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Bei einer Bevölkerung von 9 Mio., von denen die meisten Christen sind, findet die Regierung 557 Konfessionen zu viel. Vor 20 Jahren waren es nur 45. Ein neues Gesetz soll die Anzahl der Freikirchen einschränken. Nur wenn eine Gruppe mehr als 500 Anhänger hat, die sich in einem richtigen Gebäude versammeln, kann sie registriert werden. Dazu soll sie vor einer staatlichen Bewilligung ein „Probejahr“ machen. Es gehe nicht um eine Eindämmung der Religionsfreiheit, sondern um „klare Regeln für alle“.
Für Regierung und Opposition ist die Zeit vor dem Wahljahr 2015, wenn über Präsidenten und Parlament abgestimmt wird, aufreibend. Schon vor einem Jahr wurde Journalisten per Gesetz ein Maulkorb verpasst. Präsident Pierre Nkurunziza liebäugelt mit einer in der Verfassung nicht vorgesehenen dritten Amtszeit. Einschüchterung der Bevölkerung gehen weiter. Das Gerücht, dass die Regierungspartei die Mitglieder ihrer Jugendliga mit Waffen versorgt, ist furchterregend. Nkurunziza dementiert, doch die UNO weiß mehr; deshalb will man sie ausschließen. Dabei ist das einzige Ziel der UNO-Beauftragten ein “stabiles, friedliches Burundi“.
In der Hauptstadt Bujumbura wird Jogging in Gruppen –bereits zwei ist eine Gruppe – als gefährlich eingestuft, weil die Oppositionspartei solche Taktiken braucht, um Aufstände zu organisieren. Einzelläufer sind nicht betroffen. Spannungen steigen vor den für 2015 geplanten Wahlen, wenn Präsident Nkurunziza eine dritte Amtszeit anstreben will.
Burundi geht durch die schlimmste Krise seit Ende des Bürgerkrieges in 2005. Nachdem Anfang Februar drei Minister der von Tutsi-dominierten Minderheitspartei UPRONA zurücktraten, hat Präsident Nkurunziza seinen Vertreter, auch UPRONA, entlassen und einen neuen Vize von derselben Partei ernannt. Die Armee will sich nicht in Streitigkeiten im komplexen Machtteilungs-System hineinziehen lassen, doch die ethischen Spannungen und die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Region: Südsudan, Zentralafrika und DR Kongo, geben Anlass zu Sorge.
Anhaltende sintflutartige Regenfälle haben Teile der Hauptstadt überflutet. Hunderte Häuser, besonders an den zum Tanganjika See abfallenden Hängen, wurden von Wasser und Schlamm weggeschwemmt. Unter den 51 Opfern sind viele Kinder. Die Zahl der Toten könnte noch steigen.
Agathon Rwasa, Anführer der Rebellengruppe FNL (Forces Nationals de Liberation), der vor drei Jahren aus Angst um seiner Sicherheit untergetauscht war, ist nach Burundi zurückgekehrt und will bei den Präsidentschaftswahlen 2015 kandidieren. Die FNL war eine der Hutu-Rebellengruppen, die in dem 12 Jahre dauernden Bürgerkrieg gegen die Tutsi-dominierte Armee kämpfte. Etwa 300.000 Menschen wurden Opfer des Konflikts.  
Dass Präsident Pierre Nkurunziza das umstrittene Pressegesetz, das harte Strafen für Nichteinhalten gesetzter Grenzen vorsieht, unterzeichnet hat, ist ein herber Rückschlag für Burundis junge Demokratie. Bis zu den nächsten Wahlen in zwei Jahren kann die Regierung ihre Kritiker mundtot gemacht haben.
Sechs Menschen starben und 35 wurden verletzt als die Polizei Hunderte von Anhängern der 30-jährigen Visionärin Zebiya daran hindern wollte, sich auf dem Berg zu versammeln. Im Dezember hatte die Polizei schon ein Kreuz an dem Erscheinungsort zerstört, um die die Versammlungen zu beenden. Das Verhältnis zur Regierung ist sehr angespannt, und die katholische Kirche distanziert sich von der Sekte.
Den ganzen Sonntag wüteten die Flammen im „Marché Central“, Burundis größtem Markt. Die Zahl der Todesopfer und das Ausmaß des Schadens sind noch nicht bekannt. Sicher ist, dass viele Händler ihre Existenzgrundlage verloren haben und dass die Teuerung vorangeht und die Preise für Grundnahrungsmittel weiter steigen.
Mit Kopfschütteln regierten Diplomaten und Menschenrechtsorganisationen auf den Bericht der Regierungskommission über außergerichtliche Hinrichtungen. Die Kommission konnte keine Fälle ausfindig machen, obwohl die UN seit 2011 Fälle von schweren Menschenrechtsverletzungen und willkürlichen Hinrichtungen registriert hatte.  

Zitat

„Wir müssen die Zeit nutzen,
um auf einen radikalen Wandel hinzuarbeiten...

Wir haben in diesen Wochen gelernt,
dass wir auf einem kranken Planeten nicht gesund leben können."

Erklärung des Jesuitenordens in Europa

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