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In einem staubigen Vorort von Addis Abeba werden „SoleRebels“ (Sohlen Rebellen) hergestellt. Das Besondere: alte Autoreifen und lokale Materialien werden per Hand zu modischen, hochwertigen Schuhen verarbeitet. Mit dem Fairtrade-Siegel ausgezeichnet, sind sie in den Modemetropolen von New York bis Tokio sehr begehrt. Die Chefin, Tilalum Alemu, war 25 Jahre alt, als sie die Firma vor sieben Jahren gründete. Ihre 300 Beschäftigten - in Zulieferung und Produktion - erfreuen sich eines fairen Gehalts und persönlicher Förderung. 70,000 Paar Schuhe haben inzwischen das Werk verlassen, 99% für den Export, und der Boom geht weiter.
Der überraschende Tod des Regierungschefs Meles Zenawi, der sein Land zu einer der meist florierenden Wirtschaften Afrikas machte, Friedenstruppen nach Somalia schickte, dem Südsudan eine Pipeline zum Golf von Aden versprach und auch in andern Nachbarländern mitmischte, macht die Zukunft der Region ungewiss. Während manche einen Zerfall fürchten, sehen andere eine Chance für die Demokratie, die unter Zenawi mit seinen Zwangsumsiedlungen, Hinrichtungen, vollen Gefängnissen und Verfolgung von Journalisten nicht möglich gewesen wäre.
Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde das verstorbene Oberhaupt der orthodoxen Kirche, Abune Paulos, in Addis Abeba beigesetzt. Der vier Tage später verstorbene Premierminister Meles Zanawi wird am 2. September bestattet. Beide hatten ihre Führungspositionen nach dem Sturz des Diktatur Mengistus 1991 übernommen und eng zusammengearbeitet.  
Ministerpräsident Meles Zenawi starb an einer Infektion in einem belgischen Krankenhaus. Tausende Bürger säumten die Straßen der Hauptstadt bei der Ankunft seines Leichnams. Der 57-jährige Meles stürzte nach einem blutigen Bürgerkrieg 1991 die Regierung Mengistus. Er leistete einen großen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes und nutzte die jährlichen 4 Milliarden Dollar Auslandhilfen effizient. Kritisiert wurde er für seine brutale Unterdrückung der Opposition, von denen nach der letzten Wahl 30000 im Gefängnis landeten. Der Westen unterstützte ihn als Partner im Kampf gegen den islamischen Terrorismus. Bis zu den Neuwahlen 2015 soll der stellvertretende Ministerpräsident, Hailemariam Desalegn, die Regierungsgeschäfte übernehmen.  
Die Abwesenheit des Ministerpräsidenten bei wichtigen politischen Ereignissen haben Gerüchte über Meles Zanawis prekären Gesundheitszustand verstärkt. Da die Medien nicht über seine Gesundheitszustand berichten, gibt es inoffizielle Spekulationen über die mögliche Nachfolge Meles, der das Land seit 21 Jahren regiert.  
Premier Meles Zenawi soll sich in einer „kritischen Situation“ in einem Brüsseler Krankenhaus befinden, ein Bericht, den die Regierung in Addis Abeba dementiert. Zenawi hat zum ersten Mal beim AU-Gipfel am Wochenende in seiner Hauptstadt gefehlt; er wurde zuletzt öffentlich bei dem G20 Treffen im Juni in Mexiko gesehen. Meles Zenawi führt sein Land seit 1991, hat es mit großzügigen Geldzuwendungen geschafft, zweistellige Wachstumsraten zu erzielen, aber hält eine eiserne Hand über sein Volk. Unter dem Anti-Terror Gesetz wurden kürzlich 24 Männer zu hohen Haftstrafen verurteilt, darunter der berühmte Blogger Eskinder Nega und der Oppositionspolitiker Andualem Arage, die jeweils 18 Jahre und lebenslang erhielten.
Die aus 54 afrikanischen Ländern bestehende AU ist zehn Jahre alt, aber riesige Probleme warten auf Lösung: die Lage in Mali, im Südsudan und in Guinea-Bissau. Dazu sollen Gespräche über verbesserte Handelsbeziehungen stattfinden. Die im Januar misslungene Wahl eines Kommissionschefs muss wiederholt werden und könnte einen Machtkampf hervorrufen. Während der Woche tagen Minister und Experten; die Staatschefs kommen am Wochenende dazu.
Camper, die einen Sack Müll in den aktiven Lavasee des Erte Ala Vulkans im afrikanischen Grabenbruch warfen, staunten nicht wenig, als in Sekundenschnelle die Lava brodelte und glühende Fontänen nach oben schossen. Wissenschaftler halten es für möglich, dass auf diese Weise eine volle Eruption ausgelöst werden kann.
Zehn Tausende werden von der Regierung gewaltsam aus dem Omo Tal verdrängt, weil staatliche Zuckerrohrplantagen entstehen sollen. Über längere Zeit wurden die Bewohner eingeschüchtert und ihrer Herden beraubt. Der Gibe III Damm, der für die Bewässerung genutzt werden soll, wird, wenn fertig gestellt, Afrikas größter Damm und der viertgrößte weltweit sein. Er ist von Anfang an sehr umstritten, weil er nicht nur Äthiopiern im Omo Tal, sondern auch Kenianern um den Turkana See das nötige Wasser für ihre Lebensgrundlage nimmt.
Letzte Woche haben die 700 Teilnehmer am 22. Wirtschaftsforum für Afrika in Addis Abeba das enorme Potenzial Afrikas und die positiven Veränderungen gewürdigt, waren sich aber auch einig, dass noch zu viele Millionen Menschen Hunger leiden. Die Nahrungsunsicherheit birgt die Gefahr von Konflikten. Obwohl Mengen von landwirtschaftlichen Produkten erzeugt werden, gibt es zu wenige Möglichkeiten zur Weiterverarbeitung, Lagerung und Vermarktung. Wichtig ist, die vielen Kleinbauern mit Mitteln und Wissen zu befähigen, vom Land zu leben; dann könnte auch die Wertschöpfungskette ausgebaut werden.
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