logo Netzwerkafrika
Während den sich steigernden Kämpfen in der westlichen Stadt Duékoué haben sich etwa 30,000 Menschen schutzsuchend im Gelände der katholischen Kirche versammelt, berichtet der Missionar, viele mit Schusswunden. Er plädierte, dass die Mission von den kriegerischen Parteien als Zufluchtsort geschützt wird. Leider fehlt es an Nahrung und sanitären Anlagen für so viele. Laut UNO Sprecher sind „robuste Patrouillen“ im Einsatz, um die Menschen zu schützen.
Anhänger des Wahlsiegers Ouattara haben heute eine Offensive gegen die bis jetzt von Gbagbo kontrollierte Stadt Duékoué gestartet. Die Angreifer wollen die strategisch wichtige Stadt im Westen des Landes erobern, um den „Terror“ in der Region zu beenden. Angesichts der eskalierenden Gewalt und der Flüchtlingsströme hat die westafrikanische Staatengemeinschaft ECOWAS schon letzte Woche die UNO aufgefordert, ihr Mandat zu verstärken.
Angeworben von Gbagbos Jugendminister Goude, haben sich Tausende Aktivisten an einem Militärstützpunkt versammelt, um für den abgewählten und gegen Anhänger des rechtmäßigen Präsidenten Ouattara zu kämpfen und das Land „zu befreien“. Die ganze Region könnte destabilisiert werden, warnte Liberias Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf, deren Land die meisten ivorischen Flüchtlinge aufgenommen hat, obwohl das arme Liberia sich noch von seinem eigenen Bürgerkrieg erholen muss. Als größter Kakaoexporter erfreue sich die Elfenbeinküste früher des höchsten Lebensstandards in ganz Westafrika.
Nach dem AU Treffen in Addis Abeba hat der gewählte Präsident Ouattara seinem Rivalen Gbagbo das Ultimatum übermittelt. Das AU Angebot eines sicheren Rücktritts sei seine letzte Chance, die Macht „friedlich und würdevoll“ abzugeben. Auch rief Ouattara alle Sicherheitskräfte auf, sich endlich in den Dienst der Nation zu stellen.
Dieser Kampfruf zeigt Gbagbos unbeugsame Haltung. Er lässt auf friedlich demonstrierende Frauen schießen, mit mehreren Toten. Er verstaatlicht die Kakaoexporte, um sich die Einnahmen für die Bezahlung seiner Armee zu sichern. Der Norden ist von der Strom und Wasserversorgung abgeschnitten. Die Häfen sind geschlossen. Benzin und Nahrung werden knapp. 450,000 Menschen sind vertrieben, darunter 90,000 im Nachbarland Liberia. Die Eskalation der Gewalt bringt das Land immer näher an einen weiteren Bürgerkrieg.
Trotz des seit 2004 geltenden Waffenembargos der UNO liefert Weißrussland dem abgewählten aber noch amtierenden Präsidenten Gbagbo drei Kampfhelikopter. Die erste Sendung sei schon angekommen. Der Sicherheitsrat soll sich mit dem Bruch befassen. Seit den umstrittenen Wahlen im November sind mehrere hundert Menschen in Straßenschlachten umgekommen. Das ständige Kämpfen und die Waffensendungen machen das Abgleiten in einen Bürgerkrieg immer wahrscheinlicher.
Während vier AU Staatschefs zwischen den beiden Präsidenten zu vermitteln versuchten, wurden 10 Soldaten des Ex-Präsidenten Gbagbo erschossen. Kurz zuvor hatten Soldaten bei einer Demonstration sechs Anhänger von Ouattara getötet. Seit Veröffentlichung der Wahlergebnisse kamen etwa 500 Menschen ums Leben. Amnesty International spricht von einer Eskalation der Gewalt und warnt vor einem „schwarzen Loch“ der Menschenrechte.
Immer mehr Menschen müssen innerhalb des Landes und über die Grenzen hinweg Sicherheit suchen. Die Zahlen könnten rasant steigen, wenn keine Lösung zwischen den beiden Konkurrenten gefunden wird. Der international anerkannte Ouattara erwägt nun, den seit einem Monat geltenden Ausfuhrstopp für Kakao auszuweiten, um den Altpräsidenten finanziell auszubluten. Die Weltmarktpreise für Kakao sind um 10% gestiegen. Die Elfenbeinküste produziert 40% des weltweiten Kakaobedarfs.
Ein weiteres AU Expertenteam hat heute Abudja wieder verlassen, nachdem es mit den beiden Präsidenten - Gbagbo in der Présidence und Ouattara im Hôtel du Golf - und ihren Regierungen Wege aus der politischen Sackgasse gesucht hat. Inzwischen hat Gbagbo alle UN Radio Sendungen untersagt.
Gbagbo hat die Beschlagnahme der Büros der regionalen Zentralbank angeordnet, um die Kontrolle über die Staatsfinanzen halten zu können. Inzwischen wurde bekannt, dass Simbabwes Präsident Mugabe seinen starrsinnigen Freund Gbagbo mit Waffen versorgt. Ein gechartertes Antonov An-22 Frachtflugzeug hat über Weihnachten Tonnen von Waffen von Harare zur Elfenbeinküste gebracht. Als Zahlung versprach Gbagbo Erdöl.
­