Die neue Regierung hat das Ermittlungsverfahren gegen den Anfang April festgenommenen Ex-Präsidenten Gbagbo und seine engen Mitarbeiter in dem monatelangen Machtkampf eingeleitet. Während die Bevölkerung sich müht, nach der wütenden Zerstörung zur Normalität zurück zu finden, wurde der bekannte Milizchef Coulibaly, der Ouattara zum Sieg verhalf, von Regierungstruppen getötet.
Einen Tag nach seiner Festnahme wurde der Ex-Präsident Gbagbo an einen anderen unbekannten Ort gebracht, sagte ein UN-Sprecher. Seine Sicherheit jedoch sei garantiert. Da manche seiner Soldaten und Milizen eine Kapitulation ablehnen, ist Abidjan instabil mit sporadischen Schießereien in verschiedenen Stadtteilen. Ein Sprecher für den alten Machthaber beschuldigt französische Spezialtruppen, in ihrer alten Kolonie einen Putsch zugunsten Ouattaras verübt zu haben.
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung stellt dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WEP) 1 Million Euro zu Verfügung. Die Versorgung der Flüchtlinge in der Elfenbeinküste und in Liberia soll damit gesichert werden. Während der monatelangen Unruhen waren viele hunderttausende Menschen auf der Flucht. Mehr als 130.000 sind allein in das Nachbarland Liberia geflohen.
Französische und UN Kräfte haben den japanischen Botschafter mit einem Helikopter in Sicherheit gebracht, nachdem seine Botschaft in der Nähe von Gbagbos bekämpfter Residenz angegriffen wurde. Andere Länder haben um ähnliche Aktionen gebeten, um ihre Diplomaten aus Abidjan herauszuholen.
Trotz Gerüchten um seinen Rücktritt scheint der Altpräsident sich immer noch zu weigern, die Macht an seinen Rivalen abzugeben. Während er sich verschanzt und seine eigenen Soldaten ihn in Scharen verlassen – nach Augenzeugen sollen in der letzten Nacht viele in einer Kirche Uniform und Waffen abgelegt haben – plant die UNO seine Abreise ins Exil. Die AU verurteilt das Eingreifen der UNO und Frankreichs. Gbagbo soll gehe, aber nicht von ausländischen Truppen dazu gezwungen werden.
Frankreichs Verteidigungsminister glaubt, dass die Krise „binnen Stunden vorüber“ sei. Auf Bitten von Ban Ki Moon waren neben UN-Truppen auch französische Hubschrauber im Einsatz, um den Präsidentenpalast anzugreifen und Gbagbos Waffenlager zu zerstören. Gbagbo selbst soll zurzeit über Bedingungen einer Kapitulation verhandeln.
Das Internationale Rote Kreuz berichtet von über 800 Toten allein in der Stadt Duékoué. „Zahlreiche Massengräber“ sollen im Westen gefunden worden sein. Die beiden Gruppen schieben sich gegenseitig die Verantwortung für die Opfer zu. Die letzte Runde des Machtkampfes wird nun in der größten Stadt Abidjan ausgetragen. Dort ist ein Direktor der Caritas, ein Priester der Erzdiözese, von Ouattara Anhängern verschleppt worden. Etwa eine Million Menschen sollen in dem ehemaligen Musterstaat auf der Flucht sein.
Seit Beginn ihrer dramatischen Offensive am Montag haben Ouattara-treue Truppen ein Dutzend Städte erobert, darunter den Kakao Exporthafen San Pedro und die Hauptstadt Yamoussoukro. Jetzt ist Abidjan, die Wirtschaftsmetropole und Hochburg von Gbagbo, heftig umkämpft. Gbagbos Armeechef hat sich abgesetzt und französisches Militär soll in den tobenden Konflikt eingegriffen haben.
Während den sich steigernden Kämpfen in der westlichen Stadt Duékoué haben sich etwa 30,000 Menschen schutzsuchend im Gelände der katholischen Kirche versammelt, berichtet der Missionar, viele mit Schusswunden. Er plädierte, dass die Mission von den kriegerischen Parteien als Zufluchtsort geschützt wird. Leider fehlt es an Nahrung und sanitären Anlagen für so viele. Laut UNO Sprecher sind „robuste Patrouillen“ im Einsatz, um die Menschen zu schützen.
Anhänger des Wahlsiegers Ouattara haben heute eine Offensive gegen die bis jetzt von Gbagbo kontrollierte Stadt Duékoué gestartet. Die Angreifer wollen die strategisch wichtige Stadt im Westen des Landes erobern, um den „Terror“ in der Region zu beenden. Angesichts der eskalierenden Gewalt und der Flüchtlingsströme hat die westafrikanische Staatengemeinschaft ECOWAS schon letzte Woche die UNO aufgefordert, ihr Mandat zu verstärken.