Der Anschlag ereignete sich in der zentralnigerianischen Stadt Kaduna. Mindestens 38 Menschen starben; viele wurden verletzt. Betroffen waren eine evangelische Kirche, ein Hotel und mehrere Restaurants. Ziel und Zeitpunkt lassen auf Boko Haram als Täter schließen. Ihre Angriffe auf christliche Kirchen hatten schon an Weihnachten für Schock und Terror gesorgt.
Weil es nicht genug Geld für eine nachhaltige Impfkampagne gibt, wurde von UNICEF und der WHO eine Massenimpfung in Teilen Afrikas organisiert. Zehntausende Freiwillige wollen gleichzeitig in 20 Ländern 111 Millionen Kinder gegen Polio immunisieren, 57,7 Millionen allein in Nigeria, wo eine verstärkte Dosis verabreicht wird, weil sich dort die Seuche noch ausbreitet. Da die Ansteckgefahr im Frühsommer am größten ist, war Eile geboten.
Ein Sprecher für die islamistische Sekte hat in der Hochburg Maiduguri alle Verhandlungen mit einer „Regierung von Ungläubigen“ ausgeschlagen, weil man ihr nicht trauen kann. Die zwei Tage vorher angefangenen Vermittlungen, um den Aufstand zu beenden, wurden abrupt abgebrochen. Boko Haram ist sicher, die jetzige Regierung von Goodluck Jonathan stürzen und eine islamische Regierung etablieren zu können.
Die katholische St Finbar Kirche in Jos wurde während der Sonntagsmesse Zielscheibe eines Selbstmordattentats. Ein mit Sprengstoff geladenes Auto wurde am Kirchenportal gestoppt. Bei der folgenden Explosion kamen zehn Menschen ums Leben. Für den Anschlag vor zwei Wochen, auch in Jos, übernahm Boko Haram die Verantwortung. Trotz Präsident Jonathans Forderung, auf Selbstjustiz zu verzichten, haben christliche Jugendliche Vergeltungsschläge verübt, Muslime angegriffen und ihre Häuser und Fahrzeuge angesteckt.
Ein Selbstmordattentäter raste am Sonntagmorgen in eine Kirche in Jos und zündete dann die Bombe. Drei Menschen starben, 38 wurden verletzt. Die Boko Haram Sekte, die jegliche westliche Lebensform ablehnt, will Christen aus dem überwiegend muslimischen Norden vertreiben. Deshalb die Anschläge auf christliche Einrichtungen und Gaststätten mit Alkoholausschank. Tags zuvor starben bei einem Angriff auf eine Polizeistation in Gombe 14 Menschen.
In Maiduguri gingen in einer Woche zwei Schulen in Flammen auf. Boko Haram will alle Kinder in islamischen Schulen sehen und hat weitere Zerstörung von Regierungsschulen angedroht.
Die Bischöfe des Landes warnen vor einer Spaltung. Alle Bürger müssen sich für die Einheit einsetzen. Für Christen, die vielfach Zielscheibe islamistischer Attentate werden, bedeutet das Bereitschaft zur Vergebung. Was die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) besorgt macht, ist, dass der kürzlich festgenommene Boko Haram - Sprecher noch nicht vor Gericht gestellt wurde. Obwohl, nach IGFM Angaben, in den letzten elf Jahren etwa „10,000 Christen Opfer religiös motivierter Gewalt“ wurden, sei bis heute kein Verfahren eingeleitet worden.
Die Städte Kano und Maiduguri im Norden wurden am Montag wieder von Bombenanschlägen und Schießereien betroffen. Hauptziele waren Polizeistationen und Marktplätze. Zwei Tage zuvor haben im Süden Milizen der MEND (Movement for the Emancipation of the Niger Delta) ihre Präsenz durch das Sprengen der Eni Bayelsa Pipeline gezeigt und mit Anschlägen auf weitere Öleinrichtungen gedroht. Sie kämpfen schon seit Jahren um größere rechte und einen Anteil am Ölreichtum für die Menschen vor Ort.
Durch Aberglauben gebrandmarkte Kinder, die dann durch Pfingstler noch als von Dämonen besessen bezeichnet werden, haben ein schweres Dasein. Sie werden misshandelt, verstoßen und sogar getötet. 160 dieser Kinder werden inzwischen von der einzigen NGO dieser Art, „Child’s Right and Rehabilitation Network“ (CRARN) betreut und in Schulen und Heimen für ein geregeltes Leben vorbereitet. Dabei leistet die NGO auch schwierige Aufklärungsarbeit.
Nachdem sich am Freitag der bisher schlimmste koordinierte Angriff in der nördlichen Stadt Kano ereignete, bei dem über 160 Opfer gemeldet wurden, gab es am Sonntag wieder Anschläge auf zwei Kirchen in Bauchi, auch im Norden. Der trauende Emir von Kano hielt einen Gottesdienst. Ban Ki Moon forderte transparente Untersuchungen der Bombenanschläge. In Deutschland haben die Vorsitzenden der beiden Kirchen, Erzbischof Zollitsch und Präses Schneider, ihre Trauer, ihr Entsetzen und ihre Anteilnahme bekundet. Der Erzbischof von Abuja warnte die Gläubigen vor der Versuchung, sich „in gegenseitige Feinde verwandeln zu lassen“.