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Das Internationale Rote Kreuz berichtet von über 800 Toten allein in der Stadt Duékoué. „Zahlreiche Massengräber“ sollen im Westen gefunden worden sein. Die beiden Gruppen schieben sich gegenseitig die Verantwortung für die Opfer zu. Die letzte Runde des Machtkampfes wird nun in der größten Stadt Abidjan ausgetragen. Dort ist ein Direktor der Caritas, ein Priester der Erzdiözese, von Ouattara Anhängern verschleppt worden. Etwa eine Million Menschen sollen in dem ehemaligen Musterstaat auf der Flucht sein.
Seit Beginn ihrer dramatischen Offensive am Montag haben Ouattara-treue Truppen ein Dutzend Städte erobert, darunter den Kakao Exporthafen San Pedro und die Hauptstadt Yamoussoukro. Jetzt ist Abidjan, die Wirtschaftsmetropole und Hochburg von Gbagbo, heftig umkämpft. Gbagbos Armeechef hat sich abgesetzt und französisches Militär soll in den tobenden Konflikt eingegriffen haben.
Während den sich steigernden Kämpfen in der westlichen Stadt Duékoué haben sich etwa 30,000 Menschen schutzsuchend im Gelände der katholischen Kirche versammelt, berichtet der Missionar, viele mit Schusswunden. Er plädierte, dass die Mission von den kriegerischen Parteien als Zufluchtsort geschützt wird. Leider fehlt es an Nahrung und sanitären Anlagen für so viele. Laut UNO Sprecher sind „robuste Patrouillen“ im Einsatz, um die Menschen zu schützen.
Anhänger des Wahlsiegers Ouattara haben heute eine Offensive gegen die bis jetzt von Gbagbo kontrollierte Stadt Duékoué gestartet. Die Angreifer wollen die strategisch wichtige Stadt im Westen des Landes erobern, um den „Terror“ in der Region zu beenden. Angesichts der eskalierenden Gewalt und der Flüchtlingsströme hat die westafrikanische Staatengemeinschaft ECOWAS schon letzte Woche die UNO aufgefordert, ihr Mandat zu verstärken.
Angeworben von Gbagbos Jugendminister Goude, haben sich Tausende Aktivisten an einem Militärstützpunkt versammelt, um für den abgewählten und gegen Anhänger des rechtmäßigen Präsidenten Ouattara zu kämpfen und das Land „zu befreien“. Die ganze Region könnte destabilisiert werden, warnte Liberias Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf, deren Land die meisten ivorischen Flüchtlinge aufgenommen hat, obwohl das arme Liberia sich noch von seinem eigenen Bürgerkrieg erholen muss. Als größter Kakaoexporter erfreue sich die Elfenbeinküste früher des höchsten Lebensstandards in ganz Westafrika.
Nach dem AU Treffen in Addis Abeba hat der gewählte Präsident Ouattara seinem Rivalen Gbagbo das Ultimatum übermittelt. Das AU Angebot eines sicheren Rücktritts sei seine letzte Chance, die Macht „friedlich und würdevoll“ abzugeben. Auch rief Ouattara alle Sicherheitskräfte auf, sich endlich in den Dienst der Nation zu stellen.
Dieser Kampfruf zeigt Gbagbos unbeugsame Haltung. Er lässt auf friedlich demonstrierende Frauen schießen, mit mehreren Toten. Er verstaatlicht die Kakaoexporte, um sich die Einnahmen für die Bezahlung seiner Armee zu sichern. Der Norden ist von der Strom und Wasserversorgung abgeschnitten. Die Häfen sind geschlossen. Benzin und Nahrung werden knapp. 450,000 Menschen sind vertrieben, darunter 90,000 im Nachbarland Liberia. Die Eskalation der Gewalt bringt das Land immer näher an einen weiteren Bürgerkrieg.
Trotz des seit 2004 geltenden Waffenembargos der UNO liefert Weißrussland dem abgewählten aber noch amtierenden Präsidenten Gbagbo drei Kampfhelikopter. Die erste Sendung sei schon angekommen. Der Sicherheitsrat soll sich mit dem Bruch befassen. Seit den umstrittenen Wahlen im November sind mehrere hundert Menschen in Straßenschlachten umgekommen. Das ständige Kämpfen und die Waffensendungen machen das Abgleiten in einen Bürgerkrieg immer wahrscheinlicher.
Während vier AU Staatschefs zwischen den beiden Präsidenten zu vermitteln versuchten, wurden 10 Soldaten des Ex-Präsidenten Gbagbo erschossen. Kurz zuvor hatten Soldaten bei einer Demonstration sechs Anhänger von Ouattara getötet. Seit Veröffentlichung der Wahlergebnisse kamen etwa 500 Menschen ums Leben. Amnesty International spricht von einer Eskalation der Gewalt und warnt vor einem „schwarzen Loch“ der Menschenrechte.
Immer mehr Menschen müssen innerhalb des Landes und über die Grenzen hinweg Sicherheit suchen. Die Zahlen könnten rasant steigen, wenn keine Lösung zwischen den beiden Konkurrenten gefunden wird. Der international anerkannte Ouattara erwägt nun, den seit einem Monat geltenden Ausfuhrstopp für Kakao auszuweiten, um den Altpräsidenten finanziell auszubluten. Die Weltmarktpreise für Kakao sind um 10% gestiegen. Die Elfenbeinküste produziert 40% des weltweiten Kakaobedarfs.
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