Zum dritten Mal seit dem Sturz Mubaraks sind die 53 Mio. Ägypter aufgerufen, über eine neue Verfassung abzustimmen. Der neue Entwurf soll den Bürgern mehr Rechte einräumen, aber, mehr noch, die Macht des Militärs stärken. Die meisten Parteien und das Militär werben für ein „Ja“. Auch der koptisch-orthodoxe Papst Tawadros II appellierte an die Ägypter, den Entwurf als möglichen Weg zum Frieden anzunehmen. Die Islamisten boykottieren.
Ein Berufungsgericht hat die schweren Haftstrafen gegen 21 Frauen und Mädchen von elf Jahren auf Bewährung runter gesetzt. Sie waren beschuldigt, pro-Mursi Proteste angestiftet zu haben. Nun wehren sie sich auch gegen das mildere Urteil. Bereits bei dem ersten Verfahren hatten sie sich „Freiheit“ auf die Handflächen geschrieben und sie in Gesten immer wieder der Presse gezeigt.
21 Frauen, darunter sieben Teenager, wurden in Alexandria zu elf Jahren Haft verurteilt, weil sie gegen die Entmachtung von Präsident Mursi demonstriert hatten. Weitere Anklagen sind Sabotage und Anwendung von Gewalt. Sechs Muslimbrüder erhielten in absentia 15 Jahre Haft wegen Anstiftung zu Unruhen.
20,000 Polizisten waren bereit, in Kairos Straßen Aufstände zu verhindern. Doch kurz nach Beginn der ersten Sitzung hat der Richter die Verhandlung unterbrochen, als die Angeklagten Parolen riefen und Mursi beteuerte, „der legitime Präsident Ägyptens“ zu sein. Der Prozess wurde auf den 8. Januar 2014 verschoben.
Drei Menschen, darunter ein acht-jähriges Mädchen, kamen um, als maskierte Motorradfahrer auf die Hochzeitsgäste feuerten, als diese aus der koptisch christlichen Kirche in Kairo kamen. Es gab schon länger Spannungen zwischen Kopten und Muslimen, aber seit dem Sturz von Mursi werden die Angriffe häufiger und heftiger.
Der Machtkampf zwischen Muslimbrüdern und Gegnern ist erneut eskaliert. Am Nationalfeiertag soll es landesweit 51 Tote und über 240 Verletzte gegeben haben. 400 Anhänger der Bruderschaft seien festgenommen worden. Die Islamisten rufen zu weiteren Protesten gegen die Entmachtung ihres Führers Mursi auf. Die Fronten verhärten sich.
Der koptische Bischof der Provinz Al-Minya, Anba Makarios, entkam nur knapp einem Mordanschlag. Der Kirchenmann und sein Fahrer konnten, nachdem ihr Auto beschossen wurde, ins Haus eines Christen flüchten. Daraufhin feuerten die Angreifer auf das Haus. Die Polizei traf erst viel später ein. Laut IGFM markieren in derselben Gegend Islamisten immer noch die Häuser und Geschäfte von Christen mit Sprühfarbe. Sie werden dann kurz drauf angezündet.
Ein Kairoer Gericht hat entschieden, dass die Muslim Bruderschaft, wie in Mubaraks Zeiten, illegal ist. Ihr Eigentum soll beschlagnahmt werden und jegliche Tätigkeit verboten sein. Als eins ihrer Mitglieder, Mohammed Mursi, Staatspräsident wurde, war sie auf der Höhe ihrer Macht. Doch der gewalttätige Widerstand nach Mursis Sturz führte zur Verhaftung der Anführer und dem Verbot der Bruderschaft.
Ein Gericht hat die Schließung von vier Fernsehstationen angeordnet, darunter das ägyptische Studio von AlJazeera, den Sender der Muslim Brüder Ahar25 und zwei weitere islamistische Programme. Drei Journalisten des populären Katar-Senders AlJazeera wurden des Landes verwiesen.
Die Opfer der Repression durch das Militär wird auf 1000 bis 1500 Menschen geschätzt und nimmt weiter zu. Nachdem die kritischen lokalen Medien weitgehend ausgeschaltet sind, werden auch ausländische Korrespondenten in ihrer Arbeit gehindert. Der Anführer der Muslimbrüder, Mohammed Badiew, wurde verhaftet, während Ex-Präsident Hosni Mubarak auf seine Freilassung wartet. Der zurückgetretene Viz-Präsident, Mohammed el Baradei, soll wegen Hochverrat angeklagt werden. Die neue Führung ist wenig beeindruckt von Androhungen der USA und der EU, Finanzhilfen zu streichen. Saudiarabien und Russland sind bereit, die Verluste auszugleichen, während Katar weiterhin die Muslimbrüder unterstützt.