Kämpfe um Malakal, Hauptstadt des Bundesstaates Upper Nile, haben Friedenshoffnungen begraben. Die beiden Lager beschuldigen sich gegenseitig, die Waffenruhe gebrochen zu haben. Das staubige Marktzentrum, Tor zu den Ölfeldern der Region, hat seit Dezember schon mehrmals den Besitzer gewechselt, ein Inferno für die Bevölkerung.
Ban Ki Moon hat den neuerlichen Gebrauch von Streubomben scharf verurteilt. UN-Minenräumer haben auf der Straße zwischen der Hauptstadt Juba und Bor im Jonglei Staat Spuren dieser heimtückischen Waffe gefunden, die noch Monate nach den Kampfhandlungen eine konstante Bedrohung für die Bevölkerung vor Ort darstellt. Jedoch begrüßte Ban die Wiederaufnahme von Friedensgesprächen und hofft, dass eine ausgehandelte Waffenruhe auch befolgt wird.
UNICEF ist empört, dass Regierungssoldaten die speziell für Kinder zum Schulanfang gerichteten Rucksäcke plünderten. Seit Beginn der Kämpfe haben beide Seiten große Mengen Nahrungsmittel und Medizin von Depots, Schulen und Krankenhäusern gestohlen. Dieser eklatante Raub zeugt von einer totalen Missachtung der Nöte der Zivilbevölkerung.
Seit Unterzeichnung des Waffenstillstands haben die Kämpfe nachgelassen, aber nicht aufgehört. Nun könnte die Ankündigung von Präsident Kiir, dass er die Anführer des angeblichen Putsches vor Gericht stellen will, die fragile Waffenruhe bedrohen.
Der Erzbischof von Canterbury will diese Woche den Südsudan und die andern von Gewalt geplagten Länder der Region der Großen Seen, wie DR Kongo, Burundi und Ruanda, besuchen. Er will seine Solidarität bekunden und mit den lokalen anglikanischen Bischöfen auf gute Zusammenarbeit zum Wohl der Menschen setzen. Justin Welby, früher Ölmanager und jetzt Kirchenfürst, ist ein Anwalt der Armen, geißelt die Finanzbranche und hat bereits bei Konfliktlösungen und Versöhnungsansätzen in Afrika und im Nahen Osten geholfen.
Laut Angaben der vermittelnden Nachbarstaaten, haben Präsident Kiir und sein Gegenspieler Machar ein Ende des Machkampfes beschlossen. Das Abkommen könnte noch heute unterzeichnet werden. Die Schlichtungsgespräche in Addis Abeba laufen schon seit Anfang Januar, zwei Wochen nach Ausbruch der blutigen Gefechte im jüngsten Staat der Erde, die tausende Menschenleben kosteten und eine halbe Million in die Flucht trieben.
Nach Bor ist nun auch die Stadt Malakal wieder in Händen der Regierung. Das zertrümmerte Bor ist eine Geisterstadt geworden; bei den Kämpfen in Malakal hat die Regierung im Nachbarstaat Sudan aus humanitären Gründen den Flüchtlingsströmen die Grenze geöffnet. Die Rebellen kontrollieren noch große Landstriche in den Provinzen Upper Nile und Jonglei. Der Konflikt geht brutal und unvermindert weiter.
Zwischen 200 und 300 Zivilisten, die vor den Kämpfen in der Stadt Malakal flohen, kamen um, als die überladene Fähre sank. Malakal, am Weißen Nil, ist Tor zu den Ölfeldern vom Upper Nile Bundesstaat und immer wieder umkämpft. Inzwischen wurden die Friedengespräche in Addis Abeba wieder aufgenommen, diesmal im Tanzsaal des Gaslight Nachtklubs.
Weil die Bewohner von Bentiu (im ölreichen Bundesstaat Unity) eine Zurückeroberung durch Regierungstruppen fürchten, verlassen sie die Stadt zu Tausenden. Die Verhandlungen über eine Waffenruhe stocken wegen politischen Gefangenen, Anhänger von Machar, die Präsident Kiir nicht freilässt. Eine Delegation der Sant’Egidio Basisgemeinschaft ist nach Addis Abeba gereist, um ihre Dienste in der Suche nach Frieden anzubieten.
In dem zähen Machtkampf zwischen Präsident Kiir und seinem früheren Vize Machar sind Tausende auf der Flucht. Von der umkämpften Stadt Bor im Jonglei Bundesstaat sind Bewohner der Dinka Ethnie in langen Booten über den Weißen Nil geflohen, um sich im sicheren Awerial unter dem erstbesten Baum niederzulassen. Meilenweit ist nun das westliche Nilufer belegt. Nahrung, Trinkwasser und Medizin für 75,000 sind extrem knapp, und Krankheit droht überall. Doch auf der andern Nilseite wütet der Krieg und die in Äthiopien angefangenen Verhandlungen kommen nur schleppend voran.