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Ein dienstfreier Polizist eröffnete das Feuer im Zug zwischen Assiut und Kairo, tötete einen Christen und verletzte fünf weitere, vier von ihnen Kopten. Das Motiv ist nicht bekannt, doch die angespannte Lage nach dem Bombenanschlag auf die koptische Kirche in Alexandria verschärft sich. Verärgert über Papst Benedikts Appell, die christlichen Minderheiten besser zu schützen, hat Ägypten seine Vatikan Botschafterin zu Beratungen zurück gerufen.
Der koptische Kirchenführer Shennouda III hat die christlichen Demonstranten, die in Wut und Angst gegen den blutigen Anschlag auf ihre Kirche in Alexandria in der Silvesternacht protestierten, aufgerufen, Ruhe zu bewahren. Zugleich appellierte er an die Regierung in Kairo, der seit längerem herrschenden religiösen Intoleranz entgegen zu treten.
Die Menschenhändler, die in der Wüste Sinai eine Gruppe von Flüchtlingen unterwegs nach Israel festhalten, um von ihnen Lösegeld zu erpressen, haben zwei orthodoxe Diakone in der Gruppe getötet. Andere, auch Frauen, sollen gefoltert worden sein und kurz vor dem Tod stehen. Die Migranten kommen meist von Eritrea, Somalia, Sudan und Äthiopien.
Schon über einen Monat halten ägyptische Menschenhändler etwa 80 Geiseln, meist aus Eritrea, unter entwürdigenden Bedingungen fest. Sechs von ihnen wurden in den letzten Tagen ermordet. Etwa 250 Flüchtlinge hatten versucht, über Ägypten nach Israel zu kommen und wurden gekidnappt. Papst Benedikt rief auf zu Solidarität mit den kranken, hungernden und misshandelten Geiseln.
In der 2. Runde der gestrigen Parlamentswahl fehlten die Muslimbrüder und die liberale Wafd Partei. Sie hatten der Regierung Wahlbetrug bei der ersten Runde vorgeworfen und boykottierten den zweiten Urnengang. Die Abstimmung soll allgemein reibungslos verlaufen sein, doch die Opposition ist praktisch ausgelöscht. Unabhängige Wahlbeobachter waren nicht zugelassen.
Bei den gestrigen Parlamentswahlen ist ein Sieg für Präsident Mubaraks Nationaldemokraten vorauszusehen. Die Frage ist, wie viel Einfluss die vielfach schikanierten Oppositionsparteien, besonders die Muslimbruderschaft, haben werden. Die Wahl könnte ein Test für die Präsidentschaftswahl 2011 sein. Sollte der seit 1981 regierende Mubarak nicht mehr für eine sechste Amtszeit antreten, gilt sein Sohn Gamal als Favorit.
Israel will nun die schon länger geplante Barriere mit elektrischem Zaun und Überwachungsanlagen errichten. Nachdem der Fluchtweg über das Mittelmeer schwieriger geworden ist, gehen jede Woche hunderte afrikanischer Migranten auf dem einzig möglichen Landweg durch die Sinai-Wüste über die weitgehend ungeschützte ägyptisch-israelische Grenze. Seit Januar 2010 waren es etwa 11,000, die sich nicht durch schießende ägyptische Soldaten und raubende Beduinen abschrecken lassen, weil sie ein besseres Leben suchen. Neben Tausenden anerkannter Flüchtlinge leben in Israel zig Tausende Illegale, besonders in Tel Aviv, das sich „in eine Infiltrantenstadt verwandeln“ könnte.
Im Süden Ägyptens haben Muslime zehn Häuser von koptischen Christen in Brand gesteckt. Der Grund könnte eine angebliche Affäre zwischen einer Muslimin und eines Christen sein. Sicherheitskräfte haben mehrere Jugendliche festgenommen und das Dorf in der Qena Provinz abgeriegelt, um ein Ausbreiten der Gewalt zu verhindern.
Ein New Yorker Museum wird im kommenden Jahr 19 Gegenstände, die wahrscheinlich in König Tutankhamuns Grab gefunden wurden, an Ägypten zurück geben. Das Grab des jungen Pharao wurde 1922 entdeckt. Die Gegenstände hätten Ägypten nie verlassen dürfen.
Während sich immer mehr Anrainerstaaten um das kostbare Nilwasser streiten wird das Wasser in Ägypten immer knapper. Die totale Abhängigkeit vom Fluss, die schnell wachsende Bevölkerung (1,6 Mill. jährlich), die fortschreitende Industrialisierung und die drohende Versalzung des Nildeltas durch aufsteigendes Meerwasser lassen keine Kürzung zu. Doch die Oberanrainer, besonders Uganda und Äthiopien, machen ihre Ansprüche deutlich. Konflikte sind in Zukunft fast unvermeidbar.

Zitat

„Wir müssen die Zeit nutzen,
um auf einen radikalen Wandel hinzuarbeiten...

Wir haben in diesen Wochen gelernt,
dass wir auf einem kranken Planeten nicht gesund leben können."

Erklärung des Jesuitenordens in Europa

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