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Der Campus der Hilfsorganisation Jesuit and Brothers Development Association (JBA) in der oberägyptischen Stadt Al-Minya wurde attackiert und weitgehend zerstört. JBA engagiert sich seit vielen Jahren in mehreren Städten Ägyptens für die Verbesserung des Bildungssystems besonders in armen städtischen Randgebieten. In den letzten fünf Tagen wurden 63 Kirchen angezündet und geplündert und fünf katholische Schulen zerstört. Viele Wohnhäuser und Geschäfte von Kopten wurden geplündert. Die Muslimbrüder machen die Christen für den Sturz Mursis verantwortlich.  
Die gewaltsame Räumung von zwei Camps der Anhängern des gestürzten Präsidenten Mursis in Kairo durch die Sicherheitskräfte löste im ganzen Land tagelange gewaltsame Proteste aus, bei denen bereits Hunderte von Toten zu beklagen sind. Die Regierung verhängte den Ausnahmezustand. Koptische Christen werden von den Muslimbrüdern für die Entmachtung Mursi verantwortlich gemacht und duzende christliche Kirchen sollen in Flammen aufgegangen sein. Vize-Präsident Mohamed ElBaradei trat zurück. Das Ausland kritisierte die exzessive Gewalt der Polizei.  
Während die Welt auf den Tahrir Platz und Kairos Straßen schaut, wird das unendliche Leid der afrikanischen Flüchtlinge auf der Sinai-Halbinsel kaum wahrgenommen. Dort werden Tausende, meist aus Eritrea und Somalia, von Beduinen für Lösegeld gefoltert – oft während Angehörige am Telefon die Schreie mithören. Sollten keine Zahlungen kommen, gehen Torturen und Anrufe weiter. Etwa 4,000 haben nicht überlebt; ihre Leichen wurden in die Wüste geworfen. Manche sollen sogar Opfer von Organhändlern geworden sein. Im Süden des Sinai, unweit der Folterkamps, genießen derweil ahnungslose Touristen Sonne und Strand.
Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton durfte sich zwei Stunden mit dem abgesetzten Präsidenten Mursi an einem geheimen Ort treffen. Ihm gehe es gut; auch hätte er Zugang zu Informationen durch Fernsehen und Zeitung. Vom Übergangspräsidenten Mansur forderte Ashton Mursis Freilassung, doch die Regierung besteht auf einer Untersuchungshaft. Auch sind seine Anhänger noch zu Tausenden in Kairos Straßen und schwören, dort zu bleiben, bis Mursi wieder im Amt ist.
Trotz weit verbreiteter Gewalt konnte in Kairo eine Interim-Regierung zusammengestellt werden, die auch Frauen und Christen enthält, aber keine Islamisten. Der Militärchef el-Sissi, der Präsident Mursi stürzte, wurde Vize-Premier, behält aber seinen Posten als Verteidigungsminister. Die Muslimbrüder und die konservative al-Nur Partei weigern sich, mit der neuen Administration zusammen zu arbeiten und drohen mit weiteren pro-Mursi Protesten.
Während die Staatsanwaltschaft im Rahmen der Untersuchungen in die blutige Gewalt das Einfrieren von Vermögen von 14 Islamisten (9 davon Muslimbrüder) angeordnet hat, gehen die Unruhen auf den Straßen zwischen Mursis Anhängern und Gegnern weiter. Allein in der letzten Nacht soll es 7 Tote und 260 Verletzte gegeben haben.
In der Stadt Arisch auf der Sinai-Halbinsel hat eine Terrorgruppe den Anschlag verübt, be dem es Tote und Verletzte gab. Die instabile Sicherheitslage mit Entführungen und Pipeline Explosionen hat sich seit Mursis Sturz verschlechtert. Unzufriedenen Beduine und radikale Islamisten werden verantwortlich gemacht.
Der Interim Präsident Mansur hat endlich einen Premier ernennen können, Hazem al-Beblawi, der ökonomische und diplomatische Erfahrung hat. Auch hat er einen Plan für eine neue Verfassung mit höchstmöglicher Beteiligung, Abstimmung und Parlaments – und Präsidentschaftswahlen vorgelegt. Die Muslimbrüder, wütend über die 50 Toten beim Sturm auf das Polizeipräsidium und den Haftbefehl gegen zehn ihrer Anführer, lehnen den Plan und jeden Versöhnungsversuch ab. Sie kämpfen für Mursis Rückkehr. Die Christen, die gegen den gestürzten Präsidenten waren, sind sehr gefährdet. Auf der Sinai Halbinsel wurden ein koptischer Geistlicher und ein Geschäftsmann ermordet.
Nach dem Sturz von Staatschef Mursi ist Adli Mansur, Präsident des Verfassungsgerichts, als Übergangspräsident vereidigt worden. Die Armee kündigte die Einsetzung einer Übergangsregierung sowie Neuwahlen an. Mursi steht unter Hausarrest. Führende Mitglieder der Muslimbruderschaft wurden verhaftet.
Seit seiner Ernennung vor einer Woche gab es Proteste von allen Seiten. Er konnte sein Büro nie betreten. Jetzt tritt er zurück, weil er der Welle der Empörung nicht entgegen treten konnte. Er soll als Mitglied der Gamaa al-Islamiya in 1997 für den Mord an 58 ausländischen Touristen in Luxor mitverantwortlich gewesen sein.
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