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Vier Tote und mindestens 420 Verletzte kosteten die neuesten Zusammenstöße, in denen Tausende demonstrierten, als die Polizei die Angeklagten in den blutigen Fußball-Krawallen vom vergangenen Jahr verlegen wollte.
Als erster Präsident seit der islamischen Revolution in 1979 kam Ahmadinedschad nach Ägypten für das Gipfeltreffen islamischer Länder. Mursi begrüßte ihn mit Bruderkuss; ein führender sunnitischer Kleriker beschimpfte ihn, und ein Syrer versuchte einen Schuhangriff, der vom Iran runter gespielt wurde. Die Annäherung ist nur möglich seit die Islamisten Ägypten regieren. Ägypten hofft nun auf iranische Investitionen und der Iran sucht die Unterstützung Ägyptens gegen die wachsende internationale Isolation.
Die Verhängung von 21 Todesurteilen über Fußballfans, die für die blutigen Stadionkravallen vor einem Jahr in Port Said verantwortlich waren, nur einen Tag nach dem emotionsgeladenen zweiten Jahrestag der Revolution ließ die Gewalt eskalieren. In fünf Tagen von Straßenschlachten starben 52 Menschen. Trotz Ausgangssperre und Dialogangeboten gehen die Proteste gegen Mursi und die ihn unterstützende Muslimbruderschafr weiter. Mursi hat die Armee zu Hilfe gerufen. Der Verteidigungsminister al-Sisi warnt vor einem Zusammenbruch des Staates, wenn die politischen Kräfte nicht zu einer Einigung kommen. Oppositionsführer el-Baradei fordert eine Einheitsregierung und eine Reform der neuen Verfassung.
Am 2. Jahrestag des Beginns der Revolution wollen protestierende Gruppen zum Tahrir-Platz ziehen. Präsident Mursi hofft auf friedliche Kundgebungen, doch die Opposition und liberale Jugendbewegung demonstrieren gegen die Politik der regierenden Islamisten, gegen die neue Verfassung und gegen den allgemeinen Zerfall. Die Islamisten hätten die hochgesteckten Ziele und Hoffnungen des „arabischen Frühlings“ zerschlagen. Die Revolution müsse weiter gehen.
Kopten, Katholiken und Protestanten wollen nächste Woche einen Rat bilden, der in der zunehmend muslimisch geprägten Gesellschaft die Anwesenheit der Christen stärken und ihre Aktivitäten koordinieren soll. Auch soll er den Christen mehr politisches Gewicht geben. Leiter wird der koptisch-orthodoxe Patriarch Tawadros II. sein.
Ein mit 1,300 Soldaten besetzter Zug fuhr bei Gizeh auf einen Güterzug auf. 19 Menschen kamen ums Leben; über 100 wurden verletzt. Der Zugführer hielt trotz Warnung an seiner stark überhöhten Geschwindigkeit fest. Erst im November starben über 50 Menschen, meist Kinder, in einem Unglück bei Kairo.
Aus Anlass des koptischen Weihnachtsfestes, trafen sich Hunderte von Christen und Muslimen in einer evangelischen Kirche in Kairo. Sie waren nach dem Freitagsgebet in Prozession von der Moschee dorthin gezogen. Als zwei Tage vorher in der Georgskirche ein Brand ausbrach, war es ein junger Muslim, der über den Lautsprecher der Moschee um Hilfe gerufen hat, so dass die Feuerwehr schnell zur Stelle war und den Schaden begrenzen konnte.
Nach blutigen Straßenschlachten zwischen Anhägern und Gegnern des Präsidenten, hat Mursis Fernsehansprache noch mehr Wut und Hass ausgelöst. Er gehe nicht von dem geplanten Referendum über den islamistisch geprägten Verfassungsentwurf ab; für die Gewalt im Land seien nur seine Gegner verantwortlich.
Ein Gericht in Kairo will sieben koptische Christen „in absentia“ zum Tode verurteilen, weil sie an dem umstrittenen Schmähfilm „Unschuld der Muslime“ mitgewirkt haben. Nach seinem Erscheinen im Internet im September sorgte der Streifen für gewaltsame Proteste. Die Angeklagten sind gebürtige Ägypter und leben alle außer Landes.
Proteste gegen Mursis Erlass, dass seine Entscheidungen bis zu einer neuen Verfassung unanfechtbar sind, gehen weiter und nehmen an Heftigkeit zu. Es gab bereits ein Todesopfer und etwa 60 Verletzte in Straßenkämpfen zwischen Mursis Anhängern und Gegnern. Er selbst will sich mit den streikenden Richtern und Anwälten treffen. Oppositionspolitiker und Friedensnobelpreisträger El Baradei befürchtet, dass so viel gebündelte Macht einen Bürgerkrieg auslösen könnte.

Zitat

„Wir müssen die Zeit nutzen,
um auf einen radikalen Wandel hinzuarbeiten...

Wir haben in diesen Wochen gelernt,
dass wir auf einem kranken Planeten nicht gesund leben können."

Erklärung des Jesuitenordens in Europa

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