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Präsident Jonathan lehnt bis jetzt jegliche direkte Verhandlung mit Boko Haram ab, doch Erzbischof Ignatius Kaigama, in dessen Bischofsstadt Jos eines der letzten schweren Attentate mit 120 Toten stattfand, glaubt, dass „letztlich nur Reden gegen den Terror hilft“. Auch die verschleppten Mädchen könnten nur durch Kontaktaufnahme gerettet werden. Präsident Obama hat neben der Luftaufklärung auch Bodentruppen für die Suche zur Verfügung gestellt. Der Dialog sei aber immer noch „die stärkste Waffe“.
Beim Krisengipfel in Paris vereinbarten Nigeria und die Nachbarstaaten Tschad, Niger, Kamerun und Benin, unterstützt von Frankreich, Großbritannien, den USA und der EU, ihre Kräfte zu bündeln, nicht nur um die Schülerinnen zu befreien, sondern um Boko Haram zu besiegen. Der Aktionsplan umfasst: eine strenge Grenzüberwachung, den Austausch von Geheimdienstinformationen und eine Unterbindung der Geld-und Waffenzufuhr an die islamistische Sekte. Eine westliche Militäraktion soll es nicht geben, aber gut ausgestattete Expertengruppen sind bereits in der Region. Während der Konferenz gab es neue Überfälle in Nigeria und Kamerun.
Die USA fliegen bemannte Flugzeuge und Aufklärungsdrohnen und versuchen Handy Kommunikation aufzuspüren. Die Eltern der Mädchen sehen ihre Kinder auf Video, sind aber machtlos. Präsident Jonathan will nicht auf die Forderung des Boko Haram Anführers, Abukakar Shekau, eingehen, die Entführten gegen Islamisten in Gefängnissen auszutauschen. Ein positiver Schritt ist, laut Erzbischof Onaiyekan von Abuja, dass die Islamistengruppe jetzt für Gespräche mit der Regierung bereit ist. Frankreichs Präsident setzt sich für ein Gipfeltreffen mit Nigeria ein.
Während mit internationaler Hilfe fiebrig nach den gekidnappten Mädchen gesucht wird, setzte Boko Haram den blutigen Kampf für einen Gottesstaat im Nordosten des Landes fort. Hunderte Zivilisten wurden im Dorf Gamboru ermordet. Nigeria begrüßt die ausländische Hilfe zur Rettung der Mädchen und zum Ende des Boko Haram Terrors. Malala, das pakistanische Mädchen, das den Taliban Angriff überlebte, plädiert für die Freilassung ihrer „nigerianischen Schwestern“.
Boko Haram hat sich endlich zu der Tat bekannt und mit dem Verkauf, der Versklavung oder Zwangsverheiratung gedroht. Wut und Frustration über das Versagen der Regierung, die Mädchen zu finden, eskalieren in Nigeria. Der Rest der Welt, darunter England und die USA, will Hilfestellung geben. Manche schlagen den Einsatz von Drohnen vor, um die Verstecke in Steppen und Wäldern, auch im Grenzgebiet zu Kamerun und Tschad, aufzuspüren.
Unweit des Busbahnhofs in Abuja, wo vor zwei Wochen Explosionen viele Opfer forderten, ging am Abend des 1. Mai wieder eine Autobombe los, nur eine Woche vor dem Weltwirtschaftsforum, zu dem der chinesische Regierungschef als Ehrengast geladen war. Die Spur führt wieder zu Boko Haram. Die Zahl der Toten schwankt. Die Hauptstadt in der Mitte des Landes blieb bis vor kurzem verschont von den im Nord-Osten üblichen Attacken und Entführungen, aber jetzt geht die Angst umher. In Abuja protestieren wütende Eltern der entführten Mädchen gegen die Untätigkeit der Behörden. Für neun Euro sollen viele von ihnen als Bräute an Islamisten verkauft worden sein.
Während die Familien noch suchen, weinen und trauern, berichtete ein örtlicher Führer von Chibok, dass Bewaffnete gesichtet wurden, die Gruppen von Mädchen nach Kamerun und über den See nach Tschad brachten. Noch immer werden 230 Mädchen vermisst; nur 43 konnten sich retten. Laut einem weiteren Bericht sollen die Entführer Mädchen versteigert und den Brautpreis eingesteckt haben. Dabei sollten die 16 – 18 Jährigen jetzt ihr Abschlussexamen schreiben.
Die zweitägige Marine-Übung zur Piraterie-Bekämpfung vor der westafrikanischen Küste involvierte 20 Staaten, 36 Schiffe und 47 Übungen. Was allgemein als Erfolg gewertet wurde, zeigte im Rollenspiel manche Mängel auf. Kommunikation, Ausbildung und Ausrüstung müssen verbessert werden. Um die Sicherheit auf See zu gewährleisten, muss Piraten, Schmugglern und illegalen Fischern das Handwerk gelegt werden. Der Golf von Guinea ist zurzeit am meisten von Piraterie betroffen.
Dass die verschleppten Mädchen in einem Armee-Einsatz befreit wurden, ist eine Fehlmeldung. Nur wenige von ihnen konnten sich selbst in Sicherheit bringen. Über 80 der Entführten sind noch in den Händen der Kidnapper, wo sie sexuell und als militärische Schutzschilde missbraucht werden. Ban Ki Moon und Catherine Ashton haben sich für die Mädchen eingesetzt. Vier schreckliche Terrorakte in drei Tagen spalten die Politiker statt sie zu vereinen. Sie schieben sich gegenseitig die Schuld zu.
Nur einen Tag nach dem verheerenden Doppelanschlag auf den Busbahnhof der Hauptstadt Abuja, dem nach verschiedenen Schätzungen zwischen 70 und 200 Menschen zum Opfer fielen, haben militante Islamisten über 100 Schülerinnen eines Mädchengymnasiums in Chibok (Bundesstaat Borno) entführt und auf vier Lastwagen weggefahren. Die Eltern der Mädchen sind verzweifelt. Die ganze Stadt trauert. Das Schicksal der Verschleppten ist, dass sie wahrscheinlich als Sexsklavinnen missbraucht werden.
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