Um friedliche Wahlen zu erzielen, will die Polizei in der bevölkerungsreichsten Nation Afrikas Tausende mehr Kräfte einsetzen, besonders in den nördlichen Krisenprovinzen Kano und Niger, sowie in Lagos. Auch die Armee will ihren Beitrag leisten. Vom 2. April an wählen 70 Millionen Nigerianer an drei aufeinanderfolgenden Samstagen: Parlament, Präsidenten und Gouverneure. Frühere Wahlen waren wiederholt von Wahlbetrug, Gewalt und politischem Gangstertum überschattet.
Nach einer ersten Gruppe von neun Experten hat die EU weitere 52 Wahlbeobachter nach Nigeria geschickt, um die Vorbereitungen und die am 2. 9. Und 16. April stattfindenden Wahlen zu beobachten. Im Ganzen sollen 120 EU Beobachter präsent sein. Nigerias Wahlen waren oft fehlerhaft, und Politiker bitten um internationale Hilfe, um freie, gewaltlose und glaubwürdige Wahlprozesse zu erzielen.
So verurteilte Präsident Jonathan den Bombenanschlag auf eine Wahlversammlung der regierenden Partei nicht weit von Abuja. Der Sprengsatz wurde aus einem fahrenden Auto geworfen und verursachte Tote und Verletzte, besonders unter den Händlerinnen am Rand der Menge. In den vergangenen Monaten starben etwa 200 Menschen bei Anschlägen. Bei schätzungsweise 70 Millionen Stimmberechtigten für die Wahl im April haben sich bereits 73,5 Mio. registriert. 870,000 Doppelregistrierungen wurden schon entdeckt.
Die in Port Harcourt versammelten Bischöfe des Nigerdeltas haben die Bemühungen der Regierung um Frieden und Stabilität gewürdigt, besonders die in 2009 angebotene Amnestie, die frühere Rebellen in die Gesellschaft wiedereingliedert. Doch sei ein „relativer Friede“ nicht genug. Für soziale Gerechtigkeit sei es absolut notwendig, dass der Erlös der reichen Erdölvorkommen auch der armen Bevölkerung zugutekommt. Das sei bis jetzt nicht geschehen.
Präsident Goodluck Jonathan wird, sollte er die Wahl im April gewinnen, nur für eine Amtsperiode bereit ist. Er bekam Regierungschef nach dem Tod seines Vorgängers, Umaru Yar’Adua, im Mai 2010 und ist der erste Präsident, der aus dem ölproduzierenden Niger Delta stammt.
Die nigerianische Armee in Jos hat, um die Gewalt einzudämmen, Schießbefehl erhalten, nachdem ein muslimischer Wahlbeamter ermordet wurde. In einer Serie von Bombenanschlägen und Morden sollen im letzten Monat etwa hundert Menschen umgekommen sein. Die „Stefanos Foundation“ hat Beweise für mehr Opfer.
Nnimmo Bassey hat gestern den Alternativen Nobelpreis in Empfang genommen. Hauptziel des Menschenrechtlers ist die Umwelt, besonders das Niger Delta. Er prangert Ölkonzerne an, die sich nicht um Verschmutzung und menschliches Elend kümmern. Seine Vorschläge an die Regierung, die Öleinnahmen besser zu nutzen und den Öldiebstahl einzudämmen, werden nicht gern gehört. Man nimmt auch keine Notiz von seiner internationalen Ehrung
Nach monatelanger Spekulation wurde nun der 9. April für die Präsidentschaftswahlen festgesetzt. Eine Woche vorher werden die Parlamentarier gewählt und am 16. April die Gouverneure der Bundesstaaten. Man erwartet, dass der amtierende Chef Jonathan Goodluck, der durch die Krankheit seines Vorgängers an die Macht kam, für die Präsidentschaft kandidieren wird. Mit 140-150 Millionen ist Nigeria das bevölkerungsreichste Land Afrikas.
Eine nigerianische Militäreinheit hat es geschafft, im Niger Delta 19 Geiseln zu befreien, sieben davon Mitarbeiter eines britischen Ölkonzerns. Es gab in dem Einsatz keine Verluste unter Geiseln und Soldaten. Die Rebellengruppe MEND kämpft um einen höheren Anteil an den Einnahmen der Öl- und Gasförderung. Durch Überfälle und Entführungen haben sie die Produktion in der letzten Zeit um ein Drittel reduziert.
Um die Stadt Jos in der Mitte des Landes gab es erneut Blutvergießen. In den sporadischen Kämpfen geht es eher um Ansprüche auf Land als um Religion. Inzwischen sind an vielen Schulen freiwillige Arbeitsgemeinschaften eingerichtet worden, die ein friedliches Miteinander fördern sollen. Die Friedensclubs versuchen, Jugendliche über die Konfliktursachen – ethnisch, politisch und wirtschaftlich – aufzuklären, ihnen Gelegenheit zu geben, über ihre Erfahrungen und Ängste zu sprechen und sie davon abzubringen, Gewalt mit Gewalt zu begegnen.