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Nachdem die Vereinigung der Ordensleute und der Laienrat die Wahlen vom 28.11.2011 als betrügerisch bezeichnet und die neue Regierung als illegitim und illegal erklärt hatten, hat auch die Vollversammlung der Bischöfe in einer kritischen Stellungnahme die Glaubwürdigkeit der veröffentlichen Resultate in Frage gestellt. Die schon gespannten Beziehungen zwischen Kirche und Staat dürften sich weiter verschärfen.
Weil Kardinal Laurent Monsengwo sich kritisch über die vorläufigen Ergebnisse der Präsidentenwahl am 28. November geäußert hat, wird er vom öffentlichen Fernsehen „persönlich attackiert“. Der Präsident der Bischofskonferenz forderte den Premier auf, die Medienkampagne gegen den Kardinal zu beenden.
Nachdem der Oberste Gerichtshof den Wahlsieg Joseph Kabilas bestätigt hatte, wurde der 40-jährige Amtsinhaber als neuer Präsident vereidigt. Die USA und die EU hatten die massiven Unregelmäßigkeiten bei den Wahlen kritisiert. Die Afrikanische Union bezeichnete die Wahlen als Erfolg. Zimbabwes Robert Mugabe war als einziger Staatschef nach Kinshasa gekommen. Westlichen Botschaftern wurde gedroht, zur persona non grata erklärt zu werden, wenn sie nicht an der Zeremonie teilnähmen. 79 Jahre alter Oppositionskandidat Etienne Tshisekedi erkennt die Wahlresultate nicht an und will sich selbst nächste Woche als Präsident vereidigen lassen. Die Wahlkommission CENI hat die Auszählung der Ergebnisse der Parlamentswahlen, an der sich 18.000 Kandidaten präsentierten, gestoppt und bittet um internationale Hilfe.   
Obwohl der unterlegene Tshisekedi das Resultat als Fälschung bezeichnete und sich selbst als Präsident ausrief, blieben bis jetzt die ganz großen Zusammenstöße aus, weil er seine Anhänger gebeten hat, „Ruhe zu bewahren“ und auch weil die Polizei pausenlos im Einsatz war. Von der katholischen Kirche, die 30,000 Wahlbeobachter für 64,000 Wahlbüros gestellt hatte, gab es bisher noch keine Äußerung.
Die Wahlkommission hat die Veröffentlichung der Ergebnisse vom 28 November wegen technischen Problemen um 48 Stunden verschoben, weil noch Säcke von ungezählten Stimmzetteln und unbearbeiteten Wahldokumenten in Kinshasa ankamen. Inzwischen musste die Bereitschaftspolizei in mehreren Städten einrücken. Weitere Unruhen werden befürchtet, ganz gleich wer gewinnt.
Die kongolesischen Bischöfe sehen die Situation im Land nach Veröffentlichung von Teilergebnissen als äußert explosiv. Präsident Kabila, der durch vorhergehende Verfassungsänderungen (einfache Mehrheit und nur ein Wahlgang) und durch Manipulation den Weg für einen Sieg geebnet hat, liegt vorne. Die Bischöfe appellieren an das Volk, sich ruhig zu verhalten, an den Sieger, zum Wohl des Volkes sein Amt anzutreten, an die Verlierer, den Ausgang anzunehmen oder nur legal Einspruch zu erheben und an die Sicherheitskräfte, unparteiisch zum Wohl der Menschen zu arbeiten. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz ruft zu „Ruhe und Abwarten“ auf.
Trotz vieler Mängel – Gewalt, Betrug, Verzögerung – ist die zweite demokratische Wahl verhältnismäßig gut gelaufen, besonders wenn man die enormen logistischen Herausforderungen in dem großen Land mit fehlender Infrastruktur bedenkt. Wie die Verlierer und ihre Anhänger bei Veröffentlichung der Resultate reagieren werden, bleibt abzuwarten.
Kein Kandidat und keine Partei hat ein Programm für die Gesellschaft hinter den demagogischen Wahlversprechen, meinte ein Sprecher der Nationalen Union Katholischer Lehrer. 19,000 Kandidaten aus 413 Parteien und elf Anwärter auf das Präsidentenamt erschweren die Vorbereitungen und sorgen für Zusammenstöße. Logistische Probleme könnten nun die für den 28. November geplante Wahl um einige Tage hinausschieben.
Seit dem 6. November schleudert Mt Nyamulagira im Virunga Nationalpark 200m Lava Fontänen in die Luft. Die glühende Lavamasse fließt durch ein unbewohntes Gebiet. Für Touristen wurde ein Camp errichtet. Der Nachbar Vulkan Mt Nyiragongo zerstörte in der Eruption von 2002 einen Großteil der Stadt Goma, so dass 350,000 Menschen fliehen mussten.
In einer Pressekonferenz in Kinshasa hat Kardinal Monsendwo die wachsende Gewalt in der Wahlkampagne angeprangert und die Bevölkerung zu Ruhe und Ordnung aufgerufen. Er verurteilte das „barbarische Verhalten“ von Bürgen eines Landes, die sich „wie Feinde bekriegen“.

Zitat

„Wir müssen die Zeit nutzen,
um auf einen radikalen Wandel hinzuarbeiten...

Wir haben in diesen Wochen gelernt,
dass wir auf einem kranken Planeten nicht gesund leben können."

Erklärung des Jesuitenordens in Europa

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