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Vier katholische Bischöfe haben einen kritischen Brief über das Leben im Land veröffentlicht, ohne die Regierung direkt anzugreifen, ein Risiko im “Nordkorea Afrikas”. „Verlassen“ sei das Land, weil so viele Menschen geflohen oder im Gefängnis sind. Menschenrechtler nennen Eritrea „ein riesiges Gefängnis“ mit häufiger Folter und kaum fairen Gerichtsverfahren. Wehrdienst bis zum 40. Lebensjahr treibt viele Männer außer Landes, jeden Monat etwa 3,000. Ein freies Land würde sie anlocken. Es bliebe keiner mehr, um nach den Alten zu schauen. Noch steht die Reaktion der Regierung auf den 38-Seiten Brief aus. Katholiken sind die zweitgrößte kirchliche Gemeinschaft, und der Bischof der Hauptstadt Asmara hat erheblichen Einfluss.
Bis zu 30,000 Eritreer sollen, laut einem HRW Bericht, seit 2007 in die Sinai Halbinsel verschleppt worden sein, wo sie bei den Beduinen Opfer grausamster Folter und Lösegeld-Erpressungen wurden. 600 Mio. Dollar sollen so eingegangen sein. Sicherheitskräfte von Eritrea und dem Sudan sollen den Verbrecherbanden geholfen haben, was die Regierung vehement dementiert. Oft sind es bedrohte, ausreisewillige Menschen, die den Banden in die Hände fallen. Auf ihrem Leidensweg werden sie mehrmals verkauft.
Im letzten Bericht von „Amnesty International“ wird Eritrea vorgeworfen, in den vergangenen Jahren bei einer Bevölkerung von nur 5,4 Mio., 10,000 politische Gefangene inhaftiert zu halten, oft unter grausamen Bedingungen, in Bunkern und Containern in der Wüste. Staatschef Isaias Afeworki verlangt „Kadavergehorsam“. Wer auswandert, ist ein Deserteur. Doch sind es gerade die Auswanderer, die durch ihre Geldüberweisungen das Land finanziell über Wasser halten. Die Regierung in Asmara weist diese Berichte als „wilde Spekulation“ zurück.
Seit kurzem gibt es wieder neue Verhaftungen von Christen, berichtet das Hilfswerk „Open Doors“. Danach sind mehrere Gemeindeleiter untergetaucht. Ein Regierungsbeamter soll „Aids, das äthiopische Regime und unabhängige Christengemeinden als Feinde“ bezeichnet haben, die es auszurotten gilt. Bei der letzten Rangliste der Pressefreiheit von ROG (Reporter ohne Grenzen) bildet Eritrea wieder das Schlusslicht, nicht nur in Afrika sondern weltweit.
Die Meuterei, in der zwischen 100 und 200 Soldaten das Informationsministerium besetzt hielten, den nationalen Sender sperrten und ihre Forderungen vorbrachten, ist unblutig verlaufen Nach Angabe der Opposition Awate, hat die Regierung die Forderungen angenommen und politische Gefangene freigelassen. Einzelheiten sind wegen der strikten Medienkontrolle nicht bekannt; der eritreische Machthaber Afeworki duldet keine Einmischung.
17 Spieler der eritreischen Nationalmannschaft und der Team-Arzt sind während eines Fußball-Turniers in Uganda verschwunden. Nur fünf Spieler und zwei Offizielle flogen nach Asmara zurück. Der wahrscheinliche Grund ist die äußerst bedenkliche Menschenrechtslage in ihrem Heimatland. Nach dem 2010 Cecafa Turnier in Tansania sind 13 Spieler übergelaufen; in 2009 kehrte nur der Trainer von Kenia nach Eritrea zurück.
Laut einem Bericht der Mediengruppe „Reporter ohne Grenzen“ starben binnen einer Woche drei Journalisten im Gefängnis; ein vierter wird tot vermutet. Sie waren bereits 2001 eingekerkert worden, als die freie Presse in Eritrea verboten wurde. Die Mörder sollen geflohen sein.
Papst Benedikt XVI. hat im Süden des Landes eine neue Diözese, die Eparchie von Segheneyti geschaffen und einen Priester der Eparchie von Asmara als Bischof ernannt, P. Fikremariam Halos Tsalim. Eritrea hat etwa 150,000 Katholiken, die sowohl den lateinischen als auch den Ge’ez Ritus befolgen.
Der UN-Sicherheitsrat verschärft Sanktionen gegen das kleine ostafrikanische Land, weil die Nachbarn es beschuldigen, islamistische Milizen, darunter al-Shabaab in Somalia, zu unterstützen. Eritrea leugnet die Vorwürfe.
Amnesty International hat eine Kampagne gestartet, um elf Oppositionspolitiker frei zu bekommen, die schon zehn Jahre ohne Anklage und ohne Verbindung zur Außenwelt festgehalten werden. Unter ihnen sind drei frühere Minister und eine Frau. Ihr Verbrechen: sie sind für Gerechtigkeit, Dialog und Reform eingestanden. Präsident Afewerki duldet keine Kritik und keine Einmischung. Obwohl etwa eine Million Menschen in seinem Land hungern, erfährt der Rest der Welt kaum etwas davon.
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