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Das leidige Problem, wer ivorischer Staatsbürger sei, ist die Wurzel der blutigen Konflikte des letzten Jahrzehnts und soll nun durch ein neues Gesetz, das im Parlament verabschiedet wurde, geregelt werden. Danach können die meist aus Mali und Burkina stammenden Einwanderer und ihre Familien die Staatangehörigkeit erhalten, wenn sie vor mehr als 40 Jahren ins Land kamen. Kritiker sehen darin einen Trick von Präsident Ouattara, Stimmen für die nächsten Wahlen zu fangen. Jeder vierte Bewohner hat ausländische Wurzeln.   
Ein Gericht hat 14 Mitglieder der Familie des ehemaligen Präsidenten Laurent Ggagbo, die bereits zwei Jahre ohne Gerichtsverhandlung festgehalten wurden, gegen Kaution freigelassen. Damit will die Regierung zum inneren Frieden iim Lande beitragen, das immer noch tief gespalten ist zwischen Anhängern des alten und des neuen Präsidenten. Ggagbo ist vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag angeklagt.  
Im Auftrag der Regierung hat die Armee eine Siedlung im Regenwald total zerstört. Sie entstand im letzten Jahrzehnt und entwickelte sich in eine Kleinstadt. Für die Regierung in Abidjan war die Entwicklung illegal; so wurden die Bewohner mit Gewalt vertrieben und Häuser, Schule und Kirche dem Erdboden gleichgemacht. Die Menschen berichten von Grausamkeiten, aber die Regierung behauptet, dass durch die Landwirtschaft der unter Naturschutz stehende Wald irreparablen Schaden erleiden würde.
Bei den Kommunalwahlen am vergangenen Sonntag gab es wenig Andrang, und die Anhänger des Ex-Präsidenten Gbagbo blieben ganz weg. Die Wahlen sollten ein Test sein auf dem Weg in die Demokratie. Obwohl der Wahltag selbst ziemlich ruhig verlief, gab es verbale und physische Kämpfe im Vorfeld. Tags darauf, bevor die Ergebnisse veröffentlicht waren, musste die Polizei Randalierer von der Straße treiben. Noch ist die Stimmung aufgeheizt; auch fehlt jede Bereitschaft zur Versöhnung. Der Riss in der Gesellschaft geht auf die letzte Präsidentenwahl zurück. Um Frieden zu erzielen braucht es nicht nur wirtschaftlichen Erfolg, sondern eine Reform des Bodenrechts und eine Verbesserung der Sicherheit und Justiz.
Weil Gummibäume leicht zu pflegen sind und stabile, berechenbare Erträge einbringen, sind viele Farmer um Abidjan von Maniok, dem Grundnahrungsmittel der Ivorer, auf Naturkautschuk umgestiegen. Statt einer Ernte können die Bäume zehn Mal im Jahr angezapft werden und in politischen Krisenzeiten sind Dauerkulturen sicherer. Die Elfenbeinküste ist Afrikas führender Gummi-Produzent. Von 230,000 Tonnen in 2012 soll die Produktion auf 600,000 Tonnen in 2025 gesteigert werden, eine Politik, die die Nahrungssicherheit beeinträchtigt. Schon jetzt ist Maniok zeitweise knapp.
Um gegen seine Deportierung zu demonstrieren, übergoss sich ein junger Ivorer im internationalen Abflugterminal von Fiumicino in Rom mit Benzin und zündete sich an. Ein Beamter konnte die Flammen löschen, doch der Mann erlitt schwere Verbrennungen. Afrikanische Migranten kommen häufig illegal übers Mittelmeer nach Italien.
Gerade als er 5,000 Tonnen Öl in Abidjan entladen wollte, wurde der Tanker von Bewaffneten gekapert. Im Moment kann das Schiff nicht geortet werden. Piraterie an Afrikas Westküste nimmt zu. Im vergangenen Jahr gerieten im Golf von Guinea zehn Schiffe mit einer Crew von 207 in die Hände von Piraten.
60 Menschen, meist Kinder und Jugendliche, starben in der Neujahrsnacht, als es vor dem Stadion nach einem Konzert mit Feuerwerk zu einem Gedränge kam. Über 200 sollen verletzt sein. Laut Berichten von Überlebenden soll die Massenpanik ausgebrochen sein, als Sicherheitskräfte versuchten, die Menschenansammlung zu zerstreuen. Dabei sollte die Feier, zu der etwa 50,000 Menschen zusammen gekommen waren, ein Symbol für das Ende der Konflikte und für einen friedlichen Neuanfang sein. Präsident Ouattara hat eine dreitägige Staatstrauer angeordnet.
Der vatikanische Botschafter und sein Fahrer kamen um, als auf der Rückreise von einer Priesterweihe sein Wagen mit einem andern Pkw kollidierte. Der Sekretär und eine Ordensschwester wurden schwer verletzt. Erzbischof Ambroise Madtha, aus Indien stammend, diente schon seit 1990 der vatikanischen Diplomatie. Präsident Ouattara drückte sein Beileid über das Unglück aus. Während der politischen Krise 2010/2011 hatte der Nuntius hinter den Kulissen zu vermitteln versucht und sich für Dialog und Versöhnung eingesetzt.
Die Entscheidung des Präsidenten kam überraschend und lässt einen Mangel an Stabilität vermuten. Die aufgelöste Regierung war nur acht Monate im Amt und sollte Versöhnung schaffen und die Wirtschaft ankurbeln. Die Elfenbeinküste hat sich seit der Regierungskrise nach der 2010/2011 Wahl noch nicht ganz erholt.
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