischen Lösung.
Gaddafi sei zu einem Waffenstillstand bereit, weigere sich aber, trotz aller Gefahr, sein Land zu verlassen, berichtete Zuma nach seiner Rückkehr aus Tripolis. Der südafrikanische Präsident sah die Zerstörung und die humanitäre Krise und rief erneut zum Dialog auf. Eine südafrikanische Anwaltskanzlei ist an einem Ausstiegsplan für Gaddafi beteiligt und bereit, ihn zu verteidigen, sollte er vor den Internationalen Strafgerichtshof gestellt werden. Nachdem fünf Generäle und viele Soldaten desertierten, haben jetzt acht hohe Offiziere Fahnenflucht nach Rom begangen, ein Zeichen für das nahende Ende des Gaddafi Regimes.
Afrikanische Führer fühlen sich vom Westen in dem Libyen Konflikt übergangen. Sie fordern ein Ende der NATO-Angriffe, so dass sie selbst das Problem angehen können. Am Montag will der südafrikanische Präsident Zuma eine AU-Vermittlungsmission nach Tripolis anführen und versuchen, Gaddafi zu einem Machtverzicht zu bewegen. Inzwischen gibt es Gerüchte, dass Gaddafi sich versteckt halte. Auch erschwere die Bombardierung der Telekommunikationsanlagen den Kontakt. Aufständische berichten, dass Gaddafi Truppen Krankenwagen benutzen, um sich unbemerkt in den Straßen bewegen zu können.
Nach den angeblich schwersten Luftschlägen auf Tripolis in der vergangenen Nacht wollen Frankreich und Großbritannien Kampfhubschrauber einsetzen. Ein französischer Flugzeugträger mit 12 Helikoptern an Bord sei schon ausgelaufen. Tief fliegende Hubschrauber ermöglichen einen präziseren Einsatz als hochfliegende Flugzeuge, weil sie militärische Bodenziele treffen können ohne Zivilisten zu schaden.
Während die NATO Bomben weiter fallen, ein Waffenstillstand unmöglich scheint, die humanitäre Lage sich verschlechtert und mehr Menschen im Mittelmeer ertrinken, wird es stiller um Gaddafi. Nach der angeblichen Flucht seines Ölministers sollen sich jetzt auch Gattin und Tochter in Tunesien abgesetzt haben, laut Gaddafis Sprecher alles nur Gerüchte.
Einen Tag bevor der Internationale Strafgerichtshof Haftbefehl gegen die Führung in Tripolis plant, hat das Regime wieder einen Waffenstillstand angeboten, falls die NATO Bombardierung stoppt. Das Gerücht, dass Gaddafi verletzt sei und sich außerhalb Tripolis aufhält, hat das Regime dementiert. Die letzte Botschaft des Machthabers kam über Radio. Am Sonntag hat Papst Benedikt wieder zu einer friedlichen Lösung aufgerufen.
Seit Anfang der Revolte sind die Schulen im Osten des Landes geschlossen. Die Kinder leisten ihren Einsatz, indem sie die Straßen von Müll befreien, als „Polizisten“ den Verkehr regeln und in den Kantinen den Aufständischen und Flüchtlingen Armeerationen auftischen. Auf Bengasis Strandpromenade nehmen sie täglich an Kundgebungen teil. Erst in der Post-Gaddafi Ära werden die Schulen mit neuen Lehrplänen öffnen.
Die meisten der 500 Flüchtlinge, deren Boot vor dem Hafen von Lampedusa auf Felsen aufgelaufen war, konnten durch Einsatz der Küstenwache und Polizei gerettet werden. Am Wochenende kamen 2,000 Flüchtlinge auf der Insel an, seit Anfang der nordafrikanischen Revolutionswelle waren es etwa 30,000.
In Rom trifft sich die Internationale Kontaktgruppe, um über finanzielle Hilfe für die Aufständischen zu planen und um Gaddafi weiter unter Druck zu setzen, um so die Gewalt zu beenden und einen „demokratischen Übergang" zu erzielen. Inzwischen wurde ein Hilfsschiff, das Güter in die belagerte Stadt Misrata gebracht hatte, beschossen während es Verletzte und Gastarbeiter an Bord nahm. Es musste den Hafen in Eile verlassen.
Der angebliche Tod von Gaddafis jüngstem Sohn in einem NATO Angriff löste wütende Proteste aus. Die Attacken auf Botschaften ließen ausländisches Personal abziehen. Auch die UNO verließ Tripolis. In Bengasi, der Hochburg der Aufständischen, wurde der Tod jubelnd gefeiert.
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