Von Senegal über Mauretanien, Mali, Burkina Faso und besonders Niger bis zum Tschad erstreckt sich der Hungergürtel, in dem zwischen 15 und 18 Millionen Menschen eine tägliche Verschlechterung ihrer Versorgungslage spüren. Dir Vorräte sind aufgebraucht und die nächste Ernte ist erst im Oktober zu erwarten. Ursache sind nicht nur Wetterbedingungen und Insektenplagen, sondern auch die explodierenden Nahrungsmittelpreise, die ausfallenden Zuwendungen der in Nigeria und Libyen arbeitenden Familienmitglieder und die Flüchtlingsströme aus dem Bürgerkriegsland Mali. Neben sofortiger Linderung der Not braucht es von lokalen Regierungen getragene Entwicklungsprogramme, um solchen Krisen vorzubeugen.
Laut dem jährlichen Index, in dem „Save the Children“ die Bedingungen für Mütter in 165 Ländern vergleicht, steht Niger an letzter Stelle. Faktoren im Ranking sind Gesundheit, Ausbildung, Einkommen und Ernährung. Die Dürreperiode löste eine Ernährungskrise aus. Schwache Mütter bringen gefährdete Kinder zur Welt. Ein Drittel aller Kinder sind unter- oder mangelernährt. Jedes siebte Kind stirbt vor dem fünften Lebensjahr. Eine flächendeckende Aktion zur gesunden Ernährung von Müttern und Kindern ist notwendig, um das Leben zu verbessern, besonders in den ersten 1000 Tagen eines Kindes, angefangen von der Schwangerschaft. Von den fünf schlimmsten Ländern für Mütter sind drei in Afrika, von den fünf besten vier in West Europa. Deutschland steht erst an zwölfter Stelle.
Um zu verhindern, dass die Hungerkrise zur Katastrophe wird, werden sofort Millionen Dollar benötigt, sagte die britische Hilfsorganisation OXFAM. 1, 9 Mio. Menschen sind bereits in ernster Gefahr, und sechs aus 13 Millionen brauchen sofortige Hilfe. OXFAM nennt Dürre, erratische Regenfälle, hohe Lebensmittelpreise, tief verwurzelte Armut und die regionalen Konflikte als Gründe für das drohende Chaos.
Die Armee hat einen schwer bewaffneten, angeblich von Libyen kommenden Konvoi angegriffen und 13 Menschen getötet. Andere wurden verhaftet und Waffen beschlagnahmt. Es könnte sich um eine Gruppe Gaddafi Anhänger handeln, die von Mali Tuaregs geführt wurden. Die Vermutung, dass die in Libyen aufgehäuften Waffen in die Hände von AQIM und anderen Rebellen gelangen könnten, hat sich bereits bestätigt.
Der 25km lange und ein km breite Baumgürtel, der über 30 Jahre zum wachsen brauchte, um die Hauptstadt Niamey vor der Wüste zu schützen, verschwindet rapide. Durch magere Ernten entmutigte Bauern ziehen in die Stadt und schlagen Bau- und Brennholz. Reiche Städter setzen ungestraft Villen und Firmen in den Waldbereich. Bemühungen der Regierung, jedes Jahr ein paar tausend Bäume nachzupflanzen, können die Zerstörung nicht aufhalten.
Nigers Außenminister Mohammed Bazoum bestätigte, dass Tuareg-Kämpfer und Gaddafi-treue Offiziere im Niger eingetroffen sind. Augenzeugen in Agadez berichteten, dass Fahrzeuge aus Arlit kommend Agadez passierten und weiter in Richtung Niamey und Burkina Faso fuhren. Dessen Präsident Blaise Campaore regiert sein Land schon 24 Jahre und ist von Gaddafi mit viel Geld unterstützt worden.
Nach einem angeblichen Putschversuch gegen Präsidenten Mahamadou Issoufou Mitte Juli wurden zehn Verdächtige Offiziere der Armee verhaftet. Nach seinem Wahlsieg im März war Issoufou hart gegen Korruption in der Regierung vorgegangen.
Man spricht viel von den Afrikanern, die von Libyen nach Tunesien und Ägypten fliehen, mehr von denen, die die riskante Seereise übers Mittelmeer wagen, aber kaum einer bemerkt den Trekk nach Süden. In Konvois von fahruntüchtigen Lastwagen durchqueren sie die Wüste. Nicht alle überleben die Strapazen. Bis Anfang April waren 30,000 allein in Niger angekommen; bald werden es 60,000 sein, und Niger, das fünfärmste Land der Welt, nimmt alle auf. In den neunziger Jahren waren sie zu Hunderttausenden in den Norden gezogen, um Geld zu verdienen. Die Revolution hat den Wanderungsstrom umgekehrt, und die Arbeiter kommen heim, traumatisiert und ärmer als zuvor.
Nur wenige Stunden nach seiner Vereidigung hat der neugewählte Präsident Mahamadou Issoufou einen Tuareg als Premier ernannt und so die militärische Übergangsregierung beendet. Issoufou würdigte General Salou Djibo für seinen Einsatz und die Übergabe der Macht an eine Zivilregierung.
Nach ersten Auszählungen hat der Oppositionsführer Mahamadou Issoufou die friedlich verlaufene Stichwahl mit 58% der Stimmen gewonnen. Der Verfassungsrat muss das Ergebnis noch bestätigen. Die Nigrer sind stolz auf ihren großen Schritt auf dem Weg zur Demokratie. Als vor einem Jahr Präsident Mamadou Tandja gestürzt wurde, hatten die Putschisten demokratische Wahlen innerhalb eines Jahres versprochen und ihr Versprechen gehalten. Trotz des Fortschritts lassen die Tücken des Klimas, al Qaida Anschläge und undurchsichtige Nutzung der Bodenschätze Niger immer noch ein bitterarmes Land sein.