Afrikanische Führer fühlen sich vom Westen in dem Libyen Konflikt übergangen. Sie fordern ein Ende der NATO-Angriffe, so dass sie selbst das Problem angehen können. Am Montag will der südafrikanische Präsident Zuma eine AU-Vermittlungsmission nach Tripolis anführen und versuchen, Gaddafi zu einem Machtverzicht zu bewegen. Inzwischen gibt es Gerüchte, dass Gaddafi sich versteckt halte. Auch erschwere die Bombardierung der Telekommunikationsanlagen den Kontakt. Aufständische berichten, dass Gaddafi Truppen Krankenwagen benutzen, um sich unbemerkt in den Straßen bewegen zu können.
Nach den angeblich schwersten Luftschlägen auf Tripolis in der vergangenen Nacht wollen Frankreich und Großbritannien Kampfhubschrauber einsetzen. Ein französischer Flugzeugträger mit 12 Helikoptern an Bord sei schon ausgelaufen. Tief fliegende Hubschrauber ermöglichen einen präziseren Einsatz als hochfliegende Flugzeuge, weil sie militärische Bodenziele treffen können ohne Zivilisten zu schaden.
Während die NATO Bomben weiter fallen, ein Waffenstillstand unmöglich scheint, die humanitäre Lage sich verschlechtert und mehr Menschen im Mittelmeer ertrinken, wird es stiller um Gaddafi. Nach der angeblichen Flucht seines Ölministers sollen sich jetzt auch Gattin und Tochter in Tunesien abgesetzt haben, laut Gaddafis Sprecher alles nur Gerüchte.
Einen Tag bevor der Internationale Strafgerichtshof Haftbefehl gegen die Führung in Tripolis plant, hat das Regime wieder einen Waffenstillstand angeboten, falls die NATO Bombardierung stoppt. Das Gerücht, dass Gaddafi verletzt sei und sich außerhalb Tripolis aufhält, hat das Regime dementiert. Die letzte Botschaft des Machthabers kam über Radio. Am Sonntag hat Papst Benedikt wieder zu einer friedlichen Lösung aufgerufen.
Seit Anfang der Revolte sind die Schulen im Osten des Landes geschlossen. Die Kinder leisten ihren Einsatz, indem sie die Straßen von Müll befreien, als „Polizisten“ den Verkehr regeln und in den Kantinen den Aufständischen und Flüchtlingen Armeerationen auftischen. Auf Bengasis Strandpromenade nehmen sie täglich an Kundgebungen teil. Erst in der Post-Gaddafi Ära werden die Schulen mit neuen Lehrplänen öffnen.
Die meisten der 500 Flüchtlinge, deren Boot vor dem Hafen von Lampedusa auf Felsen aufgelaufen war, konnten durch Einsatz der Küstenwache und Polizei gerettet werden. Am Wochenende kamen 2,000 Flüchtlinge auf der Insel an, seit Anfang der nordafrikanischen Revolutionswelle waren es etwa 30,000.
In Rom trifft sich die Internationale Kontaktgruppe, um über finanzielle Hilfe für die Aufständischen zu planen und um Gaddafi weiter unter Druck zu setzen, um so die Gewalt zu beenden und einen „demokratischen Übergang" zu erzielen. Inzwischen wurde ein Hilfsschiff, das Güter in die belagerte Stadt Misrata gebracht hatte, beschossen während es Verletzte und Gastarbeiter an Bord nahm. Es musste den Hafen in Eile verlassen.
Der angebliche Tod von Gaddafis jüngstem Sohn in einem NATO Angriff löste wütende Proteste aus. Die Attacken auf Botschaften ließen ausländisches Personal abziehen. Auch die UNO verließ Tripolis. In Bengasi, der Hochburg der Aufständischen, wurde der Tod jubelnd gefeiert.
Vertreter von 61 Volksgruppen haben sich in einer am Mittwoch veröffentlichen Erklärung für ein freies, vereintes Libyen ohne Gaddafi ausgesprochen. Gaddafi soll eine Delegation nach Venezuela entsandt haben, dessen Präsident Chavez schon im Februar Ermittlungen angeboten und eine internationale Friedensmission vorgeschlagen hatte.
NATO Angriffe auf Tripolis haben einen Militärkomplex Gaddafis schwer beschädigt und Gebäude der Residenzanlage getroffen. Ein Kommunikationszentrum in Stadtmitte wurde schon eher zerstört. Inzwischen hat sich auch Italien, das bisher nur Erkundungsflüge machte, für eine Teilnahme an NATO-Einsätzen entschlossen, besonders wegen der schrecklichen Lage in der umkämpften Stadt Misrata, die nur noch vom Meer her erreicht werden kann. In seiner Osterbotschaft rief Papst Benedikt alle Beteiligten auf, in gegenseitigem Respekt eine diplomatische Lösung zu suchen und den leidenden Menschen Hilfe zukommen zu lassen.